«Booster muss rasch verbreitet werden»
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Noch vor Kontakt mit Omikron:«Booster muss rasch verbreitet werden»

Taskforce-Chefin Stadler
Omikron so gefährlich wie Delta

Mit der neuen, bald vorherrschenden Corona-Variante ist die Gefahr von schweren Krankheitsverläufen so hoch wie zuvor. Vor allem aber ist Omikron viel ansteckender. Und der Impfschutz könnte von kurzer Dauer sein. Wie bei Delta hilft aber auch hier Kontaktreduktion.
Publiziert: 14.12.2021 um 20:23 Uhr
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Aktualisiert: 14.12.2021 um 21:25 Uhr

Vor knapp drei Wochen wurde Omikron erstmals beschrieben, schon Anfang 2022 wird die Corona-Variante nach den Worten der Biostatistikerin Tanja Stadler (40) die Pandemie in der Schweiz aber bestimmen. Wie die Präsidentin der wissenschaftlichen Covid-Taskforce am Dienstag vor den Medien ausführte, verdoppeln sich in England, Schottland und Dänemark die Omikron-Ansteckungen alle zwei bis vier Tage. Momentan macht Omikron dort 15 bis 20 Prozent der Fälle aus, in London schon über 40 Prozent.

Schutz vor Omikron geringer

Inzwischen weiss man: Die Corona-Impfung schützt vor einer Ansteckung durch die Omikron-Variante weniger gut als bei Delta. Laut derzeit verfügbaren Daten liege der Schutz gegen Delta vier Monate nach der Verabreichung der zweiten Biontech/Pfizer-Dosis bei 70 bis 75 Prozent, so Stadler. Bei Omikron sei der Schutz erheblich tiefer: Hier sind es nur noch 10 bis 50 Prozent. Die dritte Impfung, der sogenannte Booster, erneuert kurzfristig den Schutz vor einer Omikron-Infektion auf etwa 60 bis 85 Prozent. Der Booster zeigt somit für eine gewisse Zeit eine äusserst positive Wirkung gegen Omikron. Wie lange dieser Schutz aber anhält, weiss die Wissenschaft noch nicht.

Zentral ist, wie sich Omikron auf die Schwere der Corona-Verläufe auswirkt. Doch dazu gibt es laut Tanja Stadler noch keine belastbaren Daten. Wie erwartet sehe man bisher aber viele mildere Omikron-Infektionen bei jüngeren Menschen sowie bei Geimpften und Genesenen. Bei nicht immunen Menschen geht die Wissenschaft davon aus, dass Omikron zu gleich schweren Verläufen wie bei Delta führt.

Die Biostatistikerin Tanja Stadler erklärt vor den Medien, was die Wissenschaft über Omikron weiss und welche Daten noch fehlen.
Foto: Keystone
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Grössere Belastung der Spitäler

Weil sich Omikron aber schneller als Delta ausbreitet, werden auch die Hospitalisierungen rascher zunehmen. Wird der Anstieg der Ansteckungen nicht gebremst, dürfte die Belastung der Spitäler auf dem Höhepunkt der aktuellen Corona-Welle grösser sein als bei Delta. Kommt erschwerend hinzu, dass vielerorts weniger Betten in Betrieb sind, da Spitalpersonal fehlt, um Patienten darin zu betreuen.

Die entscheidende Frage ist deshalb: Wie gut schützt die Impfung vor schweren Verläufen bei Omikron? Wegen der Zeitverzögerung zwischen Ansteckung und Spitaleinweisung fehlen den Forschenden die zur Beantwortung notwendigen Daten noch.

Zwei Corona-Szenarien

Stadler präsentierte den Medien stattdessen zwei Szenarien. Erstens: Falls die Impfung auch vor schweren Omikron-Verläufen gut schützt, bleibt die Krankheitslast etwa gleich wie bei Delta. Erschwerend hinzu kommt aber wie oben erwähnt, dass Omikron sich schnell verbreitet und die Spitäler sich in der Folge rasch füllen.

Zweitens: Schützt die Impfung jedoch schlecht vor schweren Omikron-Verläufen, braucht es angepasste Impfstoffe. Diese sind laut der Hersteller aber erst im Frühling in Sicht. Die Viruszirkulation müsste bis dahin durch eine starke Kontaktreduzierung gebremst werden, um die Bevölkerung vor vielen schweren Erkrankungen zu schützen.

Wie steht es mit Long Covid?

Die nächste wichtige Frage ist, ob die Impfung bei Omikron vor Long Covid schützt. Auch dazu fehlen noch Daten. Somit gelte es weiterhin, Infektionen durch Impfungen zu verhindern. Die dritte Impfdosis hilft zumindest kurzfristig, die Infektionen zu senken. Dazu muss die Drittimpfung möglichst rasch breit verabreicht werden. Und damit auch die Kinder Schutz vor Omikron aufbauen können, muss auch die Kinderimpfung möglich schnell ausgerollt werden.

Sobald Fallzahlen in die Höhe schnellen, werden die Testkapazitäten auf die Probe gestellt. Es sei deshalb wichtig, so Stadler, dass in den nächsten Wochen genügend Selbsttests bereitstünden. Und sie erinnerte daran, dass Kontakte reduzieren, in Innenräumen Maske tragen und Lüften viel bewirkten – die letzten beiden Punkte seien auch in Schulen hilfreich.

Entspannung im Frühling

In zehn Tagen ist Weihnachten und bald schon Neujahr. Auf die fröhlichen Festtage könnten für das Gesundheitswesen schwierige Zeiten folgen. In den Worten Tanja Stadlers bestätigt sich aber: Auch in Zeiten von Omikron schützen breitflächiges Impfen und die bekannten Hygiene- und Abstandsregeln.

Spätestens im Frühling ist dank angepasster Omikron-Impfstoffe und höherer Temperaturen mit Entspannung zu rechnen. (pt)

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