Stunk unter Jungparteien wegen Genderstern-Verbot für Schulen
Krieg der Sterne im Aargau

Das Genderstern-Verbot an Aargauer Schulen führt zum Krach unter den Jungparteien. Die Junge SVP kontert eine Juso-Petition und warnt vor «politisch motiviertem Unterricht».
Publiziert: 06.02.2022 um 17:26 Uhr
Sternchen verboten! Die Alte Kanti Aarau darf den Genderstern nicht mehr verwenden, wie die Schulleitung ihren Zöglingen schrieb.
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An der Alten Kantonsschule Aarau gibt es seit einigen Wochen keine Schüler*innen mehr, sondern nur noch Schülerinnen und Schüler. Wie die Schule mitteilte, dürfe sie auf Weisung des Kantons «ab sofort» den Genderstern nicht mehr verwenden.

Das Genderstern-Verbot schlug hohe Wellen. Wie die «Aargauer Zeitung» berichtete, ist die Weisung – anders, als die Kanti-Leitung schrieb – nicht neu. Die entsprechende Richtlinie gilt schon seit über 15 Jahren. Sonderzeichen sind in der geschlechtergerechten Verwaltungssprache nicht erlaubt. Wegen einer Aktualisierung, auf die der Kanton unter anderem die Schulen aufmerksam gemacht hatte, wurde die Alte Kanti aber auf die ihr bis dato offenbar unbekannte Regelung aufmerksam und hat daraufhin gehandelt.

Petition mit 5000 Unterschriften

Die Aargauer Juso lancierte umgehend eine Petition, in der sie die Aargauer Regierung auffordert, dieses Verbot aufzuheben. Der Kanton solle aufhören, «Sprachpolizei zu spielen», so die Jungpartei. Vergangenen Freitag nun hat die Juso die Petition bei der Staatskanzlei eingereicht. 5000 Personen haben sie unterzeichnet.

Der Widerstand der Juso ruft nun auch den politischen Gegner auf den Plan. Die Aargauer Junge SVP wehrt sich gegen die Forderung der Jungsozialisten. Die Juso wolle «die Schulen für ihre politischen Zwecke missbrauchen», so der Vorwurf der Jungpartei. Mit der Petition würde ein Zeichen gesetzt für «politisch motivierten Unterricht, geprägt von linkem Gedankengut», kritisiert Samuel Hasler, Präsident der SVP des Bezirks Aargau und Mitglied der kantonalen JSVP.

Auch Jugendparlament schaltet sich ein

Und auch das Jugendparlament Aargau schaltet sich in die Debatte ein. Durch die Verwendung des Gendersterns sei «eine Ideologie aus dem linken Parteispektrum in einzelne Schulen gelangt» und habe «klar die neutrale Meinungsbildung» verletzt, heisst es in einer Mitteilung. Und weiter: «Durch den Einsatz solcher Gendersterne wird die Meinung vieler Jugendlichen durch die Schulen langfristig geprägt und der neutrale Unterricht, wenn es diesen überhaupt noch so weit gibt, geht verloren.»

Verschickt hat das Communiqué der Präsident des Aargauer Jugendparlaments, Cedric Meyer, seines Zeichens Vizepräsident der SVP Rheinfelden. Gegenüber der «Aargauer Zeitung» sagt er aber, dies entspreche nicht nur seiner Haltung, sondern einer Mehrheit des Vorstands.

Regierungsrat muss Stellung beziehen

Während die Alte Kantonsschule in Aarau ihre Sprachregelung entsprechend den Richtlinien des Kantons angepasst hat, hält das zweite Gymnasium in der Stadt, die Neue Kantonsschule, an der Verwendung des Gendersterns fest. Zwei EDU-Grossräte und eine SVP-Grossrätin fordern den Regierungsrat in einer Petition auf, «in dieser Angelegenheit härter durchzugreifen».

Damit steht fest, dass die Aargauer Regierung Position im Sternli-Stunk wird beziehen müssen.

In Bern ist das Gendersternchen erwünscht

Auch im Rest der Schweiz ist der Genderstern bei Behörden und staatlichen Institutionen in der Regel nicht gerngesehen. Bundesbeamte beispielsweise dürfen Sternchen, Doppelpunkt oder Binnen-I in offiziellen Dokumenten nicht verwenden.

Anders handhabt es die Stadt Bern: Vor wenigen Wochen hat sie ihre Richtlinien zur geschlechtergerechten Sprache aktualisiert. Neu dürfen Mitarbeitende der Stadtverwaltung auch den Genderstern nutzen. «Damit werden Menschen sichtbar gemacht und angesprochen, die sich nicht in die binäre Geschlechterordnung einteilen lassen», so die Begründung des Gemeinderats. (lha)

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