«Rücksichtslosigkeit, die sich rächen wird»
Schneider-Ammann kritisiert CS-Bosse wegen Millionen-Boni

Bundesrat Johann Schneider-Ammann schaltet sich in die Diskussion um hohe Managerboni ein. In einem Interview warnt er an die Adresse der Credit-Suisse-Chefs, trotz Milliardenverlust hohe Boni zu beanspruchen.
Publiziert: 23.04.2017 um 17:00 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 19:14 Uhr

Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann stört sich an den hohen Boni der Credit-Suisse-Bosse. Er nennt die Millionen-Zahlungen im Interview mit der «Zentralschweiz am Sonntag» wenig diplomatisch «eine Rücksichtslosigkeit, die sich früher oder später bei den sozialpartnerschaftlichen Auseinandersetzungen rächen wird».

«Ich habe in meiner Zeit als Industrieller und Swissmem-Präsident meinen Kollegen in der Economiesuisse beizubringen versucht, dass sie mit den Vergütungsexzessen eine Dummheit begehen, die nichts mit den Weltmarktverhältnissen zu tun hat», sagt der FDP-Bundesrat weiter. Verwaltungsrat und Geschäftsleitung der Credit Suisse wollten sich insgesamt 92 Millionen Franken auszahlen lassen.

Nachdem einflussreiche Stimmrechtsberater die Entschädigungen scharf kritisiert und den Aktionären die Ablehnung der Vergütungsanträge empfohlen hatten, krebste die Grossbank in der Nacht auf Karfreitag zurück und kündigte eine Boni-Reduktion von 40 Prozent an. Ob das genügt, will Schneider-Ammann den Aktionären überlassen: «Das werden wir in weniger als einer Woche wissen», sagte er auf eine entsprechende Frage. Die Generalversammlung findet am Freitag statt.

FDP-Bundesrat Johann Schneider-Ammann bezeichnet die Boni-Exzesse der CS-Führung als Dummheit.
Foto: Philippe Rossier
Rüffel vom Wirtschaftminister: CS-CEO Tidjane Thiam und Verwaltungsratspräsident Marcel Rohner wollten trotz Milliardenverlust 92 Millionen Franken für Geschäftsleitung und Verwaltungsrat verpulvern.
Foto: MICHAEL BUHOLZER

Schneider-Ammann äussert sich in dem Interview weiter auch zur Wirtschaftslage. «Wenn man die Zahlen anschaut, haben wir den Frankenschock erstaunlich gut überstanden», sagte er. Allerdings werde man erst in zwei oder drei Jahren sagen können, was der Wegfall der Wechselkurslimite letztlich bedeute. «Ich mache mir Sorgen, dass der Mittelstand möglicherweise stärker geschwächt wurde und dass die Folgen erst später sichtbar werden.»

Von den besseren gesamtwirtschaftlichen Aussichten erhofft sich der Bundesrat Rückenwind für Massnahmen zur Verbesserung der Situation älterer Arbeitnehmer. In dieser Altersgruppe ist die Arbeitslosenquote zwar unterdurchschnittlich. Wenn jedoch über 50-Jährige ihren Job verlieren, ist es schwierig für sie, eine neue Stelle zu finden.

Am Dienstag findet zum dritten Mal ein nationales Treffen zum Thema ältere Arbeitgeber statt. Die beiden ersten Male hätten alle aus wirtschaftlichen Gründen Angst gehabt und sich entsprechend zurückhaltend gezeigt, sagt Schneider-Ammann. Da nun die gesamtwirtschaftlichen Aussichten nicht mehr so schlecht seien, finde vielleicht ein Umdenken statt.

Einen Kündigungsschutz will Schneider-Ammann jedoch nicht einführen. «Es gibt auf der ganzen Welt keinen sinnvollen Kündigungsschutz.» So führe ein solcher in Frankreich, der ab 50 Jahren gilt, dazu, dass die Unternehmen die Leute mit 48 oder spätestens 49 Jahren entliessen. (sda)

So reagieren CS-Grossaktionäre

Norwegischer Staatsfonds

Für die CS warfen die Norweger ihre Grundsätze über Bord. «Gemäss unserem Regelwerk kommentieren wir keine einzelnen Investments», beschied der staatliche Pensionsfonds eine SonntagsBlick-Anfrage Anfang April. Zehn Tage später erklärte der Fonds, der knapp fünf Prozent der CS-Aktien hält, man habe Gespräche mit dem CS-Präsidenten geführt. «Auf dieser Grundlage» könne man «jetzt» den Abstimmungs- empfehlungen des VR zur Vergütung folgen. Jetzt. Das bedeutet: davor nicht. Wäre Rohner nicht eingeknickt, hätten die Wikinger am kommenden Freitag wohl gemeutert. Kein Wunder. Denn der weltgrösste Staatsfonds schaut seit 2016 vermehrt auf die Bezahlung der Geschäftsleitungen der gut 9000 Firmen, in denen seine norwegischen Kronen stecken. Umgerechnet 914 Milliarden Franken sind es. Seit das Land in den 60ern auf Ölfelder im Meer stiess, fliessen die Petro-Kronen in den Fonds. Für die Zeit nach dem Öl.

Blackrock

Gut fünf Billionen Franken managt Blackrock und ist damit weltweit Nummer eins der Fondsgesellschaften. Mit 3,01 Prozent der Stimmrechte ist der US-Vermögensverwalter der kleinste CS-Grossaktionär. Stellvertretender Vorsitzender ist Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand (53). 2015 sagte er, «dass man nicht immer auf das Gejammer der Bankenvertreter hören sollte». Deren Klagen finden sich auch im CS-Geschäftsbericht, wo CEO Tidjane Thiam von «schwierigsten Marktbedingungen» und «extremen Volatilitäten» spricht. An Thiams Ex-Arbeitgeber Prudential und Hunderte anderer -Firmen schickte Blackrock im Januar ein E-Mail: Man erwarte eine starke Begründung signifikanter Lohnzuwächse in Konzernleitungen. Zeitgleich erliess Blackrock neue Vergütungsrichtlinien.

Harris Associates

Auf Harris Associates ist bei der CS-Generalversammlung Verlass. Noch bevor die Bankspitze umschwenkte und einen Bonus-schnitt bekannt gab, erklärte der US-Investor, man werde allen Abstim-mungsempfehlungen des Verwaltungsrats folgen. Nicht einmal an der ursprünglich geplanten Vergütung hatten Harris Associates etwas auszusetzen. Bestimmen wollen sie aber: Sie bauten ihren Stimmanteil auf fast 5,2 Prozent aus und besetzen damit die zweitmächtigste Position in der Aktionärsriege. Chef-Investor David Herro (56) mahnte CEO Thiam unter anderem zu einem milderen Ton gegenüber den CS-Ange-stellten. Zufrieden dürften Harris Associates nicht sein. Herro sagte vor einem Jahr, er sehe keinen Grund, warum die CS-Aktie nur 13 Franken wert sein sollte. Zuletzt notierte sie mit 14,43 nicht viel höher.

Katarischer Staatsfonds

Brancheninsider munkeln bereits, dass sich die absolutistische Monarchie am Persischen Golf gegenüber der CS zu absolut nichts mehr verpflichtet fühlt. Bisher hatte das Emirat Katar, das über eine Holding seines Staatsfonds fast fünf Prozent der Stimmrechte besitzt, einen Vertreter im Verwaltungsrat. Doch nach sieben Jahren stellt sich Jassim Bin Hamad Bin Jassim Jabor al-Thani (34), Vertreter der Königsfamilie, nun nicht zur Wiederwahl. Die Katarer waren lange ein sicherer Rückhalt für die CS-Führung. Wenden sie sich nun ab? SonntagsBlick-Anfragen lässt das Emirat unbeantwortet. Fest steht: Die Katarer steigen auch aus langfristigen Engagements ziemlich schnell aus. Ein Beispiel: Nach sieben Jahren verkauft das Emirat nun 40 Prozent seiner Anteile an der brasilianischen Banco Santander.

Olayan Group

Die saudische Olayan-Gruppe ist die mächtigste Aktionärin der CS. Das Konglomerat, dessen Investments von Fast Food bis zu Windeln reichen, hält rund 5,4 Prozent der Stimmrechte. Vorsitzender ist ein Mann. Die Lenkerin des Imperiums aber, so munkelt man, ist Lubna Olayan (61). Bisher liess sie die CS-Führungsriege gewähren. Doch brachte Frau Olayan Präsident Rohner zum Einknicken? Die ehemalige Analystin einer Investmentbank weiss zumindest, wie es in einer Bank laufen sollte. Und: «Sie ist eine starke Frau», wie die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (53) sagt. 2016 traf sie Olayan zusammen mit SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (38) auf einer Delegationsreise. Laut Keller-Sutter ist Olayan nicht nur stolz, saudisch zu sein: «Man könnte sagen, sie ist ein Fan der Schweiz.»

Norwegischer Staatsfonds

Für die CS warfen die Norweger ihre Grundsätze über Bord. «Gemäss unserem Regelwerk kommentieren wir keine einzelnen Investments», beschied der staatliche Pensionsfonds eine SonntagsBlick-Anfrage Anfang April. Zehn Tage später erklärte der Fonds, der knapp fünf Prozent der CS-Aktien hält, man habe Gespräche mit dem CS-Präsidenten geführt. «Auf dieser Grundlage» könne man «jetzt» den Abstimmungs- empfehlungen des VR zur Vergütung folgen. Jetzt. Das bedeutet: davor nicht. Wäre Rohner nicht eingeknickt, hätten die Wikinger am kommenden Freitag wohl gemeutert. Kein Wunder. Denn der weltgrösste Staatsfonds schaut seit 2016 vermehrt auf die Bezahlung der Geschäftsleitungen der gut 9000 Firmen, in denen seine norwegischen Kronen stecken. Umgerechnet 914 Milliarden Franken sind es. Seit das Land in den 60ern auf Ölfelder im Meer stiess, fliessen die Petro-Kronen in den Fonds. Für die Zeit nach dem Öl.

Blackrock

Gut fünf Billionen Franken managt Blackrock und ist damit weltweit Nummer eins der Fondsgesellschaften. Mit 3,01 Prozent der Stimmrechte ist der US-Vermögensverwalter der kleinste CS-Grossaktionär. Stellvertretender Vorsitzender ist Ex-Nationalbankpräsident Philipp Hildebrand (53). 2015 sagte er, «dass man nicht immer auf das Gejammer der Bankenvertreter hören sollte». Deren Klagen finden sich auch im CS-Geschäftsbericht, wo CEO Tidjane Thiam von «schwierigsten Marktbedingungen» und «extremen Volatilitäten» spricht. An Thiams Ex-Arbeitgeber Prudential und Hunderte anderer -Firmen schickte Blackrock im Januar ein E-Mail: Man erwarte eine starke Begründung signifikanter Lohnzuwächse in Konzernleitungen. Zeitgleich erliess Blackrock neue Vergütungsrichtlinien.

Harris Associates

Auf Harris Associates ist bei der CS-Generalversammlung Verlass. Noch bevor die Bankspitze umschwenkte und einen Bonus-schnitt bekannt gab, erklärte der US-Investor, man werde allen Abstim-mungsempfehlungen des Verwaltungsrats folgen. Nicht einmal an der ursprünglich geplanten Vergütung hatten Harris Associates etwas auszusetzen. Bestimmen wollen sie aber: Sie bauten ihren Stimmanteil auf fast 5,2 Prozent aus und besetzen damit die zweitmächtigste Position in der Aktionärsriege. Chef-Investor David Herro (56) mahnte CEO Thiam unter anderem zu einem milderen Ton gegenüber den CS-Ange-stellten. Zufrieden dürften Harris Associates nicht sein. Herro sagte vor einem Jahr, er sehe keinen Grund, warum die CS-Aktie nur 13 Franken wert sein sollte. Zuletzt notierte sie mit 14,43 nicht viel höher.

Katarischer Staatsfonds

Brancheninsider munkeln bereits, dass sich die absolutistische Monarchie am Persischen Golf gegenüber der CS zu absolut nichts mehr verpflichtet fühlt. Bisher hatte das Emirat Katar, das über eine Holding seines Staatsfonds fast fünf Prozent der Stimmrechte besitzt, einen Vertreter im Verwaltungsrat. Doch nach sieben Jahren stellt sich Jassim Bin Hamad Bin Jassim Jabor al-Thani (34), Vertreter der Königsfamilie, nun nicht zur Wiederwahl. Die Katarer waren lange ein sicherer Rückhalt für die CS-Führung. Wenden sie sich nun ab? SonntagsBlick-Anfragen lässt das Emirat unbeantwortet. Fest steht: Die Katarer steigen auch aus langfristigen Engagements ziemlich schnell aus. Ein Beispiel: Nach sieben Jahren verkauft das Emirat nun 40 Prozent seiner Anteile an der brasilianischen Banco Santander.

Olayan Group

Die saudische Olayan-Gruppe ist die mächtigste Aktionärin der CS. Das Konglomerat, dessen Investments von Fast Food bis zu Windeln reichen, hält rund 5,4 Prozent der Stimmrechte. Vorsitzender ist ein Mann. Die Lenkerin des Imperiums aber, so munkelt man, ist Lubna Olayan (61). Bisher liess sie die CS-Führungsriege gewähren. Doch brachte Frau Olayan Präsident Rohner zum Einknicken? Die ehemalige Analystin einer Investmentbank weiss zumindest, wie es in einer Bank laufen sollte. Und: «Sie ist eine starke Frau», wie die St. Galler Ständerätin Karin Keller-Sutter (53) sagt. 2016 traf sie Olayan zusammen mit SVP-Nationalrat Thomas Aeschi (38) auf einer Delegationsreise. Laut Keller-Sutter ist Olayan nicht nur stolz, saudisch zu sein: «Man könnte sagen, sie ist ein Fan der Schweiz.»

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