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Können ukrainische Flüchtlinge bald ihr Bargeld in Franken wechseln?

Geflüchtete aus der Ukraine sitzen in der Schweiz auf ihrem Bargeld fest. Denn ukrainische Hrywnja-Noten konnten bisher nicht in Franken gewechselt werden. Nun verspricht das Finanzdepartement von SVP-Bundesrat Ueli Maurer aber endlich eine baldige Lösung.
Publiziert: 08.06.2022 um 18:25 Uhr
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Aktualisiert: 08.06.2022 um 18:51 Uhr
Sophie Reinhardt

Viele Ukrainerinnen und Ukrainer haben kurz vor der Flucht ihr Konto geleert. Bevor sie wegen des russischen Angriffskriegs ihre Sachen gepackt und sich auf den Weg aus ihrem Heimatland gemacht haben, haben sie noch Geld vom Konto abgehoben. So auch eine junge Ukrainerin, die sich bei Blick meldete. Sie hat einen Teil ihres Ersparten mitgenommen, in der Hoffnung, davon eine Zeit lang leben zu können. In der Schweiz kam dann ein böses Erwachen: Das Bargeld ist so gut wie nutzlos, da man es hierzulande nicht umtauschen kann.

Euro und Dollar seien von den ukrainischen Banken nur noch äusserst begrenzt ausgezahlt worden, erzählt die Ukrainerin. Sie hat darum 10'000 ukrainische Hrywnja, etwa 320 Franken, dabei. «Ich wäre besser dran, wenn ich das Geld einfach auf dem Konto gelassen hätte», so die Geflüchtete.

Mit Visa- oder Mastercard können die Ukrainerinnen und Ukrainer nämlich durchaus Geld am Automaten abheben und Überweisungen tätigen. Schweizer Wechselstuben nehmen aber Hrywnja als Bargeld nicht an.

Sie sind in der Schweiz praktisch wertlos: Ukrainische Hrywnja-Noten können nicht in Franken umgetauscht werden.
Foto: IMAGO/YAY Images
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Nationalbank arbeitet Vorschlag aus

Die Binnenwährung – Hrywnja wird nur innerhalb der Ukraine akzeptiert – ist wegen des Kriegs kaum handelbar. In normalen Zeiten würde hier eingetauschtes Bargeld von der ukrainischen Zentralbank zurückgekauft. Dafür erhielten die Schweizer Banken Dollars und Euros zurück. Aber wegen des Kriegs gibt die ukrainische Zentralbank derzeit keine Euros und Dollars mehr aus. Sie spart die Devisen, um sie für Dinge wie Nahrungsmittel, Medikamente oder Waffen auszugeben.

Bereits im April beauftragte der Bundesrat das Eidgenössische Finanzdepartement (EFD), in Absprache mit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) einen Vorschlag auszuarbeiten, wie ukrainische Flüchtlinge in der Schweiz ukrainisches Bargeld in Franken umtauschen können. Bisher ist nichts passiert, die Flüchtlinge sitzen noch immer auf ihren Scheinen.

Nun könnte sich aber bald eine Besserung abzeichnen. «Eine Lösung für den Bargeldumtausch soll noch in diesem Monat kommuniziert werden», sagt ein Pressesprecher des Staatssekretariats für internationale Finanzfragen auf Anfrage.

Deutschland wechselt bereits

Bereits seit Mai können ukrainische Flüchtlinge in Deutschland ihre Scheine tauschen: Insgesamt hat sich das deutsche Bundesfinanzministerium mit der ukrainischen Nationalbank auf ein Umtauschvolumen von 1,5 Milliarden Hrywnja geeinigt, das entspricht etwa 45 Millionen Euro. Die Deutsche Bundesbank führt demnach die umgetauschten Hrywnja wieder an die ukrainische Nationalbank zurück. Verluste, die sich aus dem Umtausch ergeben, trägt der deutsche Bundeshaushalt.

Die EU-Kommission hat Anfang April einen Vorschlag präsentiert, wie Flüchtlinge ihre Hrywnja in den EU-Ländern umtauschen könnten. Jede geflüchtete Person soll maximal 10'000 Hrywnja – umgerechnet 305 Euro – wechseln können.

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