Vom Spenden wird abgeraten
Zewo setzt Schweizer Tierschutz auf schwarze Liste

Der Schweizer Tierschutz steht wegen überrissener Spesen und fragwürdigen Immobiliengeschäften in der Kritik. Die Zertifizierungsstelle Zewo hat nun reagiert.
Publiziert: 27.12.2023 um 11:35 Uhr

Die Schweizer Zertifizierungsstelle für gemeinnützige Organisationen (Zewo) rät von Spenden an die Stiftung Schweizer Tierschutz (STS) ab. «Der Tierschutz ist uns wegen fehlender Transparenz schon lange negativ aufgefallen», sagt Zewo-Geschäftsführerin Martina Ziegerer gegenüber den Zeitungen von CH Media. 

Deshalb ist die Stiftung nun auf der schwarzen Liste der Organisationen geführt, die laut Zewo nicht als vertrauenswürdig gelten. In der Beurteilung, die sie Ende November auf ihrer Webseite veröffentlicht hat, bemängelt die Zewo insbesondere mangelnde Transparenz. So veröffentlicht die Stiftung weder einen Jahresbericht noch eine revidierte Jahresrechnung. Auch einen aktuellen Tätigkeitsbericht gebe es nicht. Auf Anfrage habe man lediglich veraltete Dokumente erhalten.

Präsidentin in der Kritik

Der Schweizer Tierschutz hatte noch nie ein Zewo-Gütesiegel geführt. Dieses erhalten Organisationen, die sich an bestimmte Standards halten und sich regelmässig überprüfen lassen. Weil die Stiftung in den vergangenen Monaten wegen überrissener Spesenbezüge, fragwürdiger Immobiliengeschäfte, Zweckentfremdung von Spenden und interner Querelen in den Schlagzeilen stand, unterzog die Zewo den Tierschutz nun aber von sich aus einer Beurteilung. 

Tierschutz-Präsidentin Nicole Ruch steht unter anderem wegen überrissener Spesen in der Kritik.
Foto: Rolf Neeser
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Dem STS fehlten ein internes Kontrollsystem, ein Rechnungscontrolling oder Freigabeprozesse im Immobilienbereich, so Zewo-Chefin Ziegerer. Weiter kritisierte sie die Spesenvergütung von Vorstandsmitgliedern oder die Machtkumulation von Präsidentin Nicole Ruch. Der STS wollte auf Anfrage vorerst keine Stellung beziehen.

Im Zentrum der Kritik am STS steht dessen Präsidentin Nicole Ruch. Inzwischen suspendierte Vorstandsmitglieder haben Strafanzeige gegen Ruch gestellt, unter anderem wegen ungetreuer Geschäftsführung. Die hauptberufliche CS-Bankerin hat sich gemäss Medienberichten bis zu 4500 Franken Spesen pro Monat auszahlen lassen und dabei nicht klar ausgewiesen, wofür sie das Geld wirklich ausgab. Andere Vorstandsmitglieder sollen bis 14'500 Franken monatlich als Spesen verrechnet haben. Intern wurde ihr Rücktritt gefordert. Doch Ruch weigert sich, zu gehen. Sie wehrt sich vehement gegen jegliche Vorwürfe. (lha/SDA)

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