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Bundesrätin lobt arbeitswillige Ukrainerinnen

Justizministerin Karin Keller-Sutter zieht sechs Monate nach Einführung des Schutzstatus S eine positive Bilanz: Elf Prozent der aus der Ukraine Geflüchteten gingen heute einer Erwerbstätigkeit nach. Das seien vergleichsweise viele.
Publiziert: 23.08.2022 um 15:53 Uhr
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Aktualisiert: 23.08.2022 um 15:54 Uhr

Bundesrätin Karin Keller-Sutter (58) ist zufrieden. Mehr als zehn Prozent der aus der Ukraine Geflüchteten haben gemäss Erhebungen ihres Bundesamts bereits eine Stelle gefunden. Gegenüber anderen Flüchtlingskategorien – beispielsweise vorläufig Aufgenommenen – seien damit fast doppelt so viele Personen im Arbeitsmarkt integriert. Das sei ein Erfolg, sagte Keller-Sutter am Dienstag vor den Medien.

Verschiedene Faktoren erleichtern die Erwerbsquote von Ukraine-Flüchtlingen. Etwa der Goodwill in der Schweizer Gesellschaft, die vergleichsweise guten Qualifikationen der Ukrainerinnen sowie der herrschende Mangel an Arbeitskräften in vielen Branchen.

Sicherheitslage ungewiss

Ukrainerinnen und Ukrainer mit dem Schutzstatus S dürfen in der Schweiz sofort eine Stelle suchen. Allerdings nur bis März 2023, dann läuft der Schutzstatus aus.

Flüchtlinge aus der Ukraine seien relativ gut in den Arbeitsmarkt integriert, sagt Bundesrätin Karin Keller-Sutter.
Foto: keystone-sda.ch
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Der Bund kann zur Verbleibdauer der Flüchtlinge nach wie vor keine verbindliche Perspektive geben. Die Verlängerung des Schutzstatus hänge einzig und allein von der Sicherheitsentwicklung in der Ukraine ab. «Der einzige Mann, der darüber Gewissheit hat, ist der Mann, der im Kreml arbeitet», sagte Keller-Sutter und meinte damit Russlands Präsident Wladimir Putin (69). Damit die Flüchtlinge zurückgeschickt werden könnten, brauche es mindestens einen Waffenstillstand in der Ukraine, so die Justizministerin.

Die Schweiz müsse sich aber in der Frage auch mit den Staaten des Schengen-Raums koordinieren. «Es ist undenkbar, dass die Schweiz den Status alleine widerruft oder alleine verlängert.»

Unsicherheit über die Verbleibdauer

Eine repräsentative Firmenumfrage des Instituts Sotomo im Auftrag des Arbeitgeberverbands bei 376 Schweizer Unternehmen zeigte, dass jedes zweites Unternehmen grundsätzlich bereit ist, Ukraine-Flüchtlinge einzustellen.

Als Hürde für eine Anstellung wird jedoch auch die Unsicherheit über die Verweildauer der Flüchtlinge bei den Firmen gesehen. Je näher das Ablaufdatum des Schutzstatus S rückt, desto mehr werden Arbeitgeber mit der Anstellung von Betroffenen zögern, zeigt die Umfrage.

Ein Sechstel der befragten Firmen nannte das Fehlen einer langfristigen Perspektive als Hemmnis. Fast 60 Prozent würden eine Verlängerung des Aufenthaltsrechts für die Dauer der Anstellung begrüssen.

Schutzstatus bremst Suche nach Job

Das unterstrich auch Christoph Mäder (62), Präsident des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse am Dienstag. Die Wirtschaft sei bereit, weiter Leute anzustellen, sagte er. Hauptproblem sei aber meistens die Sprachbarriere. Auch Adrian Wüthrich (42), Präsident des Gewerkschaftsdachverbands Travailsuisse, sagt zu Blick: «Einige Geflüchtete fragen sich heute, ob sie eine nicht so gut bezahlte Lehrstelle antreten sollen oder einen doch besser bezahlen Aushilfsjob.» Wird der Schutzstatus für die Geflüchteten aus der Ukraine nicht verlängert, würde das für die Lehrlinge dann das Ende der Ausbildung bedeuten.

Von den 58'000 aus der Ukraine geflohenen Menschen in der Schweiz sind 34'000 im erwerbsfähigen Alter. Bisher haben rund 3600 Personen mit Schutzstatus S eine Arbeitsstelle gefunden. Etwa 40 Prozent davon arbeiten im Gastgewerbe oder im Sektor Planung/Beratung/Informatik. (sie)

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