Für Lockerungen ist es zu früh
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R-Wert sinkt auf 0,86
Für Lockerungen ist es zu früh

Der R-Wert hat sich in die richtige Richtung entwickelt und liegt deutlich unter 1. Auf schnelle Lockerungen sollte aber niemand hoffen. BLICK sagt, warum.
Publiziert: 28.12.2020 um 17:37 Uhr
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Aktualisiert: 29.12.2020 um 09:52 Uhr
Sermîn Faki

Am Mittwoch kommt der Bundesrat wieder zusammen – und wird eine neue Corona-Zwischenbilanz ziehen. Auf den ersten Blick sieht die gar nicht schlecht aus: Der R-Wert hat sich zwischen dem 4. Dezember und 13. Dezember von 1,13 auf 0,86 reduziert. Das heisst: 100 Infizierte stecken nicht mehr 113 weitere Personen an, sondern «nur noch» 86. Zur Erinnerung: Der R-Wert lässt sich immer erst mit etwa zehn Tagen Verspätung berechnen.

Eine beachtliche Abnahme ist es dennoch. Die wissenschaftliche Corona-Taskforce fordert seit längerem, die Schweiz müsse den R-Wert auf unter 0,8 drücken. So würde sich die Zahl der Neuinfektionen alle zwei Wochen halbieren. Es scheint, als seien wir auf einem guten Weg dorthin.

Heisst das, dass man jetzt wieder lockern wird? Die Chancen stehen nicht allzu gut. Und zwar aus drei Gründen:

Der R-Wert bewegt sich Richtung 0,8 – so wie Taskforce-Präsident Martin Ackermann das mehrmals gefordert hatte.
Foto: Keystone
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1. Fehler will man nicht wiederholen

Der Bundesrat hat am 18. Dezember einstimmig beschlossen, dass Restaurants und andere Einrichtungen schliessen müssen. Sonntagsverkäufe wurden verboten, Läden dürfen nur noch bis 19 Uhr offen haben und überdies weniger Kunden empfangen. Die Massnahmen gelten bis zum 22. Januar. Dass der Bundesrat davon abkommt, ist nicht zu erwarten. Auch weil sich das Gremium einig ist, nach der ersten Welle im Frühling zu schnell gelockert zu haben.

2. Kriterien werden strenger

Die Kantone können Ausnahmen machen – wenn ihr R-Wert über sieben Tage am Stück unter 1 liegt und sie in der letzten Woche weniger Ansteckungen verzeichnen als die Schweiz im Durchschnitt. Am 18. Dezember, als der Bundesrat das beschlossen hatte, erfüllten die Romandie und Obwalden diese Kriterien. Dennoch haben die Westschweizer Kantone am 27. Dezember die Restaurants geschlossen. Dass sie jetzt wieder von sich aus öffnen werden, ist daher nicht zu erwarten – dieses Hüst und Hott würde niemand verstehen.

Und in der Deutschschweiz? Da erfüllen ohnehin nur einige Kantone (wie Zürich oder St. Gallen) das R-Wert-Kriterium – aber nicht das der Ansteckungen unter Schweizer Schnitt. Allerdings hat Uri angekündigt, zu prüfen, die Restaurants nach Neujahr wieder zu öffnen. Seit fünf Tagen liege der R-Wert für den Kanton unter 1, so der Regierungsrat

Allerdings: Ab dem 5. Januar können Ausnahmen erst unter einem R-Wert von 0,9 gewährt werden. Um dahin zu kommen, müssten sich die meisten Kantone noch anstrengen. Auch Uri erfüllt es bisher nur am 13. Dezember – einen einzigen Tag. Wie sinnvoll es wäre, allenfalls nur kurz zu öffnen, wird der Kanton entscheiden müssen.

3. Die Festtags-Blackbox

Der jüngste zur Verfügung stehende R-Wert datiert vom 13. Dezember, also von vor den Festtagen. Wie sich Corona beim Fondue chinoise, unter dem Christbaum und beim Geschenkliverteilen verbreitet hat, wissen wir erst gegen den 5. Januar. Welche Auswirkungen Silvester hat, wird sogar erst Mitte Januar feststehen. Bundesrat und Kantone werden daher diese Zahlen abwarten, bevor sie entscheiden, ob gelockert werden kann.

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