Parlamentarier machen Druck
Neuer Anlauf für digitales Impfbüchlein

Nach dem abrupten Aus für das elektronische Impfbüchlein von meineimpfungen.ch fordern Politiker, dass der Bund jetzt das Heft in die Hand nimmt.
Publiziert: 04.10.2021 um 14:58 Uhr
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Aktualisiert: 24.05.2022 um 18:34 Uhr
Lea Hartmann

Die Stiftung ist pleite, die Daten sind weg: Die Geschichte um das elektronische Impfbüchlein meineimpfungen.ch endet sechs Jahren nach seiner Einführung in einem Desaster. Wegen gravierender Sicherheitslücken musste die Plattform im Frühling vom Netz genommen werden. Eine Blamage auch für den Bund, der an der Plattform finanziell und organisatorisch beteiligt war. Und der meineimpfungen.ch eigentlich als Grundlage für das Covid-Zertifikat vorgesehen hatte.

Nun wollen Parlamentarierinnen und Parlamentarier einen neuen Anlauf für ein elektronisches Impfbüchlein starten. «Wir brauchen in Zukunft einen digitalen Impfausweis», findet FDP-Nationalrat und Digital-Unternehmer Marcel Dobler (41). Nach dem Debakel um meineimpfungen.ch und dem Nein zur E-ID sei klar, dass der Bund dabei den Lead übernehmen müsse.

Breite Unterstützung

Dobler hat im Parlament einen entsprechenden Vorstoss eingereicht, der breit unterstützt wird. Parlamentarierinnen und -parlamentarier sämtlicher Fraktionen haben ihn mitunterzeichnet, darunter Mitte-Nationalrätin Ruth Humbel (64), Präsidentin der Gesundheitskommission im Nationalrat, sowie mehrere weitere Mitglieder der Kommission.

Das blaue Impfbüchlein hat ausgedient.
Foto: Zvg
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Die Motion knüpft an einen früheren Vorstoss Doblers an. Darin hatte er gefordert, dass der Bundesrat auf Basis des Covid-Zertifikats einen digitalen Impfausweis entwickelt. Die Bevölkerung solle von den Vorteilen der neu aufgebauten Infrastruktur nach der Pandemie profitieren, argumentierte der FDP-Nationalrat damals.

Der Bundesrat begrüsst die Schaffung eines digitalen Impfbüchlein grundsätzlich. Dass man dafür direkt auf dem Covid-Zertifikat aufbaut, ist aus seiner Sicht aber der falsche Weg. Dobler hat den ursprünglichen Vorstoss darum zurückgezogen – und stattdessen eine überarbeitete Version in den Rat gebracht.

«Chance, innovative Lösungen voranzutreiben»

Für Dobler liegen die Vorteile eines digitalen Impfbüchleins auf der Hand. «Ich habe keine Ahnung, wo mein blaues Impfbüechli ist», sagt er. Habe man den Ausweis als App auf dem Handy, könne man ihn aber nicht nur nicht mehr verlieren, sondern es sei auch möglich, dass man automatisch daran erinnert wird, wenn zum Beispiel eine Impfung erneuert werden sollte.

Durch das Covid-Zertifikat sei die Affinität der Bevölkerung zu digitalen Lösungen in den vergangenen Monaten gestiegen. «Dadurch besteht die Chance, innovative Lösungen im Gesundheitswesen voranzutreiben», ist der FDPler überzeugt. Der digitale Impfausweis soll einst mit dem elektronischen Patientendossier verknüpft werden können.

Auch im nahen Ausland setzt man auf digital statt Papier. In Österreich befindet sich der E-Impfpass derzeit im Aufbau. In Deutschland soll er im kommenden Jahr eingeführt werden.

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