Von wegen heilig!
Putins Kirchenfürst Kirill spionierte in der Schweiz

Russlands Kirchenoberhaupt Kirill I. arbeitete in den 70er-Jahren als junger Priester beim Weltkirchenrat in Genf. Gleichzeitig soll er auch für den sowjetischen Geheimdienst KGB operiert haben. Heute gilt er als enger Verbündeter von Präsident Wladimir Putin.
Publiziert: 05.02.2023 um 12:12 Uhr

Von wegen heilig: Der russische Kirchenfürst Patriarch Kirill I. (76) hat eine lange und zwielichtige Vergangenheit in der Schweiz. Das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche gilt als enger Verbündeter von Wladimir Putin (70). Als solcher ist Kirill dem russischen Präsidenten auch eine wichtige ideologische Stütze im Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Wie die «SonntagsZeitung» nun berichtete, lebte Kirill von 1971 bis 1974 als junger russischer Priester unter seinem bürgerlichen Namen Wladimir Gundjajew in Genf als Vertreter beim Weltkirchenrat. Dort soll er für den sowjetischen Geheimdienst KGB als Spion gearbeitet haben.

Bundespolizei erstellte Dossier

Die «SonntagsZeitung» sichtete das damals von der Bundespolizei erstellte Dossier über das Kirchenoberhaupt. Als Vertreter des Weltkirchenrats in Genf sollte Kirill Informationen über andere Mitglieder des Rats sammeln und die Position der USA und Nato gegenüber der Sowjetunion positiv beeinflussen.

Beziehungen zur Schweiz: Patriarch Kirill I. arbeitete als junger Priester in Genf.
Foto: AFP
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Bis heute besuchte Kirill die Schweiz 43-mal, weiss die Zeitung weiter. Etwa 2007, wie die russische Zeitung «Moskowski Komsomolez» berichtete. Damals soll Kirill auf einer Schweizer Skipiste einen Unfall gehabt haben und sich dabei das Schlüsselbein gebrochen haben.

Bis 2016 in der Schweiz

Seine enge Beziehung zur Schweiz soll der russische Patriarch bis vor wenigen Jahren aufrechterhalten haben, berichtet die «SonntagsZeitung» weiter. Im Dezember 2016 reiste Kirill nach Zürich, um in der russisch-orthodoxen Auferstehungskirche zu predigen. Damals war der Osten der Ukraine schon von prorussischen Separatisten besetzt, die Halbinsel Krim bereits von Russland annektiert. In Zürich liess der Patriarch «für den Frieden in der Ukraine» beten.

Kirill und die russisch-orthodoxe Kirche wollten den Vorwurf der Spionage nicht kommentieren. Der Weltkirchenrat habe keine Informationen zum Thema. Laut dem Neffen von Kirill war sein Onkel damals kein KGB-Agent, aber unter strikter Kontrolle des Geheimdienstes. (oco)


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