Schmutziges Geschäft
Immer mehr Schweizer Bauabfall ins grenznahe Ausland exportiert

Die exportierte Menge Abfall ist in den vergangenen zehn Jahren gestiegen. Es handelt sich dabei um Bauabfälle, die eigentlich in der Schweiz entsorgt werden müssten. Experten fordern nun stärkere Kontrollen.
Publiziert: 07.01.2024 um 17:39 Uhr
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Aktualisiert: 08.01.2024 um 10:15 Uhr

Da kam was zusammen: Die exportierte Menge Abfall ist von 254'000 Tonnen vor zehn Jahren auf gut 827'000 Tonnen Abfall im Jahr 2022 gestiegen. Darunter 394'000 Tonnen wurden allein nach Deutschland exportiert. Bei den Exporten handle es sich vor allem um mineralische Bauabfälle, wie das Bundesamt für Umwelt (Bafu) der «SonntagsZeitung» mitteilte.

Bloss: Gemäss dem Umweltschutzgesetz müsste der Bauschutt im Inland bleiben. Nur in Ausnahmefällen ist die Ausfuhr erlaubt. Die Exportpraxis hat drastisch zugenommen, wie die Zahlen zeigen, obwohl theoretisch fast 100 Prozent des Bauschutts rezyklierbar sind.

Entsorgung im Ausland billiger

Der Export ins Ausland ist jedoch günstiger. Ein Sprecher vom Verband Baustoffrecycling Schweiz erklärt, dass der Hauptgrund für die Exporte die Kostenersparnis sei. Er warnte vor dem Schaden für die Umwelt. Was im Ausland mit dem Abfall passiert, wird laut der Zeitung kaum kontrolliert.

Die exportierte Menge Abfall ist von 254'000 Tonnen vor zehn Jahren auf gut 827'000 Tonnen Abfall im Jahr 2022 gestiegen.
Foto: Keystone
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Die geringen Kontrollen und Ausnahmen im Umweltschutzgesetz ermöglichten diese Exportpraxis, schreibt die «SonntagsZeitung». Obwohl Exporteure eine Bewilligung für umweltverträgliche Entsorgung vorweisen müssten, zeige die Realität, dass nach der Überquerung der Grenze kaum noch Kontrollen stattfänden. Die Branche nutze diese Lücken aus, und Bauabfall lande oft unbeachtet auf Deponien im Ausland.

Experten verlangen verstärkte Kontrollen

Die Auswirkungen dieses Geschäfts auf die Umwelt sind beträchtlich, wie die Recherchen der Zeitung zeigen. Und dennoch bleibt es weitgehend unbemerkt. So äussert sich etwa ein Vertreter der Bauwirtschaft Baden-Württemberg im Artikel überrascht über das Ausmass der Transporte und äussert Verwunderung angesichts der Deponiesituation in der Region.

Experten fordern darum mehr Kontrollen und eine verstärkte Verantwortung auf allen Ebenen. Derzeit fehle es allerdings an Durchsetzung und Überwachung, sei es bei der Prüfung von Entsorgungskonzepten oder der Kontrolle von Baustellen. Kommt hinzu: Die steigenden Exporte gefährden nicht nur die Umwelt, sondern untergraben auch das Konzept der nachhaltigen Entsorgung im Inland. (oco)

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