Obama-Wahlkampf der SP
«Telefon-Alarm» bringt Sozis viele Stimmen

Die SP wird für ihren Kampagnen-Pioniergeist belohnt: Die Telefon-Mobilisierung in Zürich und Luzern hat sich ausgezahlt. Auch, aber nicht nur, an der Urne.
Publiziert: 06.05.2015 um 17:11 Uhr
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Aktualisiert: 10.09.2018 um 00:45 Uhr
Christoph Lenz
Christoph Lenz

Sie wurde interessiert beäugt, süffisant belächelt und zuweilen gar bissig verspottet: Die Telefon-Offensive der SP. Sie soll die Sympathisanten dieses Jahr an die Urne bringen und helfen, das von Parteichef Christian Levrat ausgelobte Ziel von 20 Prozent Wähleranteil zu erreichen.

Die Skepsis ist berechtigt: Wahlkampf wie in Übersee? Eine eingebürgerte Obama-Kampagne? Passt das zur Schweiz? Wo Telefonmarketing hier doch schon grundsätzlich als aufdringlich empfunden wird. Und wo die Politik traditionell vor dem Urnengang vom Stimmbürger ablässt, damit er in sich gehen und sein Urteil ungestört durch «irdische Irrlichter» fällen kann. Nicht wenige Beobachter vermuteten deshalb, dass der linke Telefonalarm sogar kontraproduktiv sein könnte. Wähler würden vertäubt, statt überzeugt.

900 Mitglieder führten 20'000 Gespräche

Foto: Sabine Wunderlin

Nun: Offenbar wird die SP für ihren Pioniergeist doch belohnt. Vor den Kantonswahlen Luzern und Zürich führten nach SP-Angaben 900 Parteimitglieder rund 20'000 Telefongespräche mit Bürgerinnen und Bürgern. Jetzt zieht die Partei eine sehr positive Bilanz. Auch, aber nicht nur, was das Wahlergebnis betrifft.

Den positivsten Effekt der Telefon-Kampagne sieht SP-Generalsekretärin Flavia Wasserfallen nämlich in der Mobilisierung der Parteibasis. «Noch nie ist es uns gelungen, so viele SP-Mitglieder aktiv in eine Kampagne einzubinden», sagt sie. «Ich bin zuversichtlich, dass wir unsere Basis so auch längerfristig aktivieren können.»

Doch auch was die harten Resultate an der Urne angeht, kann sich die Kampagne sehen lassen: Die Telefon-Mobilisierung hat den SP-Wähleranteil in Zürich und Luzern nach Berechnungen der Partei um 1 bis 2 Prozentpunkte verbessert. Für diese Schätzung wurden Wahlergebnisse in Bezirken mit unterschiedlich intensiver Telefonkampagne ins Verhältnis zu früheren Wahlresultaten gesetzt. Signifikant: Wo besonders stark mobilisiert wurde, etwa in der Stadt Luzern und in Winterthur, legte die SP stark zu.

Mässige Gewinne trotz starker Offensive?

Andererseits legen die eher überschaubaren Gewinne der SP in den Kantonen Luzern (+0,9 Prozent) und Zürich (+0,4 Prozent) den Schluss nahe, dass die Sozialdemokraten ohne den Telefon-Kraftakt Wähleranteile eingebüsst hätten. Für Generalsekretärin Flavia Wasserfallen ist das aber eine «müssige» Spekulation. «Für viele Kampagnenformen fehlen der SP schlicht die Mittel. Wir können das Land nicht mit einer aggressiven Plakatkampagne überziehen. Unser Trumpf sind unsere Mitglieder, die der Partei ihre wertvolle Zeit spenden.»

Das sollen sie im Herbst erneut tun. Ziel der SP für die nationalen Wahlen: Tausende Mitglieder sollen mit 100'000 Verwandten, Bekannten und Freunden sprechen.

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