Bergler-Politiker kämpfen gegen Ski-Konzept
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Opposition von allen Seiten
Bergler-Politiker kämpfen gegen Ski-Konzept

Um das Coronavirus im Zaum zu halten, will Gesundheitsminister Alain Berset den Wintersport beschränken. Für Vertreter der Bergregionen schiesst der SP-Bundesrat weit übers Ziel hinaus.
Publiziert: 02.12.2020 um 08:54 Uhr
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Aktualisiert: 07.04.2021 um 21:30 Uhr
Daniel Ballmer und Gianna Blum

SVP-Nationalrat Albert Rösti (53) hat gar kein Verständnis für Gesundheitsminister Alain Berset (48). «Er schiesst weit übers Ziel hinaus», findet der Berner. Und der Bündner CVP-Nationalrat Martin Candinas (40) weist darauf hin, dass die Skigebiete ja schon heute sämtliche Vorgaben auf den Plakaten des Bundesamts für Gesundheit (BAG) einhalten würden: Maske tragen oder Abstand halten. «Da brauchen wir wirklich nicht noch mehr Vorschriften, die keinen Sinn machen und nicht verständlich sind», sagt Candinas.

SP-Bundesrat Berset aber will im Kampf gegen Corona weiter gehen: Umstritten ist dabei die Beschränkung der Besucherzahlen. Entweder lassen die Skigebiete höchstens zwei Drittel der Anzahl Gäste des bestbesuchten Tages der vorangegangenen Wintersaison zu – oder die Gästezahl wird auf 80 Prozent des Durchschnitts der Weihnachtsfeiertage in den letzten fünf Jahren begrenzt. Auch an Skiliften sollen die nötigen Abstände zwingend eingehalten werden – und in Beizen sowieso.

Schärfere Regeln kommen gar nicht gut an

Gerade die Bergkantone wie das Wallis oder Graubünden sind wenig begeistert von Bersets Verordnungsentwurf. Sie haben bis Mittwoch Zeit für ihre Stellungnahmen. Man sei bereit, Verschärfungen entgegenzunehmen, sagt der Bündner Volkswirtschaftsdirektor Marcus Caduff (47, CVP). Doch es gehe nicht an, Skigebiete jetzt zu Sündenböcken zu machen. Die Leute würden in den nächsten Wochen sowieso in die Berge fahren. «Wenn wir die Skigebiete schliessen, dann konzentrieren sich die Leute in den Dörfern.»

Von einer Schliessung der Skipisten über die Festtage, wie dies im EU-Raum erwogen wird, will der Bundesrat nichts wissen.
Foto: Keystone
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Auch im Bundesparlament kommen die vorgeschlagenen Massnahmen bei Vertretern von Bergkantonen nicht gut an. «Mit den entsprechenden Schutzkonzepten kann die Skisaison problemlos durchgeführt werden. Die Tourismusbranche muss arbeiten können. Für sie ist das überlebenswichtig», betont der Walliser CVP-Nationalrat Philipp Matthias Bregy (42).

Es dürfe keine allzu starken Einschränkungen geben. «In den Transportbahnen kann ich Limiten noch nachvollziehen, am Skilift oder auf den Pisten aber sind sie sicher nicht sinnvoll. Dort verteilen sich die Leute ja ohnehin», findet Bregy. Der Glarner BDP-Nationalrat Martin Landolt (52) sieht das ähnlich: «Ich wüsste nicht, wieso die Schutzkonzepte strenger sein sollten als etwa im Fitnesscenter.»

«Vorgaben offensichtlich am Schreibtisch gestaltet»

«Solche Vorgaben sind offensichtlich am Schreibtisch gestaltet worden und teilweise kaum umsetzbar», urteilt Candinas. Und Parteikollege Bregy zeigt sich überzeugt, «dass die Tourismusbranche in der Lage ist, die Konzepte nötigenfalls jederzeit zu optimieren». In Restaurants habe ja auch nicht alles von Anfang an geklappt, sei aber rasch verbessert worden.

Mit seinen Vorschlägen will Berset einen Mittelweg gehen. Um einer gefürchteten Corona-Welle über die Festtage vorzubeugen, will die EU ihrerseits den Skibetrieb bis 10. Januar ganz aussetzen. Die Schweiz muss sich nun den Vorwurf der «Profiteurin» anhören. Das deutsche Bundesland Bayern etwa empfiehlt nun seinen Einwohnern, auf Skiferien in der Schweiz zu verzichten. Und Präsident Emmanuel Macron (42) will seine Franzosen davon abhalten, über Weihnachten in Skigebiete im Ausland zu reisen.

Dem Druck der Nachbarländer nicht nachgeben

Mit verschärften Corona-Regeln wolle Berset den Druck aus dem Ausland abfedern, sind sich Parlamentarier einig. «Wir dürfen uns aber nicht unter Druck setzen lassen», findet Rösti. «Die Skigebiete müssen öffnen können. Das wäre sonst ein Desaster!» Druckversuche seien ohnehin daneben, ergänzt Bregy: «Wir haben im Sommer Italien ja auch nicht aufgefordert, die Strände zu schliessen.»

«Wir dürfen dem Druck unserer Nachbarländer nicht nachgeben», betont auch FDP-Präsidentin Petra Gössi (44) via Twitter. Es sei aber auch wichtig, dass alle Beteiligten Verantwortung übernehmen. Bahnbetreiber wie Gäste müssten sich an die Regeln halten, damit ein erneuter Anstieg der Fallzahlen vermieden werden kann.

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Auch für CVP-Nationalrat Candinas ist klar, dass die Schutzkonzepte eingehalten werden müssen. «Hier darf man auch etwas Vertrauen in die Selbstverantwortung der Seilbahnen haben», findet er. «Niemand will ein Corona-Hotspot werden! Denn dann sind die Gäste garantiert weg.»

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