Prämienrabatt ist nicht das einzige Zückerli
Wie Zug seine Bevölkerung schon mehrfach verwöhnte

In Zug läuft es. Die Staatskasse ist proppenvoll. Und dies merkt auch die Bevölkerung, denn der Kanton hat das zu viel eingenommene Geld den Bürgern zurückzugeben.
Publiziert: 12.07.2024 um 00:03 Uhr
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Aktualisiert: 12.07.2024 um 07:03 Uhr
Der Kanton Zug will seiner Bevölkerung den grössten Teil der stationären Spitalaufenthalte bezahlen – zwei Jahre lang.
Foto: RANER WOLFSBERGER
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Sophie ReinhardtRedaktorin Politik

Der Kanton Zug schwimmt im Geld – und die Kasse füllt sich weiter. Finanzdirektor Heinz Tännler (SVP, 64) schätzt, dass die Überschüsse bis ins Jahr 2030 auf voraussichtlich 3 bis 4 Milliarden ansteigen werden. Womit man vor der Frage steht: Wohin mit dem vielen Geld?

Tatsächlich fehlte es lange an konkreten Projekten. Am Donnerstag hat der Kanton nun eine Massnahme präsentiert: Die Bewohner des Kantons sollen sich 2026 und 2027 praktisch gratis operieren lassen können. Doch nicht nur im Gesundheitswesen profitieren die Zugerinnen und Zuger vom Geldsegen, wie ein Blick in den kleinen, aber reichen Kanton zeigt.

Tiefe Steuern

Zug hat mit der tiefen Steuerbelastung über Jahrzehnte Gutverdienende und internationale Firmen in den Kanton gelockt. Das entlastet die weiteren Steuerzahler. Gemäss einem Artikel in der «NZZ» aus dem Jahr 2022 zahlen in Zug zwanzig Prozent der Zuger und mehr als sechzig Prozent der Firmen gar keine Steuern mehr.

Erst im letzten November wurde einem neuen Steuerpaket zugestimmt. Die Vermögens- und Einkommenssteuern wurden gesenkt, die Kinderbetreuungsabzüge erhöht. Im grossen Stil davon profitieren werden Familien, die gut verdienen und über grosse Vermögen verfügen. «Das Steuerpaket hilft denen, die es am wenigsten brauchen», kritisierte die SP den Entscheid.

Hohe Prämienverbilligungen

Bei den Prämienverbilligungen schüttet Zug im laufenden Jahr 10 Millionen Franken mehr aus als im Vorjahr – und deckt damit den Prämienanstieg bei den Betroffenen vollumfänglich ab. 2024 reservierte Zug 79 Millionen Franken für Verbilligungen. Je nach Vermögen kann eine Familie noch bei einem Monatseinkommen von über 10'000 Franken mit Vergünstigungen rechnen, teilte der Kanton im Februar mit.

Luxus-Kanti, dafür kein neuer Tunnel

Das Zuger Parlament bewilligte kürzlich 13 Millionen Franken für die Planung einer neuen Kanti sowie weitere Millionen für den Landkauf. Insgesamt soll der achtstöckige Neubau mit unterirdischer Vierfach-Turnhalle 200 Millionen Franken kosten – alles andere als ein Schnäppchen.

Keine Lust hatte das Volk dagegen auf zwei Luxus-Umfahrungen. Es versenkte im letzten März an der Urne ein 750-Millionen-Tunnel, der die Stadt Zug vom Verkehr hätte entlasten sollen. Ebenso nichts wissen wollten sie von einem zweiten Tunnel in Unterägeri. Dessen Kosten: 308 Millionen.

Mehr Geld für Kitas und Privatschulen

Die Anhebung der Unternehmenssteuern auf 15 Prozent, der die Schweizer Stimmbürger zugestimmt haben, spült weiteres Geld in die Kasse des Kantons. Die Rede ist von zusätzlichen 300 Millionen Franken, wovon aber ein Viertel an den Bund geht.

Doch es bleibt noch reichlich übrig. Regierungsrat Tännler kündigte an, rund 200 Millionen Franken pro Jahr vollumfänglich in gezielte Standortmassnahmen investieren zu wollen. Die Überschüsse sollen in Kitas, höhere Kantonsbeiträge an Privatschulen, Gelder für den Wohnungsbau und die Bildung fliessen. Von dem Geld profitieren zumindest teilweise auch die Firmen: In den Jahren 2026 bis 2028 sollen sie jährlich Förderbeiträge in der Höhe 150 Millionen Franken erhalten, um in Nachhaltigkeit und Innovation zu investieren.

Wir alle profitieren

Nicht nur die Zuger profitieren vom Geldsegen. Kein Kanton muss nächstes Jahr mehr in den Finanzausgleich zahlen wie Zug. Rund 431 Millionen Franken fliessen so etwa an die Nehmerkantone wie Bern und Wallis. Zug überholt damit den bisher grössten Geberkanton Zürich.

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