Showdown ums SRK
Rotkreuz-Mitarbeitende schlagen Alarm

Am Samstag wählt das Schweizerische Rote Kreuz einen neuen Präsidenten. Jetzt schon klar ist: Er wird eine Zwischenlösung sein. Derweil kritisieren Mitarbeitende das Arbeitsklima beim SRK.
Publiziert: 24.06.2023 um 01:58 Uhr

Das Schweizerische Rote Kreuz (SRK) steht mitten im Sturm. Am Samstag treffen sich die Delegierten in einem Hotel am Neuenburgersee zur Rotkreuz-Versammlung. Zum Showdown.

Nachdem vergangenen Dezember Direktor Markus Mader (60) abgesetzt worden war, geriet dessen Präsidentin Barbara Schmid-Federer (57), ins Kreuzfeuer der Kritik. Eine externe Untersuchung attestierte ihr «wenig Eignung und Willen zur Führung».

Vom BAG zum SRK

Schmid-Federer trat schliesslich zurück – «aus gesundheitlichen Gründen». Am Samstag soll Thomas Zeltner (75) als Nachfolger gewählt werden. 18 Jahre lang war Zeltner Chef des Bundesamts für Gesundheit. Doch genügt ein neuer Präsident, um die monatelange Krise des grössten Schweizer Hilfswerk zu beenden? Insider zweifeln daran.

Nach dem Abgang von Barbara Schmid-Federer soll beim Schweizerischen Roten Kreuz am Samstag ein Nachfolger gewählt werden.
Foto: keystone-sda.ch
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Auch die Mitarbeitenden der Berner Zentrale des Roten Kreuzes sind besorgt. In einem offenen Brief, der Blick vorliegt, schreiben sie, dass sich das Arbeitsklima drastisch verschlechtert habe.

Das Vertrauen in den Rotkreuzrat habe fortlaufend abgenommen «und ist an einem Tiefpunkt angelangt», schreiben die Beschäftigten. Sie beklagen eine Kultur von Misstrauen und Druckversuchen gegenüber Mitarbeitenden. «Unter solchen Bedingungen möchten wir nicht arbeiten.» Aktuell sei das Verbundsystem gespaltener denn je.

Das Rote Kreuz schreibt, der Brief spiegle die Wahrnehmung der Mitarbeitenden wider. «Inwiefern die Sicht der Mitarbeitenden in die Rotkreuzversammlung einfliesst, wird sich am Samstag zeigen.» Das SRK sei «wie gewohnt» für die Menschen in Not dagewesen. «Dies, obwohl die Situation für die Mitarbeitenden nicht einfach war.» Die Wahl am Samstag soll wieder Stabilität bringen.

Bregy verlangt Neuanfang

Schlechte Vorzeichen für den neuen Übergangspräsidenten Zeltner. Er soll das Amt nur etwa ein Jahr lang bekleiden. Als mögliche Nachfolgerin gilt alt Bundesrätin Simonetta Sommaruga (63). Wie Blick berichtete, war sie schon als direkte Nachfolgerin Schmid-Federers angefragt. Was sie «ehrt und freut». Gleichzeitig hatte sie sich hinter Zeltner als neuen Präsidenten gestellt. Und sie sagte zu, «mit der Findungskommission den Kontakt weiterzuführen».

Für den Mitte-Fraktionschef und Zentralpräsident der Rettungshundestaffel Redog, Philipp Matthias Bregy (44), reicht die Einsetzung eines neuen Präsidenten nicht. Als Chef von einer der vier Rettungsorganisationen, die zum Roten Kreuz gehören, sagt er: «Das SRK braucht dringend Ruhe und hierfür ist ein Neuanfang notwendig – je schneller, desto besser.»

Die Prognose verspricht für morgen einen ruhigen Neuenburgersee. Im Hotel davor dürfte es stürmischer werden. (pt/bro)

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