Er wollte der Drogen-Mafia das Handwerk legen
2:54
Luzi Stamm im Interview:Er wollte der Drogen-Mafia das Handwerk legen

Polizeieinsatz wegen SVP-Nationalrat Luzi Stamm
«Zuerst wollte ich das Koks im Bundeshaus verstecken»

Weil der Aargauer SVP-Nationalrat Luzi Stamm ein Päckchen Koks kaufte, kams heute zum Polizeieinsatz im Bundeshaus. Er habe damit auf den Drogenhandel in Bern aufmerksam machen wollen, sagt Stamm.
Publiziert: 06.03.2019 um 13:18 Uhr
|
Aktualisiert: 06.03.2019 um 19:30 Uhr

SVP-Nationalrat Luzi Stamm (66) hat am Dienstagabend in der Berner Altstadt Kokain gekauft. Er habe damit der Drogen-Mafia das Handwerk legen wollen, sagte der Politiker der Redaktion von CH Media.

Der Aargauer Parlamentarier könnte sich mit der Aktion jedoch einigen Ärger eingehandelt haben, obwohl er das weisse Pulver, das er einem Strassenmusiker abkaufte, nicht konsumierte, sondern die Polizei einschaltete. Diese stellte die Droge heute Morgen im Bundeshaus sicher.

Es war tatsächlich Kokain

Inzwischen ist klar, dass es sich dabei tatsächlich um Kokain oder ein Kokain-Gemisch handelt. Weil Erwerb und Besitz der Droge strafbar sind, wird die Aktion für Rechtsanwalt Stamm juristische Konsequenzen haben. Per Gesetz stehen auf das Vergehen bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe. Angesichts des Motivs und der geringen Menge droht Stamm wohl höchstens letzteres.

Nationalrat Luzi Stamm hat in der Berner Altstadt Kokain gekauft.
Foto: KEY Blick
1/7

Er habe das Päckchen mit dem Pulver eigentlich über Nacht im Bundeshaus aufbewahren wollen, erzählt Stamm BLICK. «Ich habe es unter den Teppich beim Eingang geschoben.» Danach sei er nach oben, um noch einige E-Mails zu bearbeiten. Wegen Widerstands des Sicherheitspersonals habe er das Päckchen schliesslich doch nach Hause genommen.

Koks konsumiert habe er noch nie

Er habe die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan, erzählt Stamm. Um kurz vor drei Uhr morgens schrieb er der Fraktion noch ein Mail, in dem er darüber informierte, am nächsten Morgen zur Polizei gehen zu müssen. Weil er dann aber wegen Stau zu spät unterwegs war, bestellte er die Beamten ins Bundeshaus.

Auf die Frage, ob er denn schon einmal Koks konsumiert habe, winkt Stamm ab. Gekifft habe er schon, besonders, als er einige Zeit in Kalifornien lebte. Andere Drogen seien für ihn aber tabu, sagt er. 

Nause kennt das Problem

Stamm trifft sich nächstens mit dem Stadtberner CVP-Sicherheitsdirektor Reto Nause (47). Dieser kennt die von Stamm kritisierte Drogenproblematik in Bern. Ja er hatte per Twitter vergangenen November sogar explizit auf das Problem hingewiesen: «Wurde beim Hinlaufen auf den Vorplatz (der Berner Reitschule) 5x für Koks angehauen und 3x für Haschisch. Ich glaube, dass wir ein Problem haben!», schrieb er.

Im Gegensatz zu Stamm hat Nause den Drogenhandel aber offenbar nicht noch mit einem eigenen finanziellen Beitrag unterstützt.

Ein neuer Job für Stamm?

Stamm darf im Herbst nicht mehr für die SVP Aargau für den Nationalrat kandidieren. Die Partei hat ihn von der Liste ihrer Kandidaten gestrichen. Unter der Bundeshauskuppel fragt man sich nun – nicht ganz ernst gemeint – ob Stamm allenfalls eine zweite Karriere als verdeckter Ermittler starten will. (pt/lha/nmz)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?