Waren es Erdbeben?
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Wasser im Lötschberg-Tunnel:Waren es Erdbeben?

So kam das Wasser in den Lötschbergtunnel
Waren es Erdbeben?

Die Bilder gingen durch die Schweiz: Der Lötschbergtunnel von Wasser und Schlamm überflutet, der Zugverkehr ins Wallis war teilweise unterbrochen. Jetzt ist klar, wo das Problem lag – und was gemacht werden muss.
Publiziert: 19.05.2020 um 15:07 Uhr
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Aktualisiert: 19.05.2020 um 18:33 Uhr
Tobias Bruggmann

Am 17. Mai 2002 wurde beim Lötschbergtunnel die 37. Vorauserkundungsbohrung gemacht. Eine Routinearbeit, eigentlich. 18 Jahre aber später zeigen sich die millionenschweren Folgen: Im Februar, März und Ende April wurde der Lötschberg-Tunnel mit Wasser überschwemmt. Die wichtigste Zugverbindung ins Wallis war teilweise tagelang unterbrochen.

Lange wusten die Verantwortlichen wieso es dazu kam, doch jetzt ist klar, wo das Problem lag. Vor 18 Jahren wurde bei der Erkundungsbohrung eine Wasserquelle entdeckt. Damals wurde das Wasser gezielt in den Tunnel geführt und durch eine separate Leitung abgeleitet, um hohen Wasserdruck auf die Tunnelwand zu vermeiden. «Ein System, das bestens funktioniert hat», sagt Stefan Irngartinger (44), zuständiger Projektleiter beim Bahnbetreiber BLS. Damals sei «gut und richtig» gehandelt worden, sagt er zu BLICK TV.

Durch «natürliche Veränderungen» im Fels – womöglich ausgelöst durch kleinere Erdbeben oder Niederschläge – wurde Sand und Schlamm eingetragen und die Leitungen gingen kaputt. Die Folge war der Wassereinbruch.

Die BLS will jetzt eine Kaverne bauen, die das Wasser und den Schlamm auffängt und aus dem Tunnel ableitet, sagt Stefan Irngartinger von der BLS.
Foto: zVg
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Mehrere Millionen Kosten

Damit das nicht mehr passiert, will die BLS jetzt eine Kaverne bauen, die das Wasser und den Schlamm auffängt und aus dem Tunnel ableitet. Bereits im Herbst sollen die Bauarbeiten beginnen. Die genauen Kosten sind noch unklar, Irngartinger spricht von einem siebenstelligen bis niedrigen achtstelligen Betrag, also wohl rund 10 Millionen Franken. Abgerechnet wird das über die Leistungsvereinbarung mit dem Bundesamt für Verkehr. Schlussendlich dürfte also der Steuerzahler die Reparatur begleichen müssen.

«Wir rechnen mit einer Bauzeit von mehreren Monaten», so Irngartinger. Die Oströhre muss dabei gesperrt werden, die Bahn wird durch die Weströhre im Einspurbetrieb geführt. Eine wichtige Bedingung sei, die stündlichen Personenzüge zwischen dem Wallis und Bern aufrecht zu erhalten. Einzelne Güterzüge müssten eventuell auf die alte Bergstrecke ausweichen.

Die neue Kaverne soll 1000 Kubikmeter fassen und somit verhindern, dass sich ein Wassereinbruch wiederholt. Ganz ausschliessen lässt er sich aber nicht: «Das dortige Karst-System im Berg ist unberechenbar», so Irngartinger im Interview mit BLICK TV. Man könne nicht ausschliessen, dass es nochmals zu einer Einspühlung von Sand aus dem System kommt. «Das können wir nicht verhindern.» Wenn es aber erneut passieren würde, setze sich dankt den neuen Massnahmen das schlammige Wasser an einem anderen Ort ab. «Sodass der Tunnel nicht mehr überflutet wird.» (brb/vro)

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