Um das Klima zu retten
Grüne wollen Lastwagen schleichen lassen

Geht es nach der Grünen-Vizepräsidentin Isabelle Pasquier-Eichenberger, dürfen Lastwagen künftig maximal 70 km/h fahren. So will sie das Klima schonen.
Publiziert: 10.03.2023 um 18:15 Uhr
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Tobias BruggmannRedaktor Politik

Sie sind der Ärger der Autofahrer in der Rushhour: Lastwagen, die auf der Überholspur schleichen. In der Zukunft könnten sie noch langsamer werden. Grünen-Vizepräsidentin Isabelle Pasquier-Eichenberger (49) fordert in einem Vorstoss, dass Lastwagen nur noch 70 km/h fahren dürfen. «So würden 100’000 Tonnen CO2 pro Jahr weniger ausgestossen werden», begründet die Nationalrätin die Forderung. «Zudem wird der Energieverbrauch gesenkt und die externen Kosten werden reduziert.»

Pasquier-Eichenberger stützt sich dabei auf eine Studie im Auftrag des Bundesamtes für Verkehr. Dort wird aber festgehalten, dass regulative Massnahmen nur einen geringen Einfluss auf das Klima hätten. Erfolgversprechender seien neue Fahrzeugtechnologien, wie zum Beispiel Wasserstoff. «Das ist sicher auch notwendig, doch momentan fahren die meisten Lastwagen mit Diesel.»

Zu schnell auf der Autobahn?

Bis jetzt dürfen Lastwagen 80 km/h fahren. «Kontrollen zeigen, dass LKWs auf Autobahnen häufig mit fast 90 km/h fahren.» Angst, dass die tiefere Geschwindigkeit zu mehr Stau führt, hat Pasquier-Eichenberger nicht. «Ich denke nicht, dass das einen direkten Einfluss hat.»

Isabelle Pasquier-Eichenberger fordert in einem Vorstoss, dass Lastwagen nur noch 70 km/h fahren dürfen.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch müsse man keine leeren Regale im Laden befürchten, wenn die Lastwagen langsamer unterwegs sind, ist Pasquier-Eichenberger überzeugt. «Grösstenteils kommen die Lieferungen mit dem Zug. Der Lastwagen wird nur für die letzten Kilometer gebraucht.» Die Lieferungen würden sich also nur ein wenig verzögern. «Das ist nicht entscheidend.»

«Das ist eine totale Schnapsidee»

SVP-Nationalrat Benjamin Giezendanner (40) hält nichts von dieser Idee. «Das ist eine totale Schnapsidee! In Tat und Wahrheit stehen wir immer häufiger im Stau.» Giezendanner führt ein Transportunternehmen und sitzt selbst hinter dem Lenkrad. «Ein Tempolimit von 70 km/h ist wirtschaftsfeindlich und nützt auch dem Klima nix.» Er gibt zu bedenken, dass dadurch mehr Fahrzeuge für die gleiche Arbeit eingesetzt werden müssten. Zudem führe eine Temporeduktion dazu, dass weniger Abgaben bezahlt werden müssten. «Dann fehlen Bund und Kantonen 1,7 Milliarden Franken. Zwei Drittel gehen in den Bahnverkehr.»

Schon jetzt habe die Lastwagen-Branche viel für das Klima getan. «Man müsste uns eigentlich einen grünen Orden verleihen. Der CO2-Ausstoss wird auch im Schwerverkehr immer weiter gesenkt», so Giezendanner. Natürlich würden Lastwagen trotzdem noch CO2 ausstossen. «Aber sie sind unerlässlich, damit unsere Wirtschaft funktioniert.»

Giezendanner wehrt sich auch gegen den Vorwurf, dass die Lastwagen zu schnell fahren. «Unsere LKWs sind plombiert. Die Kundschaft überwacht jeweils, dass wir nicht zu schnell fahren.»

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