Belgien streicht Tessin wieder von oranger Liste
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Doch keine Quarantäne!
Belgien streicht Tessin wieder von oranger Liste

Als einziger Kanton der Schweiz wurde das Tessin von Belgien auf der Liste der Risiko-Regionen gesetzt. Regierungspräsident Norman Gobbi ist empört. Auf Druck des Bundes hin krebst Belgien nun zurück.
Publiziert: 16.07.2020 um 13:57 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2020 um 07:52 Uhr
Lea Hartmann

Der Entscheid sorgte im Tessin für Empörung: Belgien hat den Südkanton auf die Liste der Risikoregionen gesetzt. Wer aus dem Tessin nach Belgien reist, muss in Quarantäne und einen Corona-Test machen. Darüber berichtete heute Morgen die Westschweizer Zeitung «Le Matin».

Das Tessin ist die einzige Schweizer Region, die in Belgien auf der orangen Liste landete. Und das, obwohl der Kanton inzwischen im schweizweiten Vergleich längst nicht mehr aussergewöhnlich viele Corona-Fälle registriert.

«Ich habe kein Verständnis für den Entscheid»

Der Tessiner Regierungspräsident Norman Gobbi (43) war empört. «Es gibt keine wissenschaftliche Begründung für diesen Schritt Belgiens», sagte er zu BLICK. «Der Kanton Tessin ist zurzeit einer der sichersten Kantone.» Komme hinzu: Auch im Vergleich mit Belgien stehe man deutlich besser da.

Wer aus dem Tessin nach Belgien reist, muss in Quarantäne. Als einziger Kanton war das Tessin auf der Homepage des belgischen Aussendepartements als Risiko-Region gelistet.
Foto: Screenshot
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«Ich habe deshalb kein Verständnis für den Entscheid», sagte Gobbi. Seinen Angaben zufolge hat sich der Kanton umgehend dafür eingesetzt, dass das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) in Belgien interveniert. «Wir haben sofort Kontakt mit dem EDA aufgenommen, damit die Gründe für dieses unverständliche Verhalten diplomatisch abgeklärt werden.»

Der Bund fackelte nicht lange und beklagte sich bei den belgischen Behörden. Mit Erfolg. Wie das EDA mitteilt, haben die Belgier entschieden, das Tessin von der Quarantäne-Liste zu streichen.

Tessin verschärft Maskenpflicht

Das Tessin war der erste Kanton, der aufgrund seiner Nähe zu Italien von der Corona-Pandemie erfasst wurde. Er gehört deshalb zu den Kantonen mit den meisten Corona-Todesfällen, wobei allerdings seit Mitte Juni niemand mehr am Virus gestorben ist.

Angesichts der schweizweit wieder steigenden Zahlen registrierter Fälle verschärft das Tessin die Corona-Massnahmen nun weiter. Die Regierung verabschiedete eine vorübergehende Maskenpflicht für das Servicepersonal in Bars und Restaurants. Dies, sofern die Mitarbeiter nicht durch eine räumliche Abtrennung, zum Beispiel eine Plexiglasscheibe, geschützt sind. Die Massnahme gilt ab kommendem Montag bis vorerst 9. August.

Zudem wird nach den Sommerferien auch in Schulhäusern eine Maskenpflicht eingeführt. Ausserhalb des Schulzimmers – also zum Beispiel im Lehrerzimmer und den Gängen – müssen Lehrer neu eine Maske tragen.

Wie BLICK weiss, hat das Tessin auch eine Maskenpflicht in Geschäften geprüft, wie sie die Kantone Waadt und Jura bereits kennen. Vorerst sieht die Regierung aber davon ab.

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