«Das ist super – das sollten alle machen!»
2:48
Eltern zur Kinder-Impfung:«Das ist super – das sollten alle machen!»

Pfizer-Schweiz-Chefin Sabine Bruckner im Blick-Interview
«Booster schützt 25-mal mehr vor Omikron»

Während bei uns der Impfstoff für Kinder ankommt, bereitet die Lieferung von Corona-Vakzinen in abgelegene Weltregionen Probleme. Pfizer-Schweiz-Chefin Sabine Bruckner sagt, welche Wege ihre Firma gehen will und was sie Schweizer Eltern zur Kinderimpfung rät.
Publiziert: 28.12.2021 um 00:52 Uhr
|
Aktualisiert: 28.12.2021 um 09:28 Uhr
Sabine Bruckner ist Chefin von Pfizer Schweiz.
Foto: Thomas Meier
1/5
Lea Hartmann und Pascal Tischhauser

Im Verlauf des Dienstags kommen die Impfungen für Kinder zwischen fünf bis elf Jahren in der Schweiz an, wie der Bund den Kantonen mitgeteilt hat. Die erste Lieferung dürfte laut Bund 249'000 Kinder-Impfdosen von Biontech/Pfizer umfassen. Die Pfizer-Schweiz-Chefin Sabine Bruckner (52) äussert sich nicht dazu, wann wie viele Dosen eintreffen, als sie Blick am Firmensitz in Zürich empfängt. Neben zwei Leuten in der Loge ist die aus Österreich stammende Bruckner die einzige Person im Haus. Im Pfizer-Sitzungszimmer sorgen eine gute Belüftung, Abstand und Masken für Sicherheit. Die Pharma-Chefin erklärt, was aus ihrer Sicht für die Impfung von Kindern spricht, sie sagt, um wie viel sich der Schutz vor Omikron durch den Booster erhöht und weshalb ihre Firma mit einem Getränkeriesen zusammenarbeitet.

Blick: Frau Bruckner, welchen Vorsatz haben Sie sich als Chefin von Pfizer Schweiz für 2022 genommen?
Sabine Bruckner: Denselben Vorsatz wie letztes Jahr: Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sicher durch diese Krise zu bringen – soweit das in meiner Macht steht. Zudem möchte ich möglichst viele Patientinnen und Patienten mit unseren Medikamenten und Impfstoffen versorgen. Privat wünsche ich mir für 2022, meine Familie wieder häufiger zu besuchen. Mein fünfjähriger Neffe lebt, wie meine Eltern, in Österreich. Er sah mich in diesem Jahr vor allem via Skype und Whatsapp.

Seit 15 Jahren bei Pfizer

Die gebürtige Österreicherin Sabine Bruckner (52) arbeitet seit 15 Jahren für Pfizer und ist seit 2020 Geschäftsführerin von Pfizer Schweiz. Der US-Pharmakonzern beschäftigt am Standort Zürich rund 200 Mitarbeitende. Als Kind wollte Bruckner Ärztin werden – studierte schliesslich aber in Wien Wirtschaft und machte später einen Master an der Universität Krems. Sie ist verheiratet, hat einen 20-jährigen Sohn und lebt in der Nähe von Zürich.

Die gebürtige Österreicherin Sabine Bruckner (52) arbeitet seit 15 Jahren für Pfizer und ist seit 2020 Geschäftsführerin von Pfizer Schweiz. Der US-Pharmakonzern beschäftigt am Standort Zürich rund 200 Mitarbeitende. Als Kind wollte Bruckner Ärztin werden – studierte schliesslich aber in Wien Wirtschaft und machte später einen Master an der Universität Krems. Sie ist verheiratet, hat einen 20-jährigen Sohn und lebt in der Nähe von Zürich.

Mehr

Kinder wie Ihr fünfjähriger Neffe können in der Schweiz bald geimpft werden. Raten Sie Eltern, das zu tun? Kinder überstehen Corona ja meist problemlos.
Impfungen leisten einen wichtigen Beitrag zur Eindämmung von Infektionskrankheiten. Und es ist nun mal so, dass Kinder unter 15 Jahren 26 Prozent der Weltbevölkerung ausmachen. Allein in der Schweiz leben mehr als eine halbe Million Kinder zwischen fünf und elf Jahren. Ich rate allen Eltern, sich bei den Kinderärzten beraten zu lassen. Den grössten Nutzen hat die Impfung für Kinder, die aufgrund einer chronischen Erkrankung vorbelastet sind oder die im selben Haushalt mit vorbelasteten Personen leben.

Sie äussern sich zurückhaltend. Ist bei den Kinderimpfungen das Risiko für schwere Nebenwirkungen grösser als die Gefahr für Kinder, schwer an Corona zu erkranken?
Wir haben eine Studie mit 1500 Kindern durchgeführt. Beobachtet wurden lokale Impfreaktionen wie Schwellungen oder Rötungen an der Einstichstelle, wie sie auch bei anderen Impfungen auftreten. Systemische Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen oder Fieber sind deutlich seltener aufgetreten. Mittlerweile sind in den USA ausserdem über 2,6 Millionen Kinder geimpft worden. Bei ihnen hat man genau dieselben Impfreaktionen beobachtet – und keine anderen. Die Antwort lautet also: Nein.

Derzeit laufen Untersuchungen, ob auch Kinder zwischen fünf und elf Jahren eine dritte Impfdosis brauchen. Wie ist der Stand der Forschung?
Das kann ich noch nicht sagen. Derzeit gibt es keine Daten zum Booster bei Kindern und Jugendlichen von fünf bis unter 16 Jahren.

Die rasende Verbreitung von Omikron bereitet derzeit Sorge. Pfizer sagte vor wenigen Wochen, man könne den Impfstoff innert 100 Tagen an die neue Variante anpassen. Im Frühling steht dieser also bereit?
Sollte es notwendig sein, könnten wir den angepassten Impfstoff im Frühling liefern. Natürlich unter der Voraussetzung einer Zulassung. Aber noch ist nicht klar, ob es diesen braucht. Wir arbeiten zweigleisig: Einerseits untersuchen wir, wie wirksam der bisherige Impfstoff gegen die aktuell auftretenden Varianten ist. Und parallel dazu analysieren wir, ob es eine Anpassung braucht und bereiten diese vor.

Was zeigt denn die Forschung zu Omikron bislang?
Was wir derzeit sagen können: Nach der Booster-Impfung ist bei Erwachsenen der Schutz vor einer Omikron-Erkrankung 25-mal höher. Das heisst, Boostern macht sicher Sinn – vor allem, um sich vor einem schweren Krankheitsverlauf zu schützen.

Ein Teil unserer Bevölkerung hegt der Pharmabranche und der Wissenschaft gegenüber grosses Misstrauen. Davon zeugt die tiefe Impfquote. Haben Sie in Ihrem Umfeld Impfskeptiker?
Ja, ich kenne Menschen, die dem Impfen skeptisch gegenüberstehen. Das sind einerseits Menschen, die einfach noch Fragen haben. Aber andererseits auch solche, die sich selbst dann nicht impfen lassen, wenn alle ihre Fragen beantwortet sind.

Können Sie diese Haltung nachvollziehen?
Wenn ich die Entwicklung der letzten zwei Jahre anschaue und sehe, wie viele Menschen an Corona erkrankt oder sogar gestorben sind und dass das Gesundheitspersonal überlastet ist, dann habe ich schon Mühe, wenn jemand die Impfung kategorisch ablehnt.

«Papi wäre dagegen, aber würde es mir erlauben»
3:02
Fionn (10) vor Impfentscheid:«Papi wäre dagegen, aber würde es mir erlauben»

Bei allem Negativen: Am Schluss war Covid für Pfizer wirtschaftlich auch eine Chance.
Covid war vor allem eine Chance für die Forschung, um der mRNA-Technologie zum Durchbruch zu verhelfen. Hier ist der Forschung ein grosser Schritt gelungen. Von der Technik erhoffen wir uns für die Zukunft noch sehr viel. Pfizer und viele weitere Pharmaunternehmen haben von Anfang an gesagt, dass wir zusammen mit der Wissenschaft die Pandemie global bekämpfen wollen. Pfizer allein hat mehr als zwei Milliarden Dollar in die Forschung und den Aufbau der Logistik sowie in die Produktion eines Impfstoffs investiert. Forschung ist ein Hochrisikogeschäft.

Ein Risiko, das sich offensichtlich aber lohnt.
Etwa 150 Firmen versuchten, Corona-Impfstoffe zu entwickeln. Jetzt haben wir ungefähr zehn Impfstoffe weltweit, die von den Zulassungsbehörden als sicher und wirksam befunden wurden. Das zeigt: So einfach ist es nicht, mit der Forschung erfolgreich zu sein.

Nach einem Durchbruch sieht es bei den antiviralen Pillen aus, die sehr wirksam sein sollen. Braucht es mit diesen die Corona-Impfung noch?
Ganz grundsätzlich ist Prävention, also der Schutz vor einer Ansteckung, immer besser, als krank zu werden. Vor allem bei Erwachsenen kann eine antivirale Therapie aber eine Lücke schliessen. Gerade für Leute, die häufig dem Coronavirus ausgesetzt sind, oder für Menschen, die wegen einer Vorerkrankung mit den Impfungen nur ungenügenden Schutz entwickeln, sind solche Therapien eine Ergänzung.

Pfizer will ja ein antivirales Medikament namens Paxlovid auf den Markt bringen. Warum haben Medikamente eigentlich immer so unaussprechliche Namen?
Einen Namen für ein neues Medikament zu finden, ist eine schwierige Angelegenheit. Viele Vorgaben müssen erfüllt werden wie beispielsweise sicherzustellen, dass es keine Verwechslungsgefahr mit anderen Medikamentennamen gibt.

Bestellt hat die Schweiz Paxlovid noch nicht – was kaum am Namen liegt.
Wir stehen in dieser Angelegenheit mit Swissmedic sowie mit dem Bundesamt für Gesundheit, dem BAG, in Kontakt. Noch gibt es aber keine antivirale Therapie von Pfizer, die in der Schweiz eine Zulassung erhalten hat.

In anderen Fällen hat die Schweiz Vorverträge abgeschlossen. Warum hat das hier noch nicht geklappt?
Zusammen mit dem BAG arbeiten wir daran.

Ihre Antwort würden wir so interpretieren, dass Sie guten Mutes sind, mit dem Bund ins Geschäft zu kommen. Richtig?
Ja, ich bin zuversichtlich!

Wann könnte die Zulassung in der Schweiz kommen?
Das ist schwierig zu sagen. Aber wir sollten Anfang 2022 genug Daten haben, die wir Swissmedic zur Verfügung stellen können, damit diese die Prüfung beginnen kann. Antivirale Therapien könnten, wenn alles gut läuft, einen Beitrag leisten zur Entlastung der Spitäler.

Ab 1. Januar müssen die Krankenkassen dem Bund statt 5 gar 25 Franken pro Impfdosis zahlen. Der Bund schweigt über die Gründe – vermutet wird, dass Impfstoffhersteller wie Pfizer die Preise für die Covid-Vakzine erhöht haben. Ist das so?

Ich kenne die Vereinbarungen zwischen dem Bund und den Krankenkassen nicht. Die Kosten bewegen sich immer noch in derselben Grössenordnung, es gab keine wesentliche Änderung.

In Ländern wie der Schweiz und Österreich sind wir in der Lage, uns die notwendigen Medikamente leisten zu können. Das ist in Entwicklungsländern anders. Was tut Pfizer hier?
Es war von Anfang an das Ziel, den Corona-Impfstoff allen zur Verfügung zu stellen. Von den drei Milliarden Dosen Impfstoff, die wir dieses Jahr produzieren, ist eine Milliarde zum Selbstkostenpreis an die USA gegangen. Diese wird dann an Entwicklungsländer verteilt. 40 Millionen Dosen haben wir an Covax gespendet, die globale Initiative zur gerechten Verteilung der Impfstoffe. Und wir arbeiten auch mit den Regierungen afrikanischer und lateinamerikanischer Länder zusammen, um ihnen den Impfstoff zur Verfügung zu stellen. Doch das reicht nicht.

Warum nicht?
Es hat sich gezeigt, dass es auch Hilfe bei der Verteilung des Impfstoffs braucht. Denn unser Impfstoff muss bei minus 60 bis 90 Grad ultratiefgekühlt werden. Es braucht also spezielle Gefrierschränke, die nicht in jedem Land zur Verfügung stehen. Manchmal sind auch die Strassen nicht so, dass man den Impfstoff überallhin liefern kann. Hier müssen wir neue Wegen finden, damit die Menschen ihre Impfdosis bekommen

Was schwebt Ihnen vor?
Flugrouten zum Beispiel. In Ghana bringen wir zusammen mit einem Partner Impfstoffe mit Drohnen in schwer zugängliche Gebiete. Doch wissen Sie, was wir festgestellt haben?

Sagen Sie es uns!
Coca-Cola hat ein ausgezeichnetes Vertriebssystem. Das Getränk findet sich ja praktisch an jedem Ort der Welt. Pfizer arbeitet mit Coca-Cola zusammen, um herauszufinden, wie wir den Impfstoff in allen Ländern an die Patienten bringen können. Hier gibt es ähnliche Ideen wie bei den Drohnen-Transporten.

Also, dass Coca-Cola in den Kühlwägen mit den Fläschli auch den Impfstoff bringt?

So einfach ist es leider nicht, weil der Impfstoff ja ultratiefgekühlt werden muss. Sobald er nicht mehr so stark gekühlt wird, muss er rasch verimpft werden. Aber möglich wäre eine Zusammenarbeit für die letzte Meile. Wenn die Kühlkette und die Lieferzeiten genau eingehalten werden, kann unser Impfstoff auch die abgelegensten Gebiete erreichen.

Zug geht bei Kinderimpfungen voran

Noch in diesem Jahr startet der Kanton Zug mit der Schutzimpfung für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Unter Aufsicht von Kinderärztinnen und -​ärzten verabreichen Fachpersonen im Impfzentrum Baar ZG ab Freitag, 31. Dezember, die Corona-Impfung. Anmeldungen sind schon online und telefonisch möglich.

In den anderen Kantonen starten die Kinderimpfungen für unter Zwölfjährige im Januar 2022. Im Kanton Bern haben sich beispielsweise 40 von 100 Mitglieder des Vereins der Berner Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte bereit erklärt, die Fünf- bis Elfjährigen in den Impfzentren Bern, Thun und Biel zu piksen. Daneben bieten auch einzelne Berner Praxen die Kinderimpfung an.

Wie im jeweiligen Wohnkanton geimpft wird, kann den Kantonswebsites entnommen werden. Die Webadressen dieser Seiten finden sich unter https://bag-coronavirus.ch/impfung/impfung-planen/#cantons. Allgemeine Auskünfte zu den Covid-Impfungen sind von 6 Uhr morgens bis um 23 Uhr in der Nacht unter der nationalen Infohotline 0800 88 66 44 erhältlich. Pascal Tischhauser

Noch in diesem Jahr startet der Kanton Zug mit der Schutzimpfung für Kinder im Alter von fünf bis elf Jahren. Unter Aufsicht von Kinderärztinnen und -​ärzten verabreichen Fachpersonen im Impfzentrum Baar ZG ab Freitag, 31. Dezember, die Corona-Impfung. Anmeldungen sind schon online und telefonisch möglich.

In den anderen Kantonen starten die Kinderimpfungen für unter Zwölfjährige im Januar 2022. Im Kanton Bern haben sich beispielsweise 40 von 100 Mitglieder des Vereins der Berner Haus- und Kinderärztinnen und -ärzte bereit erklärt, die Fünf- bis Elfjährigen in den Impfzentren Bern, Thun und Biel zu piksen. Daneben bieten auch einzelne Berner Praxen die Kinderimpfung an.

Wie im jeweiligen Wohnkanton geimpft wird, kann den Kantonswebsites entnommen werden. Die Webadressen dieser Seiten finden sich unter https://bag-coronavirus.ch/impfung/impfung-planen/#cantons. Allgemeine Auskünfte zu den Covid-Impfungen sind von 6 Uhr morgens bis um 23 Uhr in der Nacht unter der nationalen Infohotline 0800 88 66 44 erhältlich. Pascal Tischhauser

Mehr
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?