So wollen Politiker den Tourismus ankurbeln
200-Franken-Feriengutschein und Steuerabzug

Der Tourismus leidet massiv unter der Corona-Krise. Jetzt wollen Politiker den Inlandtourismus ankurbeln. SP-Nationalrätin Sandra Locher Benguerel fordert 200-Franken-Feriengutscheine für alle, CVP-Nationalrat Fabio Regazzi einen Steuerabzug für Hotelübernachtungen.
Publiziert: 08.05.2020 um 09:44 Uhr
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Aktualisiert: 08.05.2020 um 14:50 Uhr
200-Franken-Feriengutschein und Steuerabzug
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Inland-Tourismus ankurbeln:200-Franken-Feriengutschein und Steuerabzug
Ruedi Studer

In seiner Sondersession hat das Parlament beschlossen 57 Milliarden Franken zur Verfügung zu stellen, um der Corona-Krise Herr zu werden. Viel Geld, doch in vielen Bereichen braucht es noch mehr. So blickt die Tourismusbranche mit Sorgen auf die kommenden Monate. Denn die Zahl der Logiernächte ist seit Beginn der Krise eingebrochen. Und an der Session gab es nur einen 40-Millionen-Zustupf für zusätzliches Marketing.

«Machen Sie Ferien in der Schweiz! Geben Sie das Geld hier aus», appellierte auch SVP-Finanzminister Ueli Maurer (69) in einer Rede in der Sondersession an die Parlamentarier. Man müsse nun solidarisch sein mit der Bevölkerung und ein Aufbruchsignal aussenden.

Der Inlandtourismus soll angekurbelt werden. Zum Beispiel mit 200-Franken-Feriengutscheinen für jeden Einwohner.
Foto: Keystone
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200-Franken-Gutschein für Tourismusangebote

Ein Appell, den auch SP-Nationalrätin Sandra Locher Benguerel (44) unterstützt. Doch sie fordert noch einen weiteren Schritt, um der Tourismusbranche zu helfen. Der Bundesrat soll ein Gutscheinsystem für den Inlandtourismus entwickeln, mit welchem die Bereiche Gastronomie, Hotellerie, Bergbahnen, Kultur und Freizeit unterstützt werden können. «Alle Einwohnerinnen und Einwohner sollen einen solchen Gutschein im Wert von 200 Franken erhalten», schlägt die Bündnerin vor.

Dieser soll aber nicht nur während der Sommersaison eingelöst werden können, wenn Schweizerinnen und Schweizer wohl ohnehin nicht die Möglichkeit haben werden, ins Ausland zu reisen. Auch für die Wintersaison sollen die Gutscheine gültig bleiben, so Locher Benguerel.

«Es braucht eine langfristigere Perspektive», ist sie überzeugt. Denn gerade der Tourismussektor und die mit ihm verknüpften Wirtschaftszweige würden noch längere Zeit deutlichen Einschränkungen unterliegen. Kommt hinzu, dass vorerst auch deutlich weniger ausländischen Gäste zu erwarten sind.

Einheimische statt ausländische Gäste

«Durch die Einschränkung der Reisefreiheit braucht es starke Anreize für die Schweizer Bevölkerung, ihre Ferien im eigenen Land zu verbringen», ist Locher Benguerel überzeugt. «Der massive Rückgang der ausländischen Klientel sollte deshalb durch einheimische Kundschaft ersetzt werden.»

Das Thema bewegt – und so kann Locher Benguerel bereits auf einigen Rückhalt zählen. So hätten ihr nebst des Verbandes der Hotellerie Wallis auch der Bündner Hotelverband Unterstützung zugesagt, so die SP-Frau.

Ihr Vorstoss stösst zudem auch bei anderen Parlamentariern auf Anklang. So setzt sich der Walliser SP-Nationalrat Mathias Reynard (32) ebenfalls stark für die Idee ein. In den Tourismuskantonen kommt der Vorschlag besonders gut an. So haben etwa auch die Walliser Christophe Clivaz (51, Grüne) oder Benjamin Roduit (57, CVP) oder die Tessiner Greta Gysin (36, Grüne) und Fabio Regazzi (57, CVP) den Vorstoss mitunterzeichnet.

Steuerabzug für touristische Übernachtungen

«Der Tourismus leidet und ist von der Krise am stärksten betroffen», sagt Regazzi. Mit seinem Support will er auf den Bundesrat Druck machen und auch ein klares Signal setzen, dass die Tourismusbranche auf weitere Unterstützung angewiesen ist.

Selber hat er auch einen Vorstoss eingereicht, welche die Inland-Reisefreudigkeit der Schweizer fördern soll. Die Übernachtungskosten in touristischen Unterkünfte – etwa Hotels oder Ferienwohnungen – sollen künftig von der direkten Bundessteuer abgezogen werden können, verlangt er in einer parlamentarischen Initiative. Als jährliche Obergrenze schwebt ihm ein Abzug von 3000 bis 5000 Franken pro Person vor.

«Auch die Dauer müsste beschränkt sein – aber während mindestens drei Jahren soll der Abzug möglich sein», so der Tessiner. «Es braucht jetzt dringend einen Anstoss, um den Tourismus wieder anzukurbeln.»

Eine ganz ähnliche Idee hatte der Walliser SVP-Nationalrat Franz Ruppen: Schweizer, die ihre Ferien im Inland verbringen, sollen für eine befristete Zeit die Kosten dafür von den Steuern abziehen können. «Damit werden Ferien in der Schweiz attraktiver gemacht, ohne dass staatliche Subventionen gesprochen werden müssen», zeigt sich Ruppen überzeugt. Und die Steuerausfälle hielten sich in Grenzen.

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