Scharfe Kritik und Drohung an Bundespräsident
Putin-Sprecherin stellt Cassis in den Senkel

Aussagen von Ignazio Cassis erzürnen Russland. Eine Sprecherin Putins greift den Bundespräsidenten frontal an.
Publiziert: 12.04.2022 um 18:19 Uhr
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Aktualisiert: 13.04.2022 um 06:06 Uhr

Äusserungen zum Ukraine-Krieg des Bundesrats und speziell von Bundespräsident Ignazio Cassis (60) sind in Russland auf geharnischte Reaktionen gestossen. Die Sprecherin des russischen Aussendepartements massregelt Cassis wegen seines Geschichtsverständnisses und den Bundesrat wegen der Neutralität in scharfen Tönen.

Die russische Botschaft in Bern verbreitete die Stellungnahme der Sprecherin Maria Sacharowa am Dienstag auf Twitter. Der Vorsteher des Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA) «verkündete» demnach in einem Interview mit der luxemburgischen Zeitung «Le Quotidien» das Ende «der Ära, in der seit Ende des Zweiten Weltkriegs kein einziges souveränes und demokratisches Land auf dem Kontinent angegriffen wurde».

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Russland wirft Cassis «willkürliche Interpretation» vor

Sacharowa wirft Cassis vor, dass das nicht korrekt sei. Sie möchte den Bundespräsidenten daran erinnern, «dass die Grundlagenaushöhlung der Nachkriegszeit und die Zerstörung des Völkerrechtssystems aus den Bomben- und Raketenangriffen der Nato auf friedliche jugoslawische Städte 1999 resultierten». Diese «Vergesslichkeit und willkürliche Interpretation wegen politischer Zweckmässigkeit» sei «völlig inakzeptabel».

Putin-Sprecherin Maria Sacharowa deckt Bundespräsident Ignazio Cassis in einer Stellungnahme mit Vorwürfen ein.
Foto: IMAGO/SNA
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Am 24. März 1999 hatte das westliche Verteidigungsbündnis Serbien angegriffen, um Belgrad zu einem Ende der Gewalt gegen die Bevölkerung in der damals noch serbischen Provinz Kosovo zu zwingen.

Nach 78-tägigen Luftangriffe zog sich die serbische Armee aus dem Kosovo zurück. In der Folge kamen schwerste Kriegsverbrechen und Menschenrechtsverletzungen zu Tage.

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Russland schiebt Massaker Ukraine in die Schuhe

Im weiteren hat das EDA gemäss Sacharowa «nach weiteren barbarischen Verbrechen des ukrainischen Regimes in Butscha und Kramatorsk unsere ausführlichen Erklärung ignoriert und alle Verantwortung rückhaltlos der russischen Seite zugeschoben».

Solche «Aussprüche» verurteile Russland auf das Schärfste. Zu hoffen sei, dass die «Schweizer Staatsführung» die Unverletzlichkeit der Neutralität «nicht nur für schöne Worte hält», schreibt die Sprecherin. «Auf dieser Grundlage werden wir die wahre ‹Qualität› des neutralen Status der Schweizerischen Eidgenossenschaft beurteilen», hält sie zum Schluss drohend fest.

«Die Diplomatie reagiert immer mit kühlem Kopf»
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EDA äussert sich nicht

Das EDA verzichtet auf einen Kommentar. Die Schweiz hatte am vergangenen Freitag den russischen Botschafter Sergei Garmonin einbestellt. Dabei verurteilte das Aussendepartement gegenüber Garmonin den Angriff auf den Bahnhof von Kramatorsk und die Geschehnisse in Butscha scharf. Es forderte Russland auf, den Krieg sofort zu beenden.

Die Behauptung, dass angenblich die Ukraine für Massaker an ihren eigenen Bürgerinnen und Bürgern verantwortlich sein soll, wiederholt der Kreml seit Bekanntwerden der Gräueltaten. (SDA)

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