Schon der dritte Zwischenfall von Bundesbeamten im Iran
Messerattacke auf Schweizer Botschafts-Mitarbeiter

Ein mysteriöser Balkon-Tod, ein Schwächeanfall im Hotelzimmer – und nun ein gewaltsamer Überfall: Im Iran scheinen sich Zwischenfälle von Schweizer Botschaftspersonal zu häufen. Es wird spekuliert, ob die Häufung wirklich Zufall ist.
Publiziert: 04.12.2023 um 18:21 Uhr
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Aktualisiert: 04.12.2023 um 18:27 Uhr

Der Schweizer war morgens auf dem Weg zur Arbeit, als es zum Überfall kam. Jemand attackierte den Mitarbeiter der Schweizer Botschaft in Teheran mit dem Messer und stach ihm in die Hand.

Die Zeitungen von CH Media berichten über den Überfall, der sich im September abgespielt hat, wie das Aussendepartement (EDA) bestätigt. Beim Überfallenen soll es sich um einen Mitarbeiter der Visa-Abteilung handeln.

Es ist der zweite tragische Zwischenfall von Schweizer Diplomaten oder Botschaftspersonal innert weniger Monate. Wie CH Media weiss, wurde erst im Juni ein Schweizer Verteidigungsattaché in einem Hotel in Teheran verletzt aufgefunden. Der Mann hatte erhebliche Verletzungen am Kopf, den Knien sowie an Brust und Bauch. Er ist im pakistanischen Islamabad stationiert, aber auch für Iran zuständig, wo er gerade auf Dienstreise war.

Die Schweizer Botschaft in Irans Hauptstadt Teheran.
Foto: PD
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Alles ein Zufall?

Als Verteidigungsattaché ist er dem Verteidigungsdepartement (VBS) angegliedert. Dieses teilte gegenüber CH Media mit, dass der Mann einen Schwächeanfall erlitten habe, dabei gestürzt sei und sich dabei Kopfverletzungen zugezogen habe. Die bisherigen medizinischen Abklärungen würden nicht auf eine Fremdeinwirkung hinweisen.

Unter Diplomatinnen und Diplomaten geben die Vorfälle offenbar zu reden. Kritisiert werde, dass der Bund sie unter den Teppich kehren wolle. Öffentlich informiert hatten EDA und VBS nicht. «Bloss keine negativen Meldungen», sagt eine anonyme Quelle gegenüber CH Media.

Dass es innert so kurzer Zeit zu zwei solchen Unfällen kommt, macht offenbar auch beim Bund einige Mitarbeitende stutzig. Die Frage steht im Raum, was den Schwächeanfall des Verteidigungsattachés ausgelöst hat. Und war der Überfallene ein Zufallsopfer, oder nicht?

Diplomatin stürzte vom Balkon

Konkrete Hinweise auf einen Zusammenhang der Vorfälle gibt es nicht. Es bleiben reine Spekulationen. 

Allerdings ist es bereits 2021 zu einem mysteriösen Todesfall einer Schweizer Diplomatin in Teheran gekommen. Die Mitarbeiterin war tot vor ihrem Haus aufgefunden worden. Die Mitarbeiterin, die für die Abteilung zuständig war, die die Interessen der USA im Iran vertritt, war vom Balkon ihrer Wohnung im 17. Stock gestürzt. Die Bundesanwaltschaft hatte damals wegen «Verdachts auf einen aussergewöhnlichen Todesfall» ein Verfahren eröffnet. Dieses läuft noch immer. 

Dennoch erkenne das EDA «auf Grundlage der aktuell bekannten Fakten keinen Zusammenhang zwischen diesen Vorfällen», wie es gegenüber Blick erklärt. Weitere Angaben will das Aussendepartement nicht machen – aus Sicherheitsgründen und wegen des Persönlichkeitsschutzes.

Alle Auslandvertretungen der Schweiz verfügten über ein Sicherheitskonzept zum Schutz der Infrastruktur und des Botschaftspersonals, betont das Departement weiter. Das Konzept werde laufend überprüft und bei Bedarf angepasst. Kommt es trotzdem zu einem Sicherheitsvorfall, leite das EDA die notwendigen Abklärungen ein «und trifft wenn nötig zusätzliche Sicherheitsmassnahmen». Alle Mitarbeitenden würden bezüglich Sicherheit zudem regelmässig ausgebildet und sensibilisiert. (lha)

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