Pflichtlager, Importe, Anreize
Bundesrat sagt Medikamentenengpass den Kampf an

Der Bundesrat will die Versorgung der Schweiz mit Heilmitteln stärken. Dafür hat er ein Massnahmenpaket geschnürt. Ansetzen will er bei den Pflichtlagern, beim vereinfachten Import und bei den Preisen.
Publiziert: 22.08.2024 um 19:11 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Engpass bei Arzneimitteln betrifft auch die Schweiz.
  • Bundesrat diskutiert Massnahmen zur Erhöhung der Versorgungssicherheit.
  • Pflichtlager sollen erweitert und Importe vereinfacht werden.
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Tobias OchsenbeinRedaktor Politik

Der weltweite Engpass bei Arzneimitteln betrifft auch die Schweiz. Mehrere Hundert Medikamente sind aktuell kaum oder gar nicht verfügbar. Darunter nicht nur alltägliche Husten- und Schmerzmittel, sondern auch lebenswichtige Antibiotika.

Eine komplexe Verkettung globaler und wirtschaftlicher Faktoren hat zu diesem Engpass geführt. Um Kosten zu sparen, werden heute immer mehr Medikamente in Billiglohnländern wie Indien oder China produziert.

Der Bundesrat hat darum in seiner Sitzung vom Mittwoch ein Massnahmenpaket diskutiert, um künftig die Versorgungssicherheit zu erhöhen. Schrittweise will er unter anderem die Pflichtlager erweitern und Importe bei Bedarf vereinfachen. Auch Anreize zur Produktion sowie zur Eigenherstellung gewisser Medikamente soll es geben.

Der weltweite Engpass bei Arzneimitteln betrifft auch die Schweiz.
Foto: Keystone
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Langfristige Verbesserungen

Dafür hat die Regierung mehrere Umsetzungsaufträge erteilt, wie Anne Lévy (53), Vorsteherin des Bundesamts für Gesundheit (BAG) und Hans Häfliger (60), Delegierter des Bundesamts für wirtschaftliche Landesversorgung (BWL), am Donnerstag in einer gemeinsamen Medienkonferenz mitteilten. «Es geht um strukturelle, also langfristige Verbesserungen», sagte Lévy.

So soll der Bund etwa mit Medikamentenherstellern Kapazitätsverträge abschliessen können, um die Produktion von gewissen Mengen sicherzustellen. Zudem will er Anreize für Hersteller schaffen, lebenswichtige Medikamente weiterhin zu produzieren.

Hierzu will er etwa auf Preissenkungen verzichten – um sicherzustellen, dass Medikamente nicht aus Rentabilitätsgründen vom Markt genommen werden. Bei schweren Mangellagen wird eine Herstellung in der Armeeapotheke geprüft.

Bundesrat will im Pandemiefall ebenfalls besser vorbereitet sein

Auch sollen nicht zugelassene Arzneimittel – bei Engpässen – für grössere Gruppen von Patienten befristet eingeführt werden können. Geplant sind weiter Vereinfachungen im Zulassungsverfahren.

Auch im erneuten Fall einer Pandemie will der Bundesrat besser vorbereitet sein. Aus der Covid-19-Pandemie wurden Lehren gezogen, um in den kommenden Jahren die Versorgung mit Impfstoffen, Medikamenten und weiteren medizinischen Gütern sicherzustellen.

Dazu zählt unter anderem die Erstellung einer Liste mit den medizinischen Gütern, die die Schweiz in einer Pandemie benötigt, sowie klare Regelungen zur Beschaffung und Verteilung dieser Güter an Spitäler, Ärzte und Apotheken.

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