Um Lehrermangel zu entschärfen
Nationalräte wollen tiefere Hürden für Lehrerausbildung

Personen mit Berufsmaturität sollen prüfungsfrei zur Pädagogischen Hochschule zugelassen werden. Mit dieser Massnahme will die zuständige Nationalratskommission den Lehrpersonenmangel bekämpfen.
Publiziert: 28.10.2022 um 20:00 Uhr

Wer soll künftig an der Fachhochschule zur Lehrerin oder zum Lehrer ausgebildet werden? Mit 15 zu 8 Stimmen bei 2 Enthaltungen hat die Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrats eine Motion beschlossen, die bewirken will, dass auch Personen mit Berufsmaturität prüfungsfrei zur Pädagogischen Hochschule (PH) zugelassen werden.

Eine Minderheit lehnt die Motion ab, da den Absolventinnen und Absolventen je nach Berufsmaturitätsrichtung die für das PH-Studium notwendigen allgemeinbildenden Kompetenzen fehlten. Heute ist es so, dass PH-Interessierte mit Berufsmaturität eine Eignungsprüfung ablegen müssen. Um diese sicher zu bestehen, bieten die Hochschulen eigens einen Vorkurs an.

Swissuniversities und die Rektorenkonferenz der schweizerischen Hochschulen lehnen die Motion ebenfalls ab. Letztere legt in einem Positionspapier dar, warum sie gegen die Senkung der Zulassungsregeln ist: Wer die Berufsmaturität ablege, habe lediglich Kenntnis in einem spezifischen Studiengebiet.

Nationalrat Simon Stadler möchte die Berufsmatur bei der Zulassung zum PH-Studium der gymnasialen Matur gleichstellen.
Foto: Keystone
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Jemand, der beispielsweise die Berufsmaturität mit Fachrichtung «Gesundheit und Soziales» absolviere, verfüge in den Bereichen Geografie, Bildnerisches/Technisches Gestalten oder Musik nicht über genügend Wissen, um diese Fächer einst selbst zu unterrichten. Es sei bei Berufsmaturandinnen und Berufsmaturanden nicht sichergestellt, dass sie «alle fachlichen Kompetenzen erworben haben, die nötig sind, um die Inhalte des Lehrplans 21 vermitteln zu können».

Belastung von Lehrpersonen werden analysiert

Ganz anders schätzt das Mitte-Nationalrat Simon Stadler (34) ein, der die Forderung ins Parlament gebracht hat: Mit der Prüfung verkennt man «die zusätzliche wertvolle Erfahrung in einem anderen Beruf», die eine Lehrperson einbringen könne, heisst es in seinem Vorstoss. «Gerade in Zeiten des Mangels an Lehrpersonen sind wir auch auf diese angewiesen.»

Weil laut der Kommission nach wie vor Daten zu den Gründen für den Lehrpersonenmangel fehlen, will sie zusätzlich einen Bericht beim Bundesrat zu diesem Thema bestellen. Zudem sollen die positiven und negativen Auswirkungen von nationalen Schulreformen auf Schülerinnen und Schüler evaluiert und die zusätzliche Belastung für Lehrpersonen überprüft werden. (sie/SDA)

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