Ueli Maurer bricht Bundespräsidenten-Tradition
Kä Luscht zum Feiern

Ueli Maurer wird in knapp drei Wochen zum Bundespräsidenten gewählt. Auf die traditionelle Feier im Heimatkanton verzichtet der Finanzminister.
Publiziert: 15.11.2018 um 19:47 Uhr
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Aktualisiert: 15.11.2018 um 20:31 Uhr
Nico Menzato

Ueli Maurer (67) hat wiedermal «kä Luscht». Nicht auf ein Interview mit dem SRF, wie nach seiner Wiederwahl in den Bundesrat 2015 – damals klopfte der SVP-Bundesrat den legendären Spruch. Jetzt hat er keinen Bock auf seine eigene Bundespräsidentenfeier.

Am 5. Dezember wird der Magistrat zum Primus inter Pares erkoren. Doch zum traditionellen Triumphzug durch den Heimatkanton Zürich kommt es nicht. «Ueli Maurer verzichtet nach einer voraussichtlichen Wahl zum Bundespräsidenten 2019 auf eine Wahlfeier», so sein Departement auf Anfrage.

Beim ersten Mal gabs «Gschwellti»

Dass sich die frisch gewählten Bundespräsidenten im Wohnkanton und in der Heimatgemeinde feiern lassen, hat Tradition. Auch wenn sie wie Maurer zum zweiten Mal das höchste politische Amt erklimmen. So reiste Doris Leuthard (55) im Dezember 2016 mit einem riesigen Tross und Extrazug durch den Aargau und krönte die Feier an ihrem Wohnort Merenschwand. Micheline Calmy-Rey (73) feierte 2010 vier Tage nach ihrer Wahl mit der Genfer Bevölkerung.

Die Freude hält sich in Grenzen: Bundesrat Ueli Maurer an der Wahlfeier zum Bundespräsidenten 2012 in Zürich.
Foto: KEY
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Auch Maurer hatte nach der erstmaligen Wahl zum Bundespräsidenten 2012 noch traditionell gefeiert: Zuerst mit einem Apéro im Stadtzürcher Landesmuseum und dann in Hinwil, wo auf dem Gemeindeplatz den Hunderten Anwesenden Orangen-Punsch, heisse Wienerli und Weisswein serviert wurden. Zum Znacht gab es «Gschwellti mit Chäs» – so wie am Hochzeitsfest des Zürchers.

Maurer 2012: «Mir ist es peinlich»

Doch schon vor sechs Jahren widerstrebten ihm die Feierlichkeiten. «Es ist nicht mein Tag. Mir ist es peinlich, so im Mittelpunkt zu stehen», sagte er zur «Schweizer Illustrierten». Nun zieht er die Konsequenzen. Der offizielle Grund gemäss seinem Departement ist jedoch ein anderer: Der Finanzminister will dem Kanton Zürich die mit der Feier verbundenen Kosten ersparen.

Der Säckelmeister will also das Portemonnaie der Zürcher Steuerzahler und ebenso seine eigenen Nerven schonen. Auch seine Wohnsituation dürfte zum Entscheid beigetragen haben. Der sechsfache Familienvater hat seit einiger Zeit einen Zweitwohnsitz in Kandersteg im Berner Oberland, wo er viel Zeit verbringt. Mit dem Zürcher Oberland ist der passionierte Velofahrer und Langläufer weniger verbunden als auch schon.

Unscheinbarer Apéro im Bundeshaus

Immerhin, einige Hinwiler dürfen ihren Ueli zumindest ein bisschen hochleben lassen: Laut seinem Departement wird eine Delegation aus Vertretern der kantonalen Behörden und der Gemeinde Hinwil Maurer am Wahltag in Bern «im Rahmen eines Apéros die Aufwartung machen».

Gleichzeitig werden im Bundeshaus dann die Feierlichkeiten des frisch gewählten CVP- und FDP-Bundesrats stattfinden. Und die Kameras werden auf diese beiden Neo-Magistraten gerichtet sein. Im Mittelpunkt wird Maurer dann – wie beabsichtigt – nicht stehen.

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