Verkauf des Palazzo Trevisan
Cassis will für Venedig kämpfen

Ein Blick-Bericht schlägt im Tessin hohe Wellen: Den drohenden Verkauf des Palazzo Trevisan in Venedig sehen viele als Angriff auf die Schweizer Italianità.
Publiziert: 28.07.2024 um 11:10 Uhr
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Raphael RauchBundeshausredaktor

Spätestens seit Eröffnung der Biennale im April wissen Aussenminister Ignazio Cassis (63) und Kulturministerin Elisabeth Baume-Schneider (60), dass sich Pro Helvetia aus Venedig zurückziehen will – der Palazzo Trevisan müsste dann als Sitz der Kulturstiftung aufgegeben werden. Doch bis zuletzt versuchte die nationale Kulturpolitik, diese Sparpläne unter dem Deckel zu halten.

Umso heftiger fallen nun die Reaktionen im Tessin aus. Längst geht es in der Debatte nicht nur darum, weshalb Pro Helvetia – von Ägypten bis Zimbabwe – zig Projekte unterstützt, aber ausgerechnet in Italien drastisch sparen will, sondern vor allem um die Identität der viersprachigen Eidgenossenschaft. 

Das Tessin fordert einen runden Tisch

«Die Italianità der Schweiz darf nicht Sparmassnahmen zum Opfer fallen», sagt die Tessiner Kulturministerin Marina Carobbio Guscetti (58) zu Blick. Die ehemalige SP-Stände- und Nationalrätin hat die Bundesräte Ignazio Cassis und Elisabeth Baume-Schneider kontaktiert und will beim Filmfestival in Locarno TI mit beiden sprechen: «Wir brauchen einen runden Tisch, um die Zukunft des Palazzo Trevisan zu diskutieren.» Carobbio Guscetti ist überzeugt: «Die Schweizer Kulturarbeit in Italien darf nicht geschwächt werden. Das würde unsere bilateralen Beziehungen belasten.» 

Der drohende Verkauf des Palazzo Trevisan in Venedig sorgt im Tessin für Empörung.
Foto: Blick
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Davon scheint auch Cassis überzeugt zu sein, wie mehrere Quellen gegenüber Blick bestätigen. Der Aussenminister werde den Palazzo Trevisan im Bundesrat zum Thema machen, heisst es im Tessin – er wolle für den Standort Venedig kämpfen. Das Aussendepartement EDA indessen wollte hierzu nicht Stellung nehmen.

Auch Rom muss sparen

Für Unruhe sorgt im Tessin auch die Information, wonach das Schweizer Kulturinstitut in Rom überdurchschnittlich stark sparen muss – satte 20 Prozent der jährlichen Ausgaben. «Mit Rom stehen wir derzeit in Verhandlungen, zu denen wir uns vor Abschluss nicht äussern», teilt Pro Helvetia mit.

«Wir nehmen die Sorgen aus dem Tessin ernst. Der italienische Kulturraum ist für die Stiftung von grosser Bedeutung, was sich an der hohen Anzahl an jährlich geförderten Projekten und an Plattformpräsenzen zeigt», sagt Direktor Philippe Bischof (57). «Bezüglich des Palazzo Trevisan führen wir derzeit zahlreiche Gespräche, und wir sind zuversichtlich, dass sich eine sinnvolle Lösung finden wird.»

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