«Sie ziehen sich aus – wir gehen arbeiten»
Feminismus-Zoff zwischen Juso-Nackten und SVP-Frauen

Der Feminismus sei überholt, sagen die «Junge SVP»-Frauen und greifen die nackten Juso-Frauen an. «Ihr Bild ist eine Beleidigung für alle Frauen!»
Publiziert: 06.04.2017 um 17:03 Uhr
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Aktualisiert: 14.09.2018 um 18:39 Uhr
Cinzia Venafro

Ein Bild erhitzt die Gemüter – auch Wochen nach seiner Veröffentlichung. Jetzt greift der SVP-Nachwuchs in die Debatte um das Foto, auf dem Juso-Frauen oben ohne ihre BH verbrennen, ein. «Es ist eine Beleidigung für alle selbstbewussten, unabhängigen und hart arbeitenden Frauen in unserem Land – ja sogar für alle Frauen auf der Welt», sagt Anna Fischer (22) aus Illnau-Effretikon ZH. Es sei anmassend, dass Juso-Präsidentin Tamara Funiciello mit diesem Foto für «die Frauen» sprechen will!

Die alleinerziehende Mutter und Schwester von Benjamin Fischer, Präsident der Jungen SVP, hat «es satt, dauernd von selbsternannten Feministinnen in eine Opferrolle gedrängt zu werden.»

«Von keiner erfolgreichen Frauenrechtlerin weiss man, wie ihre Brüste aussehen»

Stellvertretend für alle weiblichen Mitglieder des SVP-Nachwuchses stellte die Protest-Initiantin sich deshalb mit Gleichgesinnten vor die Kamera – angezogen. «Es gibt keine erfolgreiche Frauenrechtlerin, von der man weiss, wie ihre Brüste aussehen», stichelt Fischer. «Und sowieso kenne ich keine einzige Frau, die sich damit identifizieren kann!»

Protest-Aktion: Mit diesem Fotovergleich kritisieren die «Junge SVP»-Frauen die nackten Juso-Aktivistinnen.
Foto: zVg
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«Juso-Frauen ziehen sich aus – JSVP-Frauen gehen arbeiten, sind Mütter, stehen mitten im Leben», heisst es auf der Gegenüberstelllung der zwei Bilder. «Wo ghörsch du dezue?», fragen die jungen Bürgerlichen und stellen die beiden Fotos dazu. 

Über die Juso-Frauen ergossen sich nach der Veröffentlichung frauenverachtende und beleidigende Kommentare. «Es ist unbestritten, dass bei einer politischen Aktion mit halbnackten Männern, die keinen Adoniskörper vorweisen können, mit denselben Reaktionen zu rechnen wäre», so die Protest-SVPlerinnen. «Insofern ist auch das keine feministische Angelegenheit.»

«Der Feminismus ist überholt»

Anna Fischer ist überzeugt: «Ob man Brüste oder ein Ding zwischen den Beinen hat», mache keinen Unterschied in der heutigen Gesellschaft.» Vielmehr sei es ein Problem, dass junge Eltern – Väter und Mütter – nicht richtig in die Arbeitswelt integriert werden. Aber die Forderung nach Teilzeitstellen sei für Männer wie Frauen wichtig – «und sicher keine Genderfrage!».

Fischer, die während der KV-Lehre schwanger wurde und deswegen die Stelle verlor, appelliert deshalb an die Politik, hier tätig zu werden. Aber sie wolle sicher keine «Quotenfrau» sein. Denn: «Ich habe im Leben nicht weniger Recht erhalten, nur weil ich eine Frau bin», so Fischer. «Der Feminismus ist heute überholt! – bei mir zu Hause kocht übrigens mein Freund.»

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