Uno-Klimakonferenz
COP27 sorgt für mehr Klimagerechtigkeit und weniger Klimaschutz

Die offizielle Schweiz und Nichtregierungsorganisation haben sich enttäuscht gezeigt, dass an der Uno-Klimakonferenz in Scharm el Scheich die Ursachen des Klimawandels nicht angegangen wurden. Positiv gewertet wurde die Einrichtung eines Klimafonds.
Publiziert: 20.11.2022 um 16:00 Uhr
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Aktualisiert: 22.11.2022 um 14:03 Uhr

Hinsichtlich dem weltweiten Ausstieg aus der Kohle und der Abkehr von Subventionen für fossile Energien, «war diese COP27 kein Erfolg», schrieb Umweltministerin Simonetta Sommaruga nach dem Abschluss der Uno-Klimakonferenz auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Immerhin habe das Schlimmste verhindert werden können. Das 1,5 Grad-Ziel bleibe erreichbar.

In ihrer Abschlusserklärung vom Sonntagmorgen bekräftigten die rund zweihundert Staaten, schrittweise aus der Kohle aussteigen zu wollen. Ein Abschied von Öl und Gas wurde aber nicht erwähnt.

Insbesondere Länder mit dem grössten Treibhausgas-Ausstoss, wie China, Indien, Indonesien und Brasilien lehnten die Verpflichtung zu Umsetzungsplänen ab, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) schrieb. Konkrete Massnahmen, um die weltweiten Finanzflüsse auf das 1,5 Grad-Ziel auszurichten, habe zudem eine Gruppe von Entwicklungsländern abgelehnt.

Die offizielle Schweiz und Nichtregierungsorganisation haben sich enttäuscht gezeigt, dass an der Uno-Klimakonferenz in Scharm el Scheich die Ursachen des Klimawandels nicht angegangen wurden.
Foto: Peter Dejong

Blockiert haben gemäss Sommaruga diesbezüglich «einmal mehr grosse Emittenten und die starke Öl- und Gas-Lobby». 600 Lobbyistinnen und Lobbyisten der fossilen Energien waren laut Alliance Sud an der Konferenz anwesend.

Die Kritik insbesondere nach der ersten Verhandlungswoche sei berechtigt gewesen, sagte der Schweizer Delegationsleiter Franz Perrez der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Sonntag. Nach zwei Wochen und einer 36-stündigen Verlängerung der Konferenz sah er aber leichte Fortschritte. Dazu zählte er die Schaffung eines Fonds zur Entschädigung der ärmsten Länder für die Folgen des Klimawandels. Die Schweiz habe dabei eine wichtige Rolle gespielt.

Als «historisch» bezeichnete das Hilfswerk Swissaid den Fonds. Von einem grossen Erfolg für die Klimagerechtigkeit, der bis vor kurzem noch undenkbar gewesen sei, schrieb Alliance Sud.

Der beschlossene Klimaschadensfonds sei ein Lichtblick in einer sonst enttäuschenden Uno-Klimakonferenz, stellte auch die Umweltschutzorganisation WWF fest. Den Worten müssten jetzt Taten folgen. Die Ausgestaltung des Klimaschadensfonds sei zu vage.

Tatsächlich ist noch nicht klar, welche Länder Beiträge leisten sollen, wie die Gelder verteilt werden und wer den Fonds verwaltet. Gemäss Perrez geht es nun darum, Details zu erarbeiten.

In der Abschlusserklärung wurden die Staaten aufgefordert, ihre grösstenteils unzulänglichen Klimaschutzpläne bis zur nächsten Klimakonferenz Ende 2023 in den Vereinigten Arabischen Emiraten zu verbessern. Dies geschieht jedoch auf freiwilliger Basis.

Länder mit dem grössten Treibhausgasausstoss sind nicht ausdrücklich dazu verpflichtet worden, ihren Beitrag für das 2015 in Paris vereinbarte 1,5 Grad-Ziel zu erreichen. Die Schweiz werde sich dafür einsetzten, dass auch diese Länder ihren Beitrag leisteten, teilte das Bafu am Sonntag mit.

Für Greenpeace ist die Schweizer Klimapolitik zu stark nach aussen fokussiert. Der Klimaschutz im Inland dürfe nicht mehr «mit Kompensationen in anderen Ländern schöngerechnet werden».

Das in der Schweiz noch Nachholbedarf besteht, verdeutlicht der internationale «Climate Change Performance Index». Im am vergangenen Montag publizierten aktuellen Klima-Rating verlor die Schweiz sieben Plätze und rangierte nur noch auf Platz 22 hinter Litauen und Ägypten.

(SDA)

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