Weissweinkonsum im Bundeshaus auf Rekordtief
Das Parlament hat Schluckweh

Der Weissweinkonsum im Restaurant Galerie des Alpes hat abgenommen, vermeldet Nationalratspräsident Jürg Stahl.
Publiziert: 08.01.2017 um 19:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 10:25 Uhr
Simon Marti und Nico Menzato

Im Bundeshaus steht die Arbeit im Vordergrund – und nicht das Vergnügen.  Der Beweis: Während der Sessionswochen wird weniger Alkohol getrunken als früher. Zumindest im Parlamentsgebäude.

Nationalratspräsident Jürg Stahl (SVP).
Foto: KEYSTONE

Dass die Party vorbei ist, bestätigt der höchste Schweizer, Nationalratspräsident Jürg Stahl (48, ZH). Als Mitglied der Verwaltungsdelegation ist der SVP-Mann auch für Logistik und Gastronomie im Bundeshaus mitverantwortlich. Er stellt fest: «Der Weissweinkonsum im Restaurant Galerie des Alpes ist 2016 merklich zurückgegangen.» Genaue Zahlen will er nicht preisgeben.

Sind die feuchtfröhlichen Zeiten der legendären «Weisswein-Fraktion» vorüber? Jener trinkfesten Parlamentarier, die gerne schon vor dem Mittagessen das eigene Gemüt und den Parlamentsbetrieb mit einem Schlückchen oder zwei auflockerten?

Neuster Trend in Bern: die Politik des leeren Glases.
Foto: joostverbeek
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Es scheint so. Ausgerechnet in Stahls Partei gab und gibt der Umgang mit dem flüssigen Muntermacher zu reden. Denn mit dem «Weltwoche»-Chef und Neo-Nationalrat Roger Köppel (51, ZH) zog nicht nur ein neues Aushängeschild für die Volkspartei in die grosse Kammer ein – sondern auch ein zwinglianischer Zuchtmeister.

Vor einem Jahr prangerte die «Weltwoche» das Trinkverhalten ehemaliger und aktiver Parlamentarier mit scharfen Worten an. Insbesondere Thomas Hurter (53, SH), Berufspilot und SVP-Nationalrat, wehrte sich lautstark gegen den «rufschädigenden» Vorwurf. Eine Aussprache sollte die Wogen glätten – doch der Erfolg war mässig.

Seither hängt Köppel der Ruf einer Spassbremse an. Als die Partei beim Ausflug der SVP-Bundeshausfrak-tion im vergangenen Juni zwei Schiffe mietete, um damit den Vierwaldstättersee zu überqueren, stieg mancher gestandene Politiker lieber nicht ins selbe Boot wie der «Weltwoche»-Verleger. Offenbar sorgten sich die «Froue und Manne» der SVP, dass ihnen der «Herr vom Gesundheitsamt» die Feierlaune verderben könnte.

Dass die Trockenzeit unter der Bundeskuppel auch Einflüsse auf den Lebenswandel jenseits der Politik hat, ist bei weitem nicht erwiesen. Die kurz vor Weihnachten bekannt gewordene Blaufahrt von SVP-Nationalrätin Céline Amaudruz (37, GE) mit 1,92 Promille durchs nächtliche Genf lässt zumindest anderes vermuten.

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