Sie passen sich ihrer Wählerschaft an
Zentrumsparteien sind nach links gerutscht

Während die Polparteien in ihren Positionen verharren, haben sich die Parteien zwischen diesen Polen nach links bewegt. Zu diesem Schluss kommt eine Analyse des Forschungsinstituts Sotomo.
Publiziert: 18.04.2023 um 10:21 Uhr

Die Schweizer Bevölkerung ist linker geworden – und mit ihr die Grünliberalen, die Mitte-Partei und die FDP. Grüne, SP und die SVP haben sich hingegen in ihren Positionen nicht merklich bewegt. Dies zumindest ist das Ergebnis einer Untersuchung des Forschungsinstituts Sotomo, wie die SRF-Tagesschau berichtete.

Eine Analyse der Partei-Parolen zu den Abstimmungen in den letzten zwölf Jahren zeige, dass die Bürgerinnen und Bürgern mehr auf staatliche Lösungen vertrauten, sagt Sotomo-Geschäftsführer Michael Hermann (51). Gleichzeitig sei die Skepsis gegenüber der Selbstorganisation der Wirtschaft gestiegen.

Parteien wanderten mit

Diese Bewegung haben vor allem die GLP und die Mitte-Partei mitvollzogen. Auch die FDP hat sich laut Sotomo leicht in Richtung politisches Zentrum bewegt. Weil sich die Parteien zusammen mit ihrer Wählerschaft bewegten, konnte die SP kaum einen Nutzen daraus ziehen.

Vor allem die GLP hat den Marsch nach links angetreten. Sie hat damit die Bewegung der Bevölkerung am stärksten mitvollzogen.
Foto: keystone-sda.ch
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Mitte-Parteipräsident Gerhard Pfister (60) will im SRF-Beitrag nicht von einem Linksrutsch sprechen, sondern lediglich von einem Rutsch in die Mitte. Die Lösungen, die von der Mitte getragen würden, so Pfister weiter, seien auch beim Volk mehrheitsfähig. «Und wenn das Volk sich mehr Richtung sozialer Bewegungen oder Sozialpolitik entwickelt, dann machen wir das natürlich auch.»

Migration hilft der SVP

Dennoch war es jüngst eher die SVP, die in Kantonen wie Genf und Zürich bei den Wahlen zulegen konnte. Das erklärt Michael Hermann mit der Migrationsfrage, die eher eine Frage von konservativ versus progressiv sei. Weil die SVP konservativer sei als alle anderen Parteien, profitiere sie hier aktuell von ihrem Alleinstellungsmerkmal.

Bei den Parlamentswahlen vom 22. Oktober 2023 könnte die Volkspartei somit dank der Migrationsfrage punkten – sofern bis dahin die Asylzahlen nicht zurückgegangen sind oder ein ganz anderes Thema die politische Agenda prägt. Ein extremer Hitzesommer zum Beispiel könnte dazu führen, dass das Klimathema wieder in den Fokus gerät, was eher den Ökoparteien nutzen würde. (pt)

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