«Oberstes Ziel war Wahrung der Schweizer Interessen»
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Karin Keller-Sutter:«Oberstes Ziel war Wahrung der Schweizer Interessen»

Vom IWF und den G20
Keller-Sutter und Jordan erhalten Lob für CS-Rettung

Finanzministerin Karin Keller-Sutter und Nationalbankpräsident Thomas Jordan waren in Washington an Treffen des IWF und der G-20-Finanzminister. Es gab viel Lob für das beherzte Handeln in der CS-Krise, aber die internationalen Finanzmärkte bleiben angespannt.
Publiziert: 14.04.2023 um 21:30 Uhr
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Aktualisiert: 15.04.2023 um 08:55 Uhr

Die Übernahme der Credit Suisse durch die UBS hat an der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank laut Bundesrätin Karin Keller-Sutter (59) grosse Aufmerksamkeit erhalten.

«In den Gesprächen, die wir geführt haben, wurde international anerkannt, dass die getroffene Lösung mit der Übernahme durch die UBS eine internationale Finanzkrise verhindert hat», sagte Keller-Sutter am Freitagnachmittag vor Medienvertretern in Washington.

Zentralbanken waren beeindruckt

Auch Zentralbankgouverneure hätten sich einerseits erleichtert, andererseits auch beeindruckt gezeigt, dass die Schweiz in so kurzer Zeit die Lage stabilisieren konnte, sagte der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan (60).

Karin Keller-Sutter erhält in Washington von ihrem Amtskollegen Lob für die CS-Rettung.
Foto: keystone-sda.ch
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«Wir konnten grossen Schaden von der Schweiz abwenden. Aber auch international war es wichtig, dass die Schweiz nicht der erste Dominostein einer Systemkrise wurde», sagte Jordan. Die Nationalbank sei bei der Vergabe der Notfallliquidität an ihre Grenzen gegangen. «Aber wir taten dies, um wirklich eine Finanzkrise zu verhindern, im Interesse der Schweiz.»

Keller-Sutter und Jordan betonten, dass es jetzt darum gehe, dass die Übernahme erfolgreich abgeschlossen werden könne. «Nur mit dieser Übernahme schaffen wir die notwendige Stabilität», sagte der SNB-Präsident. Danach gelte es, die «Too big to fail»- Regulierung zu überarbeiten und die Erfahrungen und Lehren aus dieser Krise zu ziehen.

Den Entscheid des Parlaments, den CS-Deal abzulehnen, habe sie mit Gelassenheit entgegengenommen, so Keller-Sutter. «Die Rechtslage ist klar», sagte die Finanzministerin. Man müsse den Kredit zwar dem Parlament unterbreiten, aber er sei durch die Finanzdelegation schon verpflichtend gesprochen worden. Deshalb habe ein Nein des Parlaments keine Konsequenzen. «Es ist in der Schweiz noch nicht überall ins Bewusstsein gedrungen, dass man mit dieser Lösung tatsächlich eine internationale Finanzkrise verhindert hat», sagte Keller-Sutter.

Die zu hohe Inflation bleibt Hauptproblem

Die SNB teile die Einschätzung des IWF bezüglich der gedämpften Wirtschaftsaussichten, sagte Jordan. Die Gewährleistung der Preisstabilität bleibe global die grosse Herausforderung und müsse überall die oberste Priorität haben.

Im internationalen Vergleich sei die Schweiz in einer relativ guten Position, sowohl bezüglich Wirtschaftsaktivität im Allgemeinen als auch was die Inflation betreffe. «Die Inflation in der Schweiz ist mit etwa 3 Prozent deutlich tiefer als im Ausland», sagte Jordan. Die geldpolitischen Massnahmen, die man in der Vergangenheit getroffen habe, hätten diesbezüglich sehr geholfen.

«Trotzdem sind wir mit 3 Prozent Inflation natürlich nicht zufrieden. Auch bei uns ist die oberste Priorität, die Inflation wieder in den Bereich der Preisstabilität zurückzuführen.» Nicht auszuschliessen sei, dass die Geldpolitik in der Schweiz noch mehr gestrafft werden müsse.

Am Rande der multilateralen Treffen fanden mehrere bilaterale Treffen mit Finanzministerinnen und Finanzministern statt. So traf sich Bundesrätin Keller-Sutter mit Janet Yellen (76, USA) und tauschte sich mit Bruno Le Maire (53, Frankreich), Jeremy Hunt (56, UK), Nadia Calviño (54, Spanien), Sigrid Kaag (61, Niederlande) sowie IWF-Chefin Kristalina Georgieva (69), EZB-Präsidentin Christine Lagarde (67), OECD-Generalsekretär Mathias Cormann (52) und EU-Kommissar Paolo Gentiloni (68) aus. (SDA/shq)

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