Wahlumfrage nach Baukartell-Skandal in Graubünden
BDP droht aus der Regierung zu fliegen

Der Baukartell-Skandal in Graubünden wirkt sich erwartungsgemäss auf die Regierungstratswahlen aus. Die BDP muss laut einer Umfrage um ihren Sitz zittern. Dafür darf sich Liedermacher Linard Bardill Hoffnungen machen.
Publiziert: 18.05.2018 um 15:43 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 22:25 Uhr

Der Bünder Baukartell-Skandal* wirft laut einer Umfrage seinen Schatten auf die Bündner Regierungsratswahlen: BDP-Regierungsrat Jon Domenic Parolini ist abwahlgefährdet. Protestkandidat und Liedermacher Linard Bardill (61) kann sich hingegen überraschenderweise Hoffnungen machen.

Im Rennen um die fünf Regierungsratssitze liegen die bisherigen Christian Rathgeb (FDP) und Mario Cavigelli (CVP) deutlich in Führung für den Urnengang am 10. Juni. Sie würden von 61,8 respektive 58,1 Prozent der Befragten gewählt werden. Das Ergab eine Online-Umfrage des Instituts Sotomo um Politgeograf Michael Hermann (46) im Auftrag von Somedia und Radiotelevisiun Svizra Rumantscha (RTR).

BDP-Mann kommt von Liedermacher unter Druck

Der bisherige BDP-Regierungsrat Jon Domenic Parolini folgt mit 42 Prozent Zustimmung, und damit mit deutlichem Abstand zu den anderen beiden bisherigen Kandidaten. Seine Partei stand im Zuge des Baukartell-Skandals stark im Fokus der Öffentlichkeit. Und Parolini – noch als Gemeindepräsident von Scuol – wurde über die Bauabsprachen informiert, unternahm aber wenig. Das könnte sich nun rächen.

Der Bündner Baukartell-Skandal beeinflusst laut einer Umfrage den Ausgang der Regierungsratswahlen in Graubünden.
Foto: Keystone
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Parolini würde so zwar das drittbeste Resultat einfahren, sein Vorsprung auf die Nachfolgenden ist aber knapp. Die neu kandidierenden Peter Peyer (SP) und Marcus Caduff (CVP) kommen auf 38,5 beziehungsweise 38,3 Prozent. Und selbst Quereinsteiger und Liedermacher Linard Bardill (61, parteilos), der seine Kandidatur während der Umfrage bekannt gab, erreicht laut einer Teilerhebung 36,5 Prozent. Das entspricht seiner Erwartung. Im Interview mit dem «SonntagsBlick» meinte Bardill: «Mein Bauch sagt mir, dass ich mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent gewählt werde.»

SVP-Polizeikommandant schneidet schlecht ab

Bei einem Fehlerbereich der Umfrage von 3,2 Prozentpunkten könnten folglich diese drei Neukandidierenden Parolini vom Sessel stossen - im Extremfall selbst der wilde Kandidat Bardill. Überraschend auf dem letzten Platz landete SVP-Kandidat Walter Schlegel (56) mit 33,3 Prozent.

Schlegel ist im Zuge des Skandals negativ aufgefallen, weil er Whistleblower Adam Quadroni (48), der das Kartell auffliegen liess, im letzten Herbst verhaftet – auf eine Art, die man nur bei gemeingefährlichen Gewalttätern und Terroristen erwarten würde (BLICK berichtete). Das wird auch in der eigenen Partei nicht goutiert: Der Umfrage zufolge gewährt ihm nur jeder vierte SVP-Wähler die Unterstützung. (SDA/duc)

*Die Aufdeckung des Bau-Kartells durch die Wettbewerbskommission (Weko) platzte mitten in den Wahlkampf. Die Untersuchungsbehörde gab im April bekannt, sieben Unterengadiner Baufirmen wegen jahrelanger illegaler Absprachen mit insgesamt 7,5 Millionen Franken zu büssen. Es handelt sich um den schweizweit bisher grössten Fall von Preisabsprachen im Hoch- und Tiefbau.

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