Nur noch einmal pro Woche?
Knatsch um Veröffentlichung der Corona-Zahlen

Das Bundesamt für Gesundheit will nur noch einmal in der Woche Corona-Fallzahlen veröffentlichen. Das ist einigen zu riskant.
Publiziert: 30.03.2022 um 18:37 Uhr
Lea Hartmann

Wie entwickelt sich die Pandemie? Ist eine neue Welle im Anmarsch? Welche Folgen haben die Lockerungen? Und wie sieht es in den Spitälern aus? Die Covid-Statistik des Bundes lieferte in den vergangenen zwei Pandemie-Jahren wichtige Informationen zur Corona-Situation im Land. Täglich von Montag bis Freitag veröffentlichte das Bundesamt für Gesundheit (BAG) die Fallzahlen, Zahlen zu Hospitalisierungen, Belegung der Intensivstationen und durchgeführter Impfungen.

Nun will das BAG damit aufhören. Künftig sollen die nationalen Corona-Zahlen nur noch einmal wöchentlich aktualisiert werden, gab das Amt vergangene Woche bekannt. Ein tägliches Update ist aus Sicht des Bundes nicht mehr nötig. Schliesslich hat der Bundesrat heute bekannt gegeben, auch noch die letzten verbliebenen Schutzmassnahmen aufzuheben.

GDK drückt auf die Bremse

Das stösst in den Kantonen teilweise auf Kritik. Es sei noch zu früh, um die Zahlen nur noch einmal wöchentlich zu veröffentlichen, sagt Michael Jordi, Generalsekretär der Konferenz der kantonalen Gesundheitsdirektorinnen und -direktoren (GDK) zu SRF. «Das ist zumindest für die nächsten zwei bis drei Wochen problematisch, insofern, als auch die Isolation aufgehoben wird.» Die Bevölkerung sei damit zu Eigenverantwortung aufgerufen. Doch dafür müsse man sich auch ein Bild machen können, wie die Corona-Lage aussieht.

An der Corona-Experten-Medienkonferenz vergangene Woche teilte das Bundesamt für Gesundheit mit, dass man die Fallzahlen neu nur noch einmal pro Woche veröffentlicht werden. Im Bild: Taskforce-Präsidentin Tanja Stadler, Impfchef Christoph Berger und BAG-Vertreter Patrik Mathys (v.l.).
Foto: keystone-sda.ch
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Der Kanton Baselland steht hinter dem Anliegen der GDK, wie die Gesundheitsdirektion auf Anfrage mitteilt. Und das Luzerner Gesundheits- und Sozialdepartement sagt, dass es in der aktuellen Lage von Interesse sei, «dass die Kantone nicht nur die eigenen Daten täglich erhalten, sondern auch Kenntnis haben, wie sich die Lage in den anderen Kantonen entwickelt».

Andere Kantone stehen hinter dem BAG

Auch dem Zuger Kantonsarzt Rudolf Hauri, Präsident der Vereinigung der kantonalen Kantonsärztinnen und -ärzte, geht es zu schnell. Man sei auf zuverlässige Informationen angewiesen, um nicht blind durch die Pandemie zu steuern, sagt er auf Anfrage von Blick. «Wir würden es schätzen, wenn wir die Informationen häufiger bekämen als einmal wöchentlich.» Im Kanton Zug werde man schauen, dass man einen täglichen Überblick habe.

Dieser Meinung sind allerdings nicht alle Kantone. Bern, Zürich und Aargau beispielsweise befürworten den Entscheid des BAG. Auch Zürich publiziere seine Zahlen künftig nur noch einmal pro Woche, sagt die Zürcher Gesundheitsdirektion. «Aufgrund des Wegfallens der Isolationspflicht haben die Daten an Aussagekraft verloren», so die Begründung. Das gibt auch der Kanton Uri zu bedenken. Die Testresultate seien statistisch sowieso nicht mehr aussagekräftig. Wichtigster Indikator bleibe die Belegung der Spitäler, sagt der Urner Regierungssprecher Adrian Zurfluh. Intern erhalte man diese Zahl und könne somit reagieren, wenn die Anzahl Patientinnen und Patienten «eine gewisse Schwelle» überschreiten sollte.

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