Ungebetene Post an Rentner
Adolf Ogi und Doris Leuthard warnen vor Ja zu 13. AHV

Drei bürgerliche alt Bundesräte mischen sich in die Debatte um die 13. AHV ein. Sie möchten Rentnerinnen und Rentner davon überzeugen, gegen die Gewerkschaftsvorlage zu stimmen.
Publiziert: 06.02.2024 um 17:22 Uhr
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Aktualisiert: 19.02.2024 um 08:01 Uhr

Blick-Leserin Marianne S.* (71) ist unzufrieden. Dabei hat sie vor wenigen Tagen Post von Prominenten erhalten.

Niemand Geringeres als die alt Bundesräte Adolf Ogi (81), Doris Leuthard (60) und Johann Schneider-Ammann (71) haben sich gemeinsam an die Rentnerin gewandt und mit ihrer Unterschrift einen Brief an sie persönlich gezeichnet.

Darin bitten die drei ehemaligen Mitglieder der Landesregierung, Rentnerin S. solle bitte Nein stimmen zur Vorlage über eine 13. AHV. Denn diese sei «brandgefährlich». Die Angeschriebene solle «Verantwortung für die Sicherheit der AHV tragen». Zudem würde eine Annahme der Gewerkschaftsinitiative dazu führen, dass die Mehrwertsteuern erhöht werden müssten, sind sich die Ex-Magistrate sicher. «Das würde das Leben für alle verteuern – auch für Rentnerinnen und Renter», warnen sie weiter.

Die alt Bundesräte Doris Leuthard und Adolf Ogi mischen sich in den Wahlkampf ein. (Archivbild)
Foto: Screenshot Blick TV
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Rentneradressen gekauft

«Warum wissen die, dass ich pensioniert bin?», fragt die Seniorin aus Wangen SZ verwundert.

Es ist nichts Aussergewöhnliches, dass politische Komitees Schreiben an möglichst viele Haushalte verteilen. Aussergewöhnlich ist, dass sich alt Bundesräte aus ihrem Ruhestand so pointiert äussern.

Auch in diesem Fall hat das Nein-Komitee der 13. AHV Geld in die Hand genommen, um an die Adressen von Rentnerinnen und Rentner zu gelangen. Diese stammen aus der Datenbank einer Vermarktungsfirma, sagt SVP-Sprecherin Andrea Sommer zu «20 Minuten». So könne man «mehrere Hunderttausend» Menschen im Rentenalter erreichen.

«Servir et disparaître» war einmal

Bei Rentnerin S.* kommt das Engagement der alt Bundesräte jedoch gar nicht gut an. «Ich bin enttäuscht, dass sie sich noch immer so in die Politik einmischen.» Bis vor kurzem habe doch die Devise «servir et disparaître» – dienen und abtreten – für Bundesräte geherrscht, sagt sie weiter.

Besonders ärgert die Rentnerin, dass die alt Bundesräte die finanziellen Sorgen der Frau überhaupt nicht ernst nehmen würden.

Nach dem Rücktritt erhalten die Mitglieder der Regierung weiterhin die Hälfte ihres Jahresgehalts. Aktuell ergibt das eine Rente von knapp 230'000 Franken. Das Ruhegehalt erhalten ehemalige Bundesräte und Bundesrätinnen jedoch nur, falls sie nach ihrem Rücktritt keiner anderen lukrativen Tätigkeit nachgehen. Es ist ein Beitrag, von dem viele andere Seniorinnen und Senioren nur träumen können. (sie)

* Name geändert

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