Wer steckt hinter der Organspende-Initiative?
Was Kofi Annan und JFK mit unserer Abstimmung zu tun haben

Am 15. Mai stimmt die Schweiz über die Organspende ab. Wer nicht Nein sagt, wird künftig zum Organspender. Überraschend ist, wer den Ball für die Vorlage ursprünglich ins Rollen brachte.
Publiziert: 16.04.2022 um 12:59 Uhr
Laura Montani

Am 15. Mai stimmt die Schweiz über die Organspende ab. Bei einem Ja an der Urne wird neu gelten: Wer sich zu Lebzeiten nicht explizit dagegen entscheidet, wird zum Spender.

Ins Rollen gebracht haben die Abstimmung aber weder die Stiftung für Organspende und Transplantation (Swisstransplant) noch Ärzte oder Betroffene. Sondern ein Club junger Wirtschaftsleute aus der Westschweiz. Dieser reichte 2019 die Volks-Initiative «Organspende fördern – Leben retten» ein – mit 140'000 Unterschriften.

Später erarbeitete das Parlament einen Gegenvorschlag, und die Initiative wurde bedingt zurückgezogen. Doch wer ist eigentlich die Jeune Chambre Internationale (JCI) Riviera, die hinter dem ursprünglichen Volksbegehren steckt?

Die zweite Vorlage am 15. Mai ist das geänderte Transplantationsgesetz. Bei einem Ja gilt neu die Widerspruchslösung – wer nicht Nein sagt, wird nach dem Tod zum Organspender.
Foto: Keystone
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Auch Kofi Annan und JFK waren Mitglieder

Die Organisation mit Sitz in Montreux VD ist Teil eines grösseren Ganzen – der internationalen Organisation Junior Chamber International (JCI). JCI ist eine gemeinnützige, politisch und religiös unabhängige Organisation, erklärt Julien Cattin, Mitglied von JCI und des Initiativkomitees auf Anfrage von Blick. Die JCI Riviera sei eine von 5000 unabhängigen lokalen Organisationen, die über fünf Kontinente und mehr als hundert Länder weltweit verteilt sind. Zu den prominentesten internationalen Mitgliedern gehörten Umweltschützer und Politiker Al Gore (74) und die US-amerikanischen Präsidenten Bill Clinton (74) und John F. Kennedy (†1963).

Die 200'000 Mitglieder – auch als «Jaycees» bezeichnet – sind zwischen 18 und 40 Jahren alt und repräsentieren nach eigenen Angaben «kreative, mutige und offene Bürger». Es handelt sich vor allem junge Wirtschaftsleute, die sich für die eigenverantwortliche Zivilgesellschaft engagieren. In der Schweiz bestehe die JCI aus fast 70 lokalen Kammern mit über 3150 Mitgliedern, erläutert Cattin, der selbst Zimmermann ist.

Für die Gemeinschaft

«Ihr Ziel ist es, Veranstaltungen, Demonstrationen oder andere Aktionen zugunsten der Gemeinschaft zu organisieren», beschreibt Cattin den Zweck der Organisation. Genau deshalb habe man auch die Initiative zur Organspende ins Leben gerufen. Keines der sieben Mitglieder des bunt gemischten Komitees, darunter eine Treuhänderin und eine Kinodirektorin, warte selber auf ein Spenderorgan – das wäre nicht glaubwürdig gewesen, so Cattin. «Unser Vorhaben ist vollkommen altruistisch. Wir waren uns nur bewusst, dass es in der Schweiz ein Problem mit Spendern gab und wir wollen Leben retten.»

Und in der Tat: Die Unterfangen des Vereins sind so vielfältig wie seine Mitglieder. Sie reichen von der Organisation von Benefizkonzerten über ein Narzissenfest zu Ehren der Blume der Waadtländer Riviera bis zum Betrieb eines Weinkellers am Weinfest in Vevey, dessen Erlös behinderten Kindern zugutekommt.

Sie glauben an ein Ja

JCI Riviera hat die Organspende-Initiative «bedingt» zurückgezogen. «Wir unterstützen jedoch mit Nachdruck die vom Bundesrat vorgeschlagene Widerspruchslösung», erklärt Cattin. Ihnen gehe es darum, Dinge voranzubringen und Leben zu retten und das könne die vorgelegte Vorlage erreichen. Sollte der indirekte Gegenvorschlag am 15. Mai jedoch abgelehnt werden, käme die ursprüngliche Initiative an die Urne.

Das werde aber wahrscheinlich nicht nötig sein, ist Cattin überzeugt: «Ich bin mir sicher, dass der Gegenentwurf und die Widerspruchslösung am 15. Mai ein klares Ja erhalten werden.»

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