Vom Parlament in die Armee
Nationalrätin Yvette Estermann wird Armeeseelsorgerin

SVP-Nationalrätin Yvette Estermann hängt ihr Nationalratsmandat Ende Jahr an den Nagel. Im kommenden Jahr geht sie zur Armee – als Seelsorgerin.
Publiziert: 30.06.2023 um 09:57 Uhr

Ihre erste Begegnung mit der Schweizer Armee: ein Schock. 1993 zog Yvette Estermann (56) von der Slowakei in die Schweiz. Sie sah Soldaten der Schweizer Armee, die ihre Sturmgewehre in aller Öffentlichkeit «auf Mann» trugen. «Ist hier Krieg?», fragte sie sich. So erzählt sie es der «Aargauer Zeitung».

Der Schreck wich Bewunderung. Über die Milizarmee. Und über das Vertrauen, das ein Staat seinen Bürgern entgegenbringe, dass diese sogar ihre Waffen nach Hause nehmen dürfen, lässt sich die SVP-Nationalrätin im Artikel zitieren.

Tapetenwechsel nach 16 Jahren Bundespolitik

Nun geht Estermann selbst in die Armee. Nach 16 Jahren Bundespolitik tritt sie im Dezember auf Ende der Legislatur als Nationalrätin ab. Nationalstolz, Glühbirnen und Sommerzeit – das waren die Themen, denen sie sich mit grossem Eifer gewidmet hat.

Yvette Estermann wird Seelsorgerin in der Schweizer Armee.
Foto: Keystone
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Ab kommendem Jahr wird sie unter anderem als Seelsorgerin im Militär Dienst leisten. Vor drei Jahren begann sie an der Universität Bern ein Theologiestudium. Büffelte Althebräisch und Altgriechisch. Und erinnerte sich an eine Aussage, die der ehemalige Bundesrat Ueli Maurer (72) an einer Fraktionssitzung einmal gesagt haben soll: Der Schweizer Armee mangle es an Seelsorgern. Estermann absolvierte ein Assessment – und erhielt den Job.

Als Armeeseelsorgerin wird sie pro Jahr 15 bis 25 Diensttage leisten. Wird Armeeangehörige bei ihren Problemen im Militäralltag unterstützen. Wird zuhören, mit ihnen sprechen, für sie da sein.

Erst Masterabschluss, dann Pfarrerin

Derzeit leisten 171 Seelsorger Dienst in der Armee. Viele von ihnen sind reformiert oder katholisch, seit drei Jahren gibt es auch Seelsorger mit freikirchlichem Hintergrund. Im vergangenen Jahr kamen jüdische und muslimische dazu. Die Armee will die Zahl der Armeeseelsorger bis 2028 auf 242 aufstocken.

Yvette Estermann will sich künftig auch ausserhalb der Armee mit Theologie beschäftigen, wie sie der «Aargauer Zeitung» erzählt. Erst will sie den Masterabschluss absolvieren. Ab 2027 plant sie, als reformierte Pfarrerin zu arbeiten. (oco)

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