Weil sie für Papiferien sind
Rösti ist sauer auf welsche SVPler

In der SVP tut sich ein Röstigraben auf: Die Welschen sind für einen zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub, die Leitung in Bern aber unterstützt das Referendum dagegen.
Publiziert: 06.12.2019 um 09:29 Uhr
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Aktualisiert: 06.12.2019 um 10:00 Uhr
Sermîn Faki

Nachdem sich gestern die SVP-Nationalräte Lukas Reimann (37) und Barbara Steinemann (43) aufs Dach gegeben haben, steht bei der SVP der nächste Krach ins Haus: Die Westschweizer Sektionenwollen das von der Parteizentrale beschlossene Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub nicht unterstützen.

Gegen die Papiferien zu sein, sei nicht mehr zeitgemäss, so der Präsident der Waadtländer SVP, Kevin Grangier (34), gegenüber Radio SRF. Seine Parteifreunde fänden: Auch das traditionelle Familienmodell müsse anerkennen, dass Mütter heute arbeiten würden und darum die Rollen ausgeglichener verteilt seien. «In der Westschweizer SVP unterstützen wir eine echte Familienpolitik», so Grangier.

In der Tat weigern sich auch die SVP Genf, Neuenburg, Wallis und Freiburg, das Referendum gegen den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub zu unterstützen.

Der Vaterschaftsurlaub spaltet die SVP.
Foto: Keystone
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«Sie verlassen die Parteilinie»

In Bern kommt das nicht gut an. «Es ist natürlich falsch, weil damit verlassen sie die Parteilinie», fordert Parteichef Albert Rösti (52) Gehorsam ein. Die Haltung der Romands macht ihn sauer. «Sie unterstützen ein Element, das höhere Kosten für die Wirtschaft, aber auch für die Arbeitnehmenden verursacht – und das für ein paar wenige.»

Die SVP ist die einzige Partei, die das Referendum unterstützt, welches von den beiden (kinderlosen) SVP-Frauen Diana Gutjahr (35) und Susanne Brunner (47) ergriffen wurde. Und sie haben prominente Unterstützung erhalten: Partei-Übervater Christoph Blocher (79) sitzt im Referendumskomitee. In seiner Internet-Sendung «Teleblocher» hatte der alt Bundesrat den zweiwöchigen Vaterschaftsurlaub als unnötigen Luxus bezeichnet.

Röstigraben in SVP wird breiter

Mit der Debatte um die Papiferien wird der Röstigraben in der SVP noch breiter. Schon im Wahlkampf hatten verschiedene welsche SVP-Sektionen Kritik am harten Klima-Kurs der Parteileitung geübt.

Wie zerrissen die Partei ist, zeigte sich auch bei den Wahlen. Die Leitung in Bern machte den Scharfmacher Oskar Freysinger (59) zum Wahlkampfchef für die Romandie – und der kündigte an, den Zweihänder hervorzuholen: «Jetzt ist fertig Weichspüler-SVP», sagte Freysinger damals zu BLICK. Das aber zahlte sich nicht aus. In der Westschweiz verlor die SVP 4,5 Prozentpunkte beim Wähleranteil, mehr als in allen anderen Landesregionen.

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