Urner CVP-Bundesratskandidatin hat einen Trumpf
Lebenspartner bringt Z’graggen SVP-Stimmen

Ihr Lebenspartner war einst Rechtsaussen-Kantonsrat der SVP und ist heute Vizepräsident des Bankrats der Zürcher Kantonalbank. Inwiefern hilft Bruno Dobler (66) seiner Partnerin Heidi Z`graggen (52) auf dem Weg in den Bundesrat? Oder schadet ihr der einstige Linienpilot gar?
Publiziert: 20.11.2018 um 02:31 Uhr
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Aktualisiert: 21.11.2018 um 18:01 Uhr
Cinzia Venafro

Just am Tag bevor Heidi Z'graggen (52) in Bern für eine politische Überraschung sorgte, tippte ihr Lebenspartner Bruno Dobler (66) seinen neusten «Leitsatz zur Woche» für seine Website. Der ehemalige Zürcher SVP-Kantonsrat und Bankrat der Zürcher Kantonalbank schrieb von «alten Zöpfen, die es mit der grossen Schere» abzuschneiden gelte. Sein Tipp: «Viel Spass beim Aufräumen.»

Ein Rat auch für seine Lebenspartnerin, die am Freitag von der CVP offiziell zur Bundesratskandidatin gekürt wurde? Z'graggen ist seit zehn Jahren mit Dobler liiert, die beiden pflegen eine Fernbeziehung zwischen Uri und dem Zürcher Oberland. Jetzt stellt sich die Frage: Verhilft ihr diese Nähe zum rechten Politspektrum zu Stimmen aus der SVP?

«Sie kann die SVP nicht schlecht finden»

Der Zürcher alt SVP-Nationalrat Hans Fehr (71) ist davon überzeugt: Wenn Z'graggen einen SVPler wie Dobler liebe, «kann sie die SVP nicht schlecht finden. Das rechnen ihr sicher einige an». Er kennt Dobler, weil beide in Eglisau ZH wohnen: Der Bruno, sagt Fehr, sei ein guter Mann.

Seit zehn Jahren liiert: Ex-SVP-Kantonsrat Bruno Dobler (l.) und CVP-Bundesratskandidatin Heidi Z'graggen. Hier auf einem Bild von 2014.
Foto: Manuela Willimann
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Allerdings: Die Urner Regierungsrätin und der einstige Linienpilot und spätere CEO von Martin Ebners Helvetic Airline treten selten als Paar auf, viele SVPler erfuhren erst durch den SonntagsBlick von der Beziehung. In der eigenen Partei soll Z'graggen aber mit der Nähe zur SVP kokettieren.

«Wir wollen jemand Standfestes»

Sachpolitisch kritisierte sie vorab schon mal den von der SVP bekämpften Uno-Migrationspakt. «In den Hearings soll sie das vertiefen. Diese sind entscheidend», sagt SVP-Nationalrat Roland Rino Büchel (53). Nicht aber ihre Beziehung zu einem SVPler, den in Bern niemand kenne.

Büchel sieht Z'graggen kritisch – wegen ihres Umgangs mit dem Deppen-Eklat. Bei einem Podium hatte sie über ein Parteimitglied gelästert – und vergessen, dass ihr Mikrofon eingeschaltet war. «Sie hat es gesagt. So was kommt vor. Dass sie nicht dazu steht, das schadet ihr. Die SVP möchte jemand Standfestes als CVP-Bundesrätin.»

In guter Erinnerung bei Blocher

Einen Fürsprecher hat Z'graggen hingegen in Herrliberg ZH. «Christoph Blocher findet sie eine Gschaffige», so ein SVP-Exponent. Blocher war Justizminister, als es um die Einschränkungen der Lex Koller und der Zweitwohnungsinitiative für das Andermatt-Resort von Investor Sami Sawiris (61) ging. Z'graggen lobbyierte damals bis zu Blocher – und sei ihm in guter Erinnerung geblieben.

Auch der Aargauer Lastwagen-Unternehmer Ulrich Giezendanner (65) ist «klar Team Z'graggen», wie er zu BLICK sagt.» Er ist auch Z'graggens Partner nah: Giezendanner und Dobler waren beide einst bei der Autopartei, bevor sie den Weg zur SVP fanden.

«Gelebte Konkordanz»

Dobler distanzierte sich Ende der Neunziger von deren extremen Positionen und verliess die Autopartei wegen ihrer in seinen Augen fremdenfeindlichen Haltung. Wiedergewählt wurde er als Parteiloser und trat erst später der SVP bei.

Schlagzeilen machte Dobler eher im Wirtschaftsteil: Etwa, als seine Eignung als Bankrat in Frage gestellt wurde, weil er nur das KV gemacht hat, bevor er sich der Fliegerei widmete.

Doch wie einig sind sich Z'graggen und Dobler politisch? Bis Redaktionsschluss reagierte keiner der beiden auf Anfragen von BLICK. Dem St. Galler Tagblatt sagte die Bundesratskandidatin aber jüngst: «Unsere Partnerschaft ist gelebte Konkordanz.» Es gebe Themen, wo sie sich einig seien, und andere, bei denen sie unterschiedliche Meinungen hätten. «Wir hatten aber noch nie Krach wegen einer politischen Frage. Wir lassen es dann einfach gut sein.»

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