Rücktritt
Grüner Annäherungsversuch an Bäumles Erben

Die Grünen wollen mit der GLP paktieren. Vorausgesetzt, sie verabschiedet sich klar aus dem bürgerlichen Lager.
Publiziert: 22.05.2017 um 10:08 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 04:00 Uhr
Marcel Odermatt und Simon Marti

Für die Grande Dame der Grünliberalen, Verena Diener (68), ist der Rücktritt von Martin Bäumle (52) am Freitag als Präsident «der richtige Schritt zum richtigen Zeitpunkt». Er liebe seine GLP. Darum wisse er auch, dass jetzt die nächste Generation noch stärker die Verantwortung übernehmen müsse und könne, so die Zürcher alt Ständerätin. Und: «Wir wissen alle, was wir ihm als Partei verdanken.»

Das Zentralste am politischen Vermächtnis von Bäumle ist wahrscheinlich, dass er die Partei immer offen für rechts hielt. Mit Ex-SVP-Chef Toni Brunner (42) verstand er sich bestens, sogar für Christoph Blocher (76) hegte der Umweltpolitiker zum Entsetzen vieler Linken offene Sympathien.

Foto: KEY

Mit seinem Abgang werden jetzt die Karten neu gemischt. Die Grünen gehen auf jeden Fall bereits auf Tuchfühlung. Präsidentin Regula Rytz (55) hofft offen auf eine Kurskorrektur. «Martin Bäumle stand in der Wirtschafts- und Sozialpolitik für einen rechten Kurs, der uns Grünen diametral widersprach. Sollte diese Positionierung aber korrigiert werden und die GLP nach links rutschen, kann über eine Annäherung der beiden Parteien diskutiert werden.»

In der ersten Startreihe für die Bäumle-Nachfolge befinden sich Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (38, ZH) ...
Foto: Patrick Luethy
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Bei der FDP reiben sich schon einige die Hände

Der Wunsch von Rytz könnte in Erfüllung gehen. In der ersten Startreihe für die Bäumle-Nachfolge befinden sich Fraktionschefin Tiana Angelina Moser (38, ZH) und die Berner Nationalrätin Kathrin Bertschy (37, BE). Beide Frauen stehen im NZZ-Rating, das die politische Haltung der Parlamentarier untersucht, leicht links von Bäumle, geflirtet mit der Rechten wie der Dübendorfer Stadtrat haben beide nie.

Bei der FDP reiben sich einige auf jeden Fall bereits die Hände. Anders als Bäumle wären weder Moser noch Bertschy für die Freisinnigen eine Gefahr, heisst es. Beide seien zu links positioniert.

Vorschlag für Nachfolge noch vor den Sommerferien

Die Grünen stellen ihrerseits bereits Bedingungen an den neuen GLP-Chef, unter welchen Umständen eine Zusammenarbeit vertieft werden könnte. Rytz verlangt, dass die Partei auf Distanz zu den Bürgerlichen geht. «Dass GLP-Sektionen bei Wahlen mit der EDU oder gar der SVP wie aktuell in der Waadt paktieren, ist für jedes Mitglied der Grünen ein Ding der Unmöglichkeit.»

Die GLP will jetzt vorwärtsmachen. Wie die Partei gestern bekannt gab, soll bis vor den Sommerferien ein Vorschlag für einen neuen Präsidenten präsentiert werden. Gewählt wird der neue GLP-Präsident dann an der Delegiertenversammlung am 26. August.

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