Papst Franziskus mahnt
Migranten zu retten ist eine «Pflicht der Menschlichkeit»

Papst Franziskus hat sich erschüttert über die Zustände auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa geäussert, wo allein in diesem Monat mehr als 10 000 Migranten aus Afrika angekommen sind.
Publiziert: 22.09.2023 um 19:12 Uhr

Papst Franziskus hat Gleichgültigkeit gegenüber dem Schicksal der Migranten angeprangert, die von Afrika aus versuchen, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. «Gewöhnen wir uns nicht daran, Schiffbrüche als Schlagzeilen und die Toten auf See als blosse Zahl zu betrachten», sagte das Oberhaupt der katholischen Kirche am Freitag zum Auftakt eines Besuchs in der französischen Hafenstadt Marseille. «Menschen, die zu ertrinken drohen, wenn sie auf den Wellen ausgesetzt werden, müssen gerettet werden. Das ist eine Pflicht der Menschlichkeit, eine Pflicht der Zivilisation», sagte der Pontifex an einem Monument für im Mittelmeer ertrunkene Migranten.

«Und so ist dieses wunderschöne Meer zu einem riesigen Friedhof geworden, wo viele Brüder und Schwestern selbst des Rechtes auf ein Grab beraubt werden? Nur die Menschenwürde wird hier begraben», sagte der Papst. «Wir befinden uns an einem Scheideweg der Zivilisation. Wir können uns nicht damit abfinden, Menschen zu sehen, die als Tauschware behandelt, eingesperrt und auf grausame Weise gefoltert werden, wir können nicht länger die Tragödien von Schiffbrüchen mit ansehen, die durch abscheulichen Menschenhandel und einen Fanatismus der Gleichgültigkeit verursacht werden», mahnt er weiter.

«Schrecklicher Mangel an Menschlichkeit»

Das Schicksal von Migranten steht im Zentrum des Marseille-Besuchs von Franziskus anlässlich eines Jugendtreffens mit Teilnehmern aus 29 Ländern des Mittelmeerraums. Allein auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa landeten in diesem Monat mehr als 10'000 Migranten. Immer wieder kommt es auch zu tödlichen Zwischenfällen. Über die Zustände dort äusserte der Papst sich zum Auftakt seiner Reise erschüttert. «Die Lage auf Lampedusa ist grausam, ein schrecklicher Mangel an Menschlichkeit.»

Franziskus äusserte sich auf dem Hinflug vor Journalisten auch zur Situation in Libyen, wo viele Migranten darauf warten, über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Wörtlich sagte er nach einem Bericht des italienischen Fernsehsenders RAI: «Sie halten sie in Libyen in Lagern fest und werfen sie dann ins Meer.» Viele der Boote, die Menschen gegen Bezahlung aus afrikanischen Ländern nach Lampedusa bringen, kommen aus Libyen und Tunesien. Immer wieder ertrinken Migranten bei der Überfahrt. (SDA)

Papst Franziskus hat sich erschüttert über die Zustände auf der italienischen Mittelmeerinsel Lampedusa geäußert, wo allein in diesem Monat mehr als 10 000 Migranten aus Afrika angekommen sind. Foto: Alessandra Tarantino/AP/dpa
Foto: Alessandra Tarantino
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