Politiker zum Tiger-Absturz
Brauchen wir die Patrouille Suisse?

Was bedeutet der Unfall in den Niederlanden für die Zukunft der Patrouille Suisse? Von Seiten der Politik ist man überzeugt: Ein Crash kann die berühmte Kunstflugstaffel nicht grounden. «Würde sie abgeschafft, wäre das ein grosser Verlust für die Schweiz», sagt SVP-Nationalrat Thomas Hurter.
Publiziert: 10.06.2016 um 12:54 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:14 Uhr
Michael D., genannt «Püpi», konnte sich mit dem Schleudersitz retten.
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Lea Hartmann

Die Patrouille Suisse hat grossen Materialschaden zu beklagen – ein angeknackstes Image hat die Kunstflugstaffel der Schweizer Luftwaffe durch das Unglück im niederländischen Leeuwarden allerdings nicht zu befürchten. Dieser Überzeugung ist Thomas Hurter, SVP-Nationalrat und ehemaliger Berufsmilitärpilot – und mit ihm zahlreiche Vertreter des gesamten politischen Spektrums.

SVP-Nationalrat Thomas Hurter war Militärpilot.
Foto: thomas-hurter.ch

«Würde die Patrouille Suisse abgeschafft, wäre das ein grosser Verlust für unser Land», sagt Hurter. Die Staffel sei «der Inbegriff von Präzision, Können und Kameradschaft». «Sie ist ein Spiegelbild der typischen Eigenschaften der Schweiz, eine Botschafterin für unser Land», schwärmt der Bürgerliche. 

Zudem sei die Patrouille Suisse die einzige Kunstflugstaffel, «die mit ganz normalen Flugzeugen der Luftwaffe fliegt». Ein Alleinstellungsmerkmal, an dem die Armee aus seiner Sicht unbedingt festhalten soll. 

«Die Tage der Patrouille Suisse sind gezählt»

Auch GLP-Nationalrat Beat Flach hofft, dass der Unfall für die Patrouille Suisse nicht das Ende bedeutet. «Die Sicherheit geht aber vor. Sollte der Unfall die Piloten verunsichern, dann muss man Konsequenzen ziehen», sagt er. Wichtig sei nun, dass diese nicht unter Druck gesetzt würden. 

Géraldine Savary, SP-Ständerätin des Kantons Waadt.
Foto: Keysto

Lange werden die Kampjet-Piloten aber so oder so nicht mehr im Cockpit der rot gestrichenen Tiger F-5 sitzen. Ein genauer Termin steht zwar nach dem Gripen-Nein nicht fest, doch ist dennoch klar, dass die über 40-jährigen Jets in absehbarer Zeit ausgemustert werden müssen. «Die Tage der Patrouille Suisse sind dann gezählt», sagt Flach, Mitglied der Sicherheitspolitischen Kommission des Nationalrats. Denn die F/A-18-Kampfjets würden sich zu wenig für den Einsatz bei Kunstflug-Shows eignen, meint er. Zudem ist fraglich, ob die Armee dereinst überhaupt über genügend Flugzeuge verfügt, um davon einige für eine Kunstflugstaffel einzusetzen. 

Für Beat Flach handelt es sich um eine «liebgewordene Tradition», die dann wohl zu Ende gehen wird. Und auch BDP-Fraktionspräsidentin Rosmarie Quadranti würde der rot-weissen Staffel nachtrauern. «Die Schweiz hat die Patrouille Suisse zwar nicht unbedingt nötig. Aber sie macht unser Land über die Grenzen hinaus bekannt – und das in positivem Sinne.» 

Dem stimmt auch die Waadtländer SP-Ständerätin Géraldine Savary zu. Die Schweiz braucht keine Patrouille Suisse für ihre Sicherheit, aber die Patrouille wird von der Bevölkerung geliebt und ist auch im Ausland bekannt. Sie muss deshalb beibehalten werden.»

Deutsche groundeten Staffel nach tödlichem Crash

Dass so vehement an der Patrouille Suisse festgehalten wird, kommt nicht von ungefähr. Ein Unglück einer militärischen Kunstflugstaffel führte in der Vergangenheit bereits einmal zu deren Ende. So hat die deutsche Luftwaffe ihre Starfighter-Staffel gegroundet, nachdem es 1988 bei einer Flugschau bei der Basis in Ramstein zu einer Kollision dreier Jets gekommen war. 70 Menschen kamen damals ums Leben. 

Auch das Bundesheer unseres Nachbarlands Österreich verfügt seit über dreissig Jahren über keine Kunstflugstaffel mehr, allerdings nicht aufgrund eines Unglücks. Die Patrouille Suisse gehört derweil weltweit zu den besten Formationen ihrer Art. 

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