Wegen «Faschisten»-Vergleich auf Twitter
SP-Wermuth erntet von Serbien scharfe Kritik

Weil er auf Twitter von «Putin, Vucic und serbischen Faschisten» sprach, fordert Serbien von SP-Co-Chef Cédric Wermuth eine Entschuldigung. In einem Brief wird scharfe Kritik an Aussagen des Sozialdemokraten geäussert.
Publiziert: 06.01.2023 um 15:36 Uhr

Strassenblockaden und Säbelrasseln – seit Wochen sorgt der Konflikt im Norden Kosovos immer wieder für Schlagzeilen. Die Schweiz hat die beiden Länder bereits zur Entspannung aufgerufen. Doch nicht nur der Bund hat sich zum Konflikt geäussert. SP-Co-Chef Cédric Wermuth (36) verschaffte auf Twitter seinem Ärger gehörig Luft.

Überraschend ist das nicht: Die Nähe von Wermuth zum Kosovo und zu der Partei Vetëvendosje des kosovarischen Präsidenten Albin Kurti (47) ist bekannt. Zum Posten als Co-Präsident gratulierte Kurti Wermuth damals gar persönlich.

Auf Twitter schrieb Wermuth nun, dass man nicht von einem Konflikt zwischen zwei Seiten sprechen solle. Es gebe nur Vucic, Putin und serbische Faschisten, die das Recht des kosovarischen Volkes auf Selbstbestimmung nicht akzeptierten.

Auf Twitter sprach SP-Co-Chef Cédric Wermuth von «Putin, Vucic und serbischen Faschisten».
Foto: keystone-sda.ch
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Serbien verlangt Entschuldigung

Der Tweet sorgte im Netz für hitzige Antworten. Auch dem serbischen Botschafter in Bern, Goran Bradic, geriet er in den falschen Hals. In einem Schreiben, das der «Weltwoche» vorliegt, wendet er sich an Wermuth und fordert mindestens eine Entschuldigung.

Auch sonst findet Bradic deutliche Worte: «unpolitisch», «undiplomatisch» und «unfreundlich» sei die Äusserung. Das serbische Volk mit «Faschisten» gleichzusetzen, sei ungeheuerlich, historisch und politisch falsch sowie beleidigend.

Aussage sei Zeichen von Unwissen

Bradic wirft Wermuth vor, aus Opfern Täter und Henker zu machen. Denn im Zweiten Weltkrieg hätten Faschisten zwischen 600'000 und 700'000 Serben, Juden und Roma in Konzentrationslagern ermordet, betont der Botschafter. Fast die ganze Familie des serbischen Präsidenten Aleksandar Vucic (52) sei in dieser Zeit getötet worden. Die Aussage Wermuths sei deshalb eine riesige Beleidigung und Zeichen seines Unwissens.

Dass der Brief ausgerechnet der «Weltwoche» vorliegt, dürfte kaum Zufall sein. Die Wochenzeitung wird immer wieder für ihre unkritische Haltung gegenüber Putin und anderen autokratischen Systemen kritisiert.

Lage weiterhin angespannt

Wermuth ist nicht der einzige, der eine Verbindung zwischen dem serbischen Säbelrasseln und Putins Offensive in der Ukraine vermutet. Für eine Stellungnahme war SP-Co-Präsident Wermuth auf Anfrage von Blick nicht zu erreichen.

Die Lage zwischen Kosovo und Serbien ist angespannt. Serbien hat den unabhängigen Staat Kosovo, der ehemals ein Teil des Landes war, nie anerkannt. Im Zusammenhang mit Kommunalwahlen im Norden Kosovos hat sich der Konflikt in den letzten Wochen stark zugespitzt. In Zusammenarbeit mit den Nato-Sicherheitstruppen sind auch 195 Schweizer Soldaten im Kosovo stationiert. (tom)

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