Tunnel muss sowieso monatelang gesperrt werden
Sommaruga gleist Lötschberg-Vollausbau neu auf

Der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels ist bereits bewilligt. Doch es droht eine monatelange Vollsperrung. Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga lässt den Vollausbau nun neu berechnen – volkswirtschaftliche Kosten inklusive.
Publiziert: 07.06.2020 um 23:35 Uhr
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Aktualisiert: 12.12.2020 um 18:59 Uhr
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Eigentlich hatte das Parlament letztes Jahr grünes Licht gegeben. Der Lötschberg-Basistunnel soll auf einem weiteren Teilstück doppelspurig ausgebaut werden, nur sieben von gut 35 Kilometern bleiben einspurig. Was das Parlament nicht wusste: Der Teilausbau des Lötschberg-Basistunnels führt zu einer mehrmonatigen Schliessung (BLICK berichtete).

Die drohende Sperrung sorgte im Wallis für einen Schock. CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (41, VS) verlangte von Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga (60), den Vollausbau nochmals zu prüfen. Mit Erfolg, die SP-Magistratin gleist ihn neu auf. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat dem Bahnunternehmen BLS den Auftrag erteilt, ein Projekt auszuarbeiten. Das entsprechende Schreiben liegt BLICK vor.

Augenmerk auf Kostenoptimierung

Demnach soll die BLS ein besonderes Augenmerk auf Kostenoptimierungen legen, da ein Parlamentsentscheid bezüglich Vollausbau von der Höhe der Mehrkosten «massgebend beeinflusst wird». Aktuell wird für den Teilausbau mit Kosten von 930 Millionen, für den Vollausbau mit 1,3 Milliarden Franken gerechnet. In die Abklärungen sollen neben den Kosten auch die Frage der Sperrzeiten und die heikle Situation um das Munitionslager Mitholz fliessen.

Der Lötschberg-Basistunnel ist derzeit auf weniger als der Hälfte der Strecke doppelspurig.
Foto: Keystone
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Die BLS rechnet mit acht Millionen Franken für die Projektplanung. Zusätzlich gibt das BAV extern eine Studie in Auftrag, welche die volkswirtschaftlichen Schäden einer längeren Tunnelsperre berechnen soll.

Parlament kann 2022/2023 entscheiden

Der Fahrplan ist eng. 2022 will Sommaruga dem Parlament einen Zwischenbericht zum Stand der Ausbauprojekte 2035 vorlegen. Dann sollen Teil- und Vollausbau auf dem gleichen Planungs- beziehungsweise Projektierungsstand sein, wie BAV-Sprecher Andreas Windlinger gegenüber BLICK ausführt. «Dann kann das Parlament 2022 frei und in Kenntnis aller Details entscheiden, ob es am beschlossenen Teilausbau festhalten will oder ob der Lötschberg-Basistunnel vollständig auf zwei Röhren ausgebaut werden soll.» Gemäss BAV-Schreiben soll der definitive Entscheid ungefähr 2023 möglich sein.

Beim Teilausbau tritt das BAV deshalb auf die Bremse: Die BLS muss zuwarten, bis das Parlament entschieden hat. Einzig bei den Vorlosen, die beide Varianten betreffen, geht die Ausschreibung weiter. «Mit diesem Vorgehen wird verhindert, dass Präjudizien geschaffen werden, insbesondere laufen noch keine grösseren Kosten für den Teilausbau auf», so Windlinger. Gleichzeitig werde damit sichergestellt, dass der Teilausbau nicht unnötig verzögert werde, wenn das Parlament an ihm festhält.

CVP-Bregy spürt Sympathie

«Simonetta Sommaruga ist sehr interessiert an einer guten Lösung. Ich spüre im Verkehrsdepartement eine grosse Sympathie für den Vollausbau», sagt CVP-Mann Bregy zur Entwicklung. Das Parlament erhalte zwei gleichwertig geprüfte Varianten mit allen Vor- und Nachteilen vorgelegt. «Das ist ein positives Signal. Die Hoffnung ist berechtigt, dass der Vollausbau doch bald Realität wird.»

Die Problematik brenne der Walliser Bevölkerung und Wirtschaft unter den Nägeln, sagt Bregy. «Die Gefahr, während Monaten von der restlichen Schweiz abgeschnitten zu sein, macht den Leuten Angst.»

Der Vollausbau sei aber auch für die Schweiz wichtig. «Unser Land braucht solche Grossprojekte, damit wir mit unseren Bauleuten und Ingenieuren in diesem Bereich weltweit führend bleiben.»

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