Welsch eine Blamage!
Serafe blamiert sich auf Französisch

Aufs Adresspuff folgt das nächste Missgeschick: Die Serafe verschickte in der Romandie Rechnungen in holprigem Französisch. FDP-Ständerat Philippe Bauer ist sauer.
Publiziert: 07.09.2020 um 15:34 Uhr
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Aktualisiert: 31.01.2021 um 11:02 Uhr
Lea Hartmann

Falsche Rechnungen, verwirrte Kunden, eine heillos überforderte Firma: Der Start der Billag-Nachfolgerin Serafe war ein Debakel. Seit Anfang 2019 treibt das Unternehmen mit Sitz in Fehraltorf ZH die TV- und Radiogebühren ein. Noch Monate später flatterten fehlerhafte Rechnungen in die Haushalte.

Das Adresspuff ist inzwischen laut eigenen Angaben gelöst. Fehlerfrei sind die Rechnungen allerdings trotzdem nicht – zumindest in der Westschweiz: Der Neuenburger Ständerat Philippe Bauer (FDP, 58) ärgert sich darüber, dass der von Serafe verschickte Brief in seiner französischen Version vor Rechtschreibfehlern nur so strotze. Deswegen reichte er sogar einen Vorstoss im Parlament ein.

«Mangel an Achtung und Wertschätzung»

«Dieser Brief enthält überaus viele Syntax-, Grammatik- und Orthografiefehler», beklagt sich Bauer beim Bund – «vom jämmerlichen Stil ganz zu schweigen». Nicht-Muttersprachlern dürften diese kaum auffallen, doch Bauer findet sie eine Frechheit. Bei einer Rechnung, die an fast eine Million Personen verschickt werde und von einem Unternehmen kommt, das vom Bundesrat beauftragt worden ist, «darf so etwas nicht hingenommen werden».

Die Serafe hat ihren Sitz im zürcherischen Fehraltorf.
Foto: Thomas Meier
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Seine Einschätzung sei, dass «so viele Fehler in einem nicht einmal neunzeiligen Text einen Mangel an Achtung und Wertschätzung gegenüber den Kundinnen und Kunden in der Westschweiz zeigen». Ja sogar von einem «politischen Fehltritt» spricht Bauer.

Rüffel für Serafe

Der Bund drückt sich zwar etwas diplomatischer aus – einen Rüffel für die Serafe gibts aber trotzdem: «Natürlich» sollte von der Serafe «erwartet werden können, dass sie ihre Rechnungen in allen drei Amtssprachen einwandfrei ausstellt», heisst es in der Antwort auf Bauers Vorstoss. Der Bundesrat bedaure die Fehler.

Weil die Serafe nicht einfach irgendeine Firma ist, sondern im Auftrag des Bundes Rechnungen verschickt, muss sie diese erst dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom) vorlegen. Das Bakom kann Korrekturen und Ergänzungen machen.

Das habe man auch getan, so das Bundesamt. Doch die Serafe habe die Korrekturen nicht übernommen. Wegen der Beschwerde von Ständerat Bauer hat der Bund nun beim Unternehmen Dampf gemacht.

Serafe weiss nicht, was falsch sein soll

Die Serafe teilt auf Anfrage mit, dass es selbstverständlich ihre Rolle sei, die «Kunden in allen drei Landessprachen mit korrekten Rechnungstexten zu bedienen». Aus ihrer Stellungnahme geht aber hervor, dass es dem Unternehmen offenbar nicht klar ist, was am französischen Text falsch sein soll. Man werde «sprachliche Unschönheiten oder gar Unkorrektheiten» mit dem Bakom besprechen und korrigieren, sobald die von Bauer «monierten Fehler in den französischen Rechnungstexten bekannt und benannt sind». «Sollte die Serafe AG Französisch sprechende Kundinnen und Kunden mit fehlerhaften Rechnungstexten bedient haben, entschuldigt sie sich selbstverständlich dafür», sagt Sprecher Erich Heynen.

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