Preisüberwacher kritisiert Tankstellen und TCS
Macht künstliche Intelligenz die Benzinpreise?

Seit letztem Herbst gibt es den Benzinpreisradar des TCS. Die Preise darauf müssen die Autofahrer selber eintragen. Preisüberwacher Meierhans fürchtet, dass dies in Zukunft zum Problem werden könnte.
Publiziert: 13.06.2023 um 20:11 Uhr
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Aktualisiert: 14.06.2023 um 11:41 Uhr
Dominique Schlund

Preisüberwacher Stefan Meierhans (54) kritisiert den Benzinpreisradar des Touring Club Schweiz (TCS). Die Preise seien oft veraltet und unvollständig, er fordert deshalb eine Preismeldepflicht für die Tankstellen nach österreichischem Vorbild.

Es sei zwar wichtig, dass es den Preisradar des TCS gäbe, aber dieser werde in naher Zukunft an seine Grenzen stossen, so Meierhans. Grund dafür ist künstliche Intelligenz (KI).

Der TCS-Benzinpreisradar

Der TCS-Benzinpreisradar wurde im letzten Herbst lanciert. Dieser soll Autofahrern dabei helfen, die günstigste Tankstelle in der Umgebung zu finden. Doch der Radar weist einige Schwächen auf.

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert den Benzinpreisradar des TCS: «unvollständig und nicht aktuell».
Foto: keystone-sda.ch
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Die Benzin- und Dieselpreise im TCS-Radar müssen von den Kundinnen und Kunden selbst eingetragen werden. Dies birgt zweierlei Nachteile: Erstens sind nicht alle Tankstellen im Radar aufgeführt. Zweitens sind die von den Kunden eingetragenen Preise oft nicht top-aktuell.

Setzen Tankstellen auf KI?

Die fehlende Aktualität der Preise ist laut Preisüberwacher ein Problem, denn wenn die Zahlen nicht aktuell sind, verliert der Radar jeglichen Nutzen. Diese Problematik dürfte sich für den TCS-Radar in Zukunft weiter verschärfen, weil Tankstellen ihre Preise immer schneller anpassen. Laut Meierhans setzen Tankstellenbetreiber wie beispielsweise die Migrol AG für die Preisoptimierung schon heute auf künstliche Intelligenz.

«Die Erfahrungen anderer Länder zeigen, dass sich die Preise mehrmals täglich ändern, wenn sie von Preisalgorithmen optimiert und festgesetzt werden», schreibt Meierhans. Mit diesen sich ständig optimierenden Algorithmen Schritt zu halten ist für eine Plattform wie diejenige des TCS, bei welcher die Kunden die Preise selber eintragen müssen, nahezu unmöglich.

Der TCS sagt dazu auf Anfrage von Blick: «In der Schweiz ändert der Treibstoffpreis im laufenden Jahr zwei bis vier Mal im Monat, weshalb man auf unseren Benzinpreisradar gut vertrauen kann». Wie man allerdings auf allfällige schnellere Preisänderungen und den Einsatz von KI zur Preisoptimierung reagieren werde, konnte der TCS nicht sagen.

Laut TCS sind schweizweit 3835 Tankstellen abgebildet, etwa 120 fehlen. Damit seien 97 Prozent der Schweizer Tankstellen im Radar enthalten. Täglich nutzen etwa 10'000 Menschen den Radar und insgesamt 31'000 Personen besitzen ein Profil und tragen Benzin- und Dieselpreise ein.

Tankstellenbetreiber bestreiten Einsatz von KI

Die Migrol bestreitet derweil den Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Preisoptimierung an Tankstellen: «Die Migrol verwendet keinerlei künstliche Intelligenz fürs Pricing», sagt Migrol-CEO Andreas Flütsch auf Anfrage. Dies geschehe nach wie vor von Hand.

In Zukunft ist allerdings durchaus damit zu rechnen, dass künstliche Intelligenz für die Preisgestaltung oder -optimierung verwendet wird: «Wir prüfen an einigen wenigen Standorten die technischen Möglichkeiten», sagt Flütsch gegenüber Blick.

Shell macht «generell keine Angaben zur Preisgestaltung». Anders Socar. Dort heisst es auf Anfrage, man nutze keine künstliche Intelligenz zur Preisoptimierung und plane dies auch nicht.

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