Im Kreisel droht grosse Gefahr!
Velo-Überholverbot gefordert

Rund 50 schwerverletzte und 200 leichtverletzte Velofahrer im Kreisel – und das jedes Jahr. Dieses Zahlen schrecken die Politik auf. Die Velo-Fraktion im Bundeshaus fordert nun ein Überholverbot.
Publiziert: 17.06.2019 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2019 um 13:29 Uhr
SVP-Nationalrat Bruno Walliser fordert ein Velo-Überholverbot im Kreisel.
Foto: zvg
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Ruedi Studer

Im Kreisverkehr droht Radlern Gefahr! «Es gibt pro Jahr in der Schweiz rund 52 schwerverletzte Velofahrer in Kreiseln – also im Schnitt einen pro Woche», sagt Marc Kipfer von der Beratungsstelle für Unfallverhütung (BFU). «Hinzu kommen pro Jahr rund 200 leichtverletzte Velofahrer in Kreiseln.» 

SVP-Mann fordert Überholverbot

Diese Zahlen schrecken die Politik auf. SVP-Nationalrat Bruno Walliser (53, ZH) will die Unfallgefahr nun bannen: Er fordert mit einer Motion ein Velo-Überholverbot im Kreisverkehr.

Zwar dürfen Velofahrer in Kreiseln heute schon in der Fahrbahnmitte radeln, um Überholmanöver zu verhindern. Doch viele Gümmeler machen davon nicht Gebrauch – und werden deshalb von Autos, Mofas oder gar Lastwagen überholt. «Dies führt regelmässig zu gefährlichen Situationen», moniert Walliser. «Viele Unfälle in Kreiseln werden beim Überholen verursacht.»

Die Zahlen geben ihm Recht. So ist der Anteil der Velounfälle im Kreisverkehr besonders hoch. Im Durchschnitt ist bei fast jedem dritten Unfall ein Radfahrer beteiligt, bestätigte kürzlich der Bundesrat. Und laut BFU waren bei Velo-Kreiselunfällen mit Schwerverletzten in 90 Prozent der Fälle die Radfahrer völlig unschuldig. 

«Kreisel sind für Velofahrer nicht günstig, weil sie dort häufig übersehen werden», sagt Kipfer. «Für uns ist ein Velo-Überholverbot in Kreiseln als zusätzliche Massnahmen durchaus prüfenswert.» Mit Pilotprojekten könnten der Nutzen und die Durchführbarkeit einer solchen Neuregelung dereinst getestet werden, schlägt er vor.

Überparteiliche Velo-Fraktion steht dahinter

Walliser hingegen geht mit seinem Velo-Überholverbot auf Tutti. «Die Regel wäre klar und leicht verständlich», erklärt er. «Zudem würde sie gerade dort wirken, wo Velofahrende besonders gefährdet sind.»

Der SVP-Mann weiss bei seinem Vorstoss eine überparteiliche Velo-Fraktion hinter sich. Walliser selbst ist begeisterter Radsportler und war früher Vorstandsmitglied von Swiss Cycling. Zu den Mitunterzeichnern gehören zudem SP-Nationalrat Matthias Aebischer (51, Be) als Präsident von Pro Velo Schweiz, der frühere Radprofi und jetzige FDP-Nationalrat Rocco Cattaneo (60, TI) als Präsident des europäischen Radsportverbands oder Grünen-Nationalrat und VCS-Vorstandsmitglied Michael Töngi (52, LU). 

Bundesrat: Überholverbot bringt nichts

Töngi hatte schon in einem früheren Vorstoss beim Bundesrat nachgefragt, was er gegen die Unfallgefahr im Kreisverkehr zu unternehmen gedenke. Zwar erachtete die Landesregierung die Situation als «unbefriedigend». Er wollte aber weder von einem Tempolimit im Kreisel noch von einem Überholverbot etwas wissen.

«Die Unfallgefahr kann insbesondere durch die richtige Geometrie beim Bau von Kreiseln und durch das korrekte Verhalten der Verkehrsteilnehmer gesenkt werden», so die damalige Antwort. «Radfahrende können mit einer entsprechenden Linienwahl verhindern, dass sie von anderen Fahrzeugen überholt und dabei gefährdet werden.» Sie sollen also in der Spurmitte fahren. Ein generelles Überholverbot würde die Verkehrssicherheit kaum mehr erheblich erhöhen, so die Regierung. 

Eine Einschätzung, die die Velo-Fraktion rund um Walliser nicht teilt. Mit seiner Motion macht der SVP-Mann nun Druck – und darf sich angesichts der Unterstützung aus allen Fraktionen durchaus Chancen für seinen Vorschlag ausrechnen.

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