Stresskiller Corona
Weniger Leistungsdruck dank Pandemie

Bei aller Tragik – die Pandemie hat auch eine andere Seite. Eine neue Studie zur Digitalisierung zeigt: Durch Corona nutzen weniger Jugendliche soziale Medien, und Arbeitnehmer fühlen sich weniger unter Druck gesetzt.
Publiziert: 20.04.2021 um 12:02 Uhr
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Aktualisiert: 23.04.2021 um 18:41 Uhr

Seit Homeoffice hängen wir jetzt auch zu Hause ständig vor dem Computer. Und das ist gar nicht mal so schlecht, wie eine neue Studie zeigt. Seit man von zu Hause aus arbeiten kann, fühlen sich Schweizerinnen und Schweizer weniger gestresst von der Digitalisierung.

Wie kann das sein? «Zu Hause steht man nicht unter der Kontrolle des Vorgesetzten und kann seine Zeit selbst einteilen», sagt Studienleiter Michael Hermann (49) zu Blick. Die Umfrage erfolgte zum vierten Mal und wurde von seiner Forschungsstelle Sotomo im Auftrag der Stiftung Sanitas Krankenversicherung durchgeführt.

«Viele verbinden Digitalisierung mit Leistungsdruck»

Homeoffice wirkt Wunder: Vor einem Jahr fühlten sich noch 44 Prozent der Befragten einem starken Leistungsdruck am Arbeitsplatz ausgesetzt. In der neuesten Erhebung sind es nur noch 18 Prozent.

Die Forschungsstelle Sotomo hat untersucht, wie Arbeitnehmende mit der Digitalisierung im Büro umgehen.
Foto: imago images
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«Viele verbinden Digitalisierung mit Leistungsdruck», sagt Michael Hermann. «Wenn man digital arbeitet, kann man die Leistung der Mitarbeiter besser vergleichen. Das erzeugt Druck.» Das ständige Vergleichen sei seit der Pandemie zwar nicht weggefallen. «Aber durch den Abstand zum Büro ist man dem weniger ausgesetzt», so Hermann.

Aber nicht nur am Arbeitsplatz herrscht weniger Stress. Auch bei Jugendlichen liess der Druck nach, im Internet ständig präsent sein zu müssen. Das zeigen die Zahlen: Bei der letzten Befragung vor einem Jahr nutzten noch 92 Prozent der Jugendlichen Instagram, Facebook und dergleichen. Dieses Jahr sind es noch 80 Prozent. Ein deutlicher Rückgang.

Weniger Angst, etwas zu verpassen

«Soziale Medien sind für Jugendliche eine Art Bühne», sagt Studienleiter Hermann. Es gelte, zu zeigen, was man mache, welche Freunde man habe und was man erlebe. «Weil man während der Pandemie weniger unternehmen konnte, fiel auch diese Bühne weg.»

Das verringert laut Hermann den Stress. Besonders junge Menschen stehen unter Druck, auf sozialen Medien präsent zu sein und nichts zu verpassen. Die durch die Pandemie erzwungene Entschleunigung werde so zum Gegenmittel zur sogenannten Fear of Missing Out, eben zu dieser ständigen Furcht, etwas zu versäumen. Corona kann somit ein Stresskiller sein. (hac)

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