Schweizer Dieselskandal?
Strassenverkehrsämter kontrollieren oft zu lasch

Viele Kantone sind bei der Kontrolle von Dieselfahrzeugen zu nachlässig. Die Grünen wollen das nun ändern – Nationalrätin Marionna Schlatter reichte dazu einen Vorstoss ein.
Publiziert: 05.05.2023 um 20:28 Uhr

Ein Dieselfahrzeug mit kaputtem Partikelfilter stösst so viel giftige Abgase aus wie 1000 Fahrzeuge mit intaktem Filter. Dies schreibt das Magazin «Saldo» anfangs Woche aufgrund einer Recherche bei den kantonalen Strassenverkehrsämtern.

Das stösst Mitgliedern der Grünen Fraktion im Nationalrat sauer auf. Marionna Schlatter (42) hat deshalb einen Vorstoss im Parlament lanciert. Vier ParteikollegInnen unterstützen sie bei ihrem Anliegen.

Viele Kantone kontrollieren zu lasch

Bereits seit 2013 besteht in der Schweiz eine Partikelfilter-Pflicht für Dieselfahrzeuge. Effektiv kontrolliert wird die Einhaltung dieses Gesetzes aber je nach Kanton nur sporadisch. Dies, obwohl die Kontrollen seit Anfang dieses Jahres obligatorisch sind.

Viele Strassenverkehrsämter sind bei Abgastests für Dieselfahrzeuge zu lasch.
Foto: Keystone
1/6

Doch bei der Regelmässigkeit der Kontrollen räumt das Gesetz den Kantonen einen gewissen Spielraum ein. Dies führt dazu, dass lediglich 12 Kantone lückenlos alle Partikelfilter von Dieselfahrzeugen kontrollieren. Deren neun kontrollieren nur stichprobenartig, während vier Kantone gegenüber «Saldo» angaben «so viele wie möglich» zu kontrollieren – was auch immer das heisst. Im Kanton Schaffhausen begann man sogar erst diesen Monat mit den Kontrollen.

Besonders brisant: Die bevölkerungs- und somit auch autoreichsten Kantone, darunter Zürich und Bern, kontrollieren nicht konsequent.

15 Prozent aller Fahrzeuge überschreiten die Norm

In der Schweiz sind ungefähr 1,2 Millionen Dieselfahrzeuge angemeldet. Davon stossen laut Strassenverkehrsämtern etwa 15 Prozent zu viele Schadstoffe aus. Dies entspricht 180'000 Fahrzeugen schweizweit, welche unsere Luft übermässig verpesten.

Zu viele Schadstoffe in der Luft wirken sich negativ auf den menschlichen Organismus aus. Wer beispielsweise an einer viel befahrenen Strasse lebt, hat ein höheres Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken. Nicht nur Gesundheitsexperten schlagen Alarm.

«Es ist nicht ausreichend, nur stichprobenweise zu kontrollieren. Bei den Bremsen verlässt man sich ja auch nicht auf Stichproben», sagt Peter Kiser, Leiter des Strassenverkehrsamts Luzern, gegenüber «Saldo».

Grüne Politiker fordern ein Handeln

Marionna Schlatter, Nationalrätin der Grünen aus Zürich, hat zum Thema eine Interpellation im Nationalrat eingereicht. Mit der Unterstützung von vier Fraktionskolleginnen und -kollegen, fordert sie die beiden Räte zum Handeln auf.

Die Kantone sollen dazu verpflichtet werden, die Partikelfilter aller Dieselfahrzeuge in der Schweiz regelmässig zu prüfen – eine solche Prüfung dauert lediglich eine Minute. (shq)

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?