Und wieder eine Corona-App
«NotifyMe» soll Superspreader stoppen

Oft sind Superspreader-Events für eine grosse Menge an Corona-Neuinfektionen verantwortlich. Mit einer neuen App sollen nun alle Teilnehmer auf einmal gewarnt werden. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) mischt diesmal aber nicht mit.
Publiziert: 14.11.2020 um 18:04 Uhr
|
Aktualisiert: 29.12.2020 um 18:05 Uhr

Das Coronavirus ist sehr ansteckend. Doch nicht jeder, der sich infiziert, wird gleich zum Superspreader. Epidemiologen rechnen damit, dass nur etwa 10 Prozent der Corona-Infizierten für 80 Prozent der Neuinfektionen sorgen. Es sind einige wenige, die hochansteckend sind. Doch je nach Situation, etwa bei einem Anlass in geschlossenen Räumen, können sie sehr viele Menschen auf einmal anstecken – das gibt dann so genannte Cluster an Neuinfektionen. Bestes Beispiel dafür: Der Event im Rosengarten des Weissen Hauses der USA, bei dem sich neben US-Präsident Donald Trump selbst auch sein halbes Team angesteckt hatten.

Nun haben die Macher der Corona-Warn-App ein neues Werk am köcheln, wie am Freitag bekannt geworden ist. «NotifyMe» soll genau auf diese Clusters zielen. Das Prinzip daran: Wer an einem Anlass mit grösserer Menschenansammlung ist, checkt via QR-Code ein. Wenn sich dann herausstellt, dass am Anlass nicht nur Apérohäppchen, sondern auch das Coronavirus herumgereicht worden ist, gibt es eine Meldung.

Denn wenn ein Superspreader vor Ort ist, ist das Risiko einer Ansteckung für alle anderen höher. Ein Vorteil der neuen NotifyMe-App wäre, dass insbesondere das Contact Tracing nicht mehr mühsam jeden einzelnen Teilnehmer eines Anlasses kontaktieren müsste. Ein Klick würde reichen – und alle sind informiert. Ähnliche Apps gibt es lokal bereits, dort allerdings nur, um den Betreibern das Führen der Kontaktlisten einfacher zu machen – das effektive Warnen übernimmt das Contact Tracing.

Viele Corona-Ansteckungen erfolgen gehäuft nach Anlässen, bei denen ein Einzelner hochansteckend war. Bestes Beispiel: Der Event im Rosengarten im Weissen Haus der USA.
1/7

BAG mischt nicht mit

Laut den Entwicklern soll die NotifyMe-App schon in der zweiten Novemberhälfte in den App-Stores bereitstehen. Die Macher sind dieselben, welche die Corona-Warn-App entwickelt haben, darunter EPFL-Wissenschaftler Marcel Salathé und die Entwicklerfirma Ubique. Ob und wie die neue App mit der Warn-App zusammenspielen wird, ist aber unklar. Ähnlich wie bei der Warn-App würden sämtliche Daten anonymisiert und nur dezentral gespeichert.

Eine Kombination mit der bisherigen Warn-App Swiss Covid könnte heikel sein. Swiss Covid wird offiziell vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) herausgegeben. Und dafür gibt es eine eigene gesetzliche Grundlage, die absolute Freiwilligkeit vorschreibt – niemand darf diskriminiert werden, wenn er die App nicht brauchen will. Wenn nun aber Betreiber eines Lokals NotifyMe zur Bedingung machen, dass man überhaupt ihr Restaurant oder Bar betreten darf, wäre das gesetzlich heikel. Wie das Bundesamt für Gesundheit (BAG) gegenüber «Watson» sagt, hat es denn auch «keine aktive Rolle» beim neuen Projekt. Man habe aber Kenntnis davon. (gbl)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?