Sie verschwanden 2019 bei der Armee
Von 102 Waffen fehlt jede Spur

Für die Armee ist es ein immer wiederkehrendes Übel: Jährlich gehen Dutzende Sturmgewehre und Pistolen verloren. 2019 waren es 102 Stück. Die meisten davon wurden gestohlen. 26 Waffen tauchten wieder auf.
Publiziert: 13.01.2020 um 23:12 Uhr
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Aktualisiert: 11.01.2021 um 18:06 Uhr
Das sind nur fünf weniger als im Vorjahr.
Foto: Blick Grafik
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Ruedi StuderBundeshaus-Redaktor

Für die Armee ist es ein Ärgernis: Jedes Jahr verschwinden Dutzende von Armeewaffen. 2019 gingen 102 Armeewaffen verloren. Bloss fünf weniger als im Vorjahr. In 81 Fällen handelte es sich um ein Sturmgewehr 90 – beim Rest um Pistolen, hauptsächlich die Pistole 75.

Auch die Verlustart schlüsselt die Armee auf: 69 Waffen kamen durch Diebstahl abhanden, eine wurde bei einem Brand zerstört. Die restlichen 32 Stück waren bei einem Umzug nicht mehr auffindbar oder kamen anderweitig weg. Seit 2009 hat die Armee damit 868 Armeewaffen als vermisst registriert.

Immerhin 26 vermisste Waffen landeten wieder bei der Armee – 22 Sturmgewehre und 4 Pistolen. Rund 90 Prozent dieser Waffen seien von kantonalen Polizeikorps an die Logistikbasis der Armee (LBA) retourniert worden, sagt Armeesprecher Stefan Hofer zu BLICK. Dabei handle es sich um Waffen, die Bürger bei der Polizei abgeben oder bei Polizeieinsätzen gefunden wurden. «Circa zehn Prozent werden direkt von zivilen Findern der LBA abgegeben – zum Beispiel durch das Auffinden im Keller oder Estrich bei einem Bezug einer leeren Wohnung», so Hofer.

2017 hat die Armee eine Informationskampagne lanciert, um Waffenverluste zu vermeiden. Doch just in den Jahren danach sind die Verlustzahlen deutlich angestiegen. Die Armee deutet den Anstieg sogar als Erfolg: «Es wird davon ausgegangen, dass sich die Präventionskampagne bezüglich Sensibilisierung positiv auswirkt, indem Waffenverluste früher – nicht erst bei der Entlassung – gemeldet werden», so Hofer.

Keine Massnahmen geplant

Zusätzliche Präventionsmassnahmen sind nicht geplant. Hofer macht aber klar: «Die Truppenkommandanten in den militärischen Schulen und Kursen sind jedoch weiterhin in der Pflicht, basierend auf den Informationen des Flyers 2017, das Thema Verhindern von Waffenverlust zu behandeln beziehungsweise die Truppe entsprechend zu sensibilisieren.»

Im Vergleich zu früheren Jahrzehnten halten sie sich die Waffenverluste im Rahmen: Gemäss einer früheren Statistik von 1969 bis 2008 datiert der Rekord im Jahr 1994 mit 283 verlorenen Waffen. Aufsummiert verschwanden seit 1969 bis letztes Jahr 5449 militärische Schusswaffen. 396 davon tauchten wieder auf, 5053 blieben bis heute verschollen.

Betroffenen drohen Konsequenzen

Für die betroffenen Armeeangehörigen kann der Waffenverlust durchaus Konsequenzen haben. In leichteren Fällen kommt man mit einer disziplinarischen Bestrafung durch die Truppe davon. Bei schwerem Verschulden droht aber eine Strafe von bis zu drei Jahren Freiheitsentzug. Wurde die Waffe gestohlen, kommt man allenfalls ohne Bestrafung davon, sofern die Waffe regelkonform aufbewahrt wurde.

In vielen Fällen gibt es eine Busse. So wurde letzten Sommer ein Aargauer wegen fahrlässigen Nichtbefolgens von Dienstvorschriften mit 1000 Franken Busse belegt, weil er bei der Entlassung sein Gewehr nicht mehr gefunden hatte. Er hatte diese in einem verschlossenen Kellerabteil seines Vaters hinter einem Schrank deponiert und jahrelang nicht kontrolliert. Wegen eines Wasserschadens wurde das Abteil einmal geräumt und die Waffe wohl umgelagert. Nur wusste keiner mehr wohin.

Während Volksfest geklaut

Ebenfalls 1000 Franken Busse musste ein Zürcher zahlen, der sein Sturmgewehr nach einem Schützenfest in seinem Büro in einer Wohngemeinschaft deponiert hatte. Ein Wohnkollege vergass aber, die Wohnungstür abzuschliessen – und so wurde das Gewehr wohl in der Nacht geklaut, da zu dieser Zeit ein Volksfest mit vielen Menschen gefeiert wurde. In beiden Fällen mussten die Betroffenen auch noch 400 Franken Gerichtskosten zahlen.

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